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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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hinterher und schlug mir die Tür vor der Nase zu.
    Meine Tür. Vor meiner  Nase.
    So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Aus Jesses Erzählungen und den Episoden von Unsere Kleine Farm hatte ich ein anderes Bild vom neunzehnten Jahrhundert. Es ging eher in Richtung Butterfässer und abendlicher Vorlesestunde vor dem Kaminfeuer. Ohne zickige Reifrockträgerinnen, die einen vor die eigene Tür setzen.
    Verärgert wollte ich die Stufen der Veranda hinuntergehen – und wäre beinahe kopfüber in den Dreck gefallen. Da waren nämlich gar keine Stufen. Jedenfalls nicht da, wo sie eines Tages sein würden. Außer dem Mond, der auch noch just in diesem Moment von einer Wolke verdeckt war, hatte ich kein Licht gehabt, um das zu erkennen. Es war wirklich schaurig dunkel. Kein beruhigendes Leuchten einer Straßenlaterne weit und breit. Ich war mir nicht mal sicher, ob es dort, wo in meiner Zeit der Pine Crest Drive sein würde, überhaupt eine Straße gab.
    Ich schaute mich um – kein einziges Fenster, aus dem Licht gedrungen wäre. Ich sah noch nicht mal irgendwelche Fenster. Möglicherweise war das hier das einzige Haus in weitem Umkreis.
    Das Haus, vor dessen Tür ich gerade gesetzt worden war. Ich war im Jahr 1850 gestrandet und wusste nicht, wohin. Oder zu wem. Geschweige denn, wie. Also blieb nur die altertümliche Methode: laufen.
    Ja, ich hätte zu Fuß zur Mission gehen können, wo ich Paul vermutete. Ich reckte den Hals und versuchte, die vertraute rote Kuppel der Basilika zu erspähen, die man von meiner Veranda zwischen den Hügeln von Carmel ausmachen konnte.
    Aber statt des Carmel Valley und der blinkenden Lichter, die auf dem Wasser reflektierten, sah ich rings um mich herum nur Dunkelheit. Kein Licht. Keine rote Kuppel. Keine Flutlichter für die Touri-Attraktionen. Nichts.
    Offenbar war das elektrische Licht noch nicht erfunden. Gott, wie sollte man sich hier denn bitte zurechtfinden? Was hatten die Leute denn damals zur Orientierung benutzt? Die Sterne?
    Hm, vielleicht war das wirklich eine Möglichkeit? Ich schaute zum Himmel hoch und wäre schon wieder fast von der Veranda gefallen. So viele Sterne auf einem Haufen hatte ich noch nie im Leben gesehen. Die Milchstraße war ein dicker weißer Strich und strahlte so hell, dass sie fast dem Mond (der endlich wieder hinter seiner Wolke hervorgekrochen kam) Konkurrenz machte.
    Wow. Kein Wunder, dass ich bei Jesse nie damit auftrumpfen konnte, dass ich den Großen Wagen identifizieren kann.
    Ich seufzte. Mir blieb nichts anderes übrig, als in die ungefähre Richtung der Mission aufzubrechen. Und zu hoffen, dass ich auf dem Weg dorthin Paul treffen würde. Oder Jesse – den Damals-Jesse, um genau zu sein.
    Endlich hatte ich auch einen sicheren Weg von dieser verdammten Veranda gefunden, nämlich ein paar wackelige Holzbohlen, die nichts mit der heutigen zementierten Treppe gemein hatten. Also, der … ähm … späteren heutigen … meiner heutigen … Und dann spürte ich plötzlich Regentropfen auf mir.
    Dicke kalte Tropfen prasselten auf mich ein. Ich blickte hinauf, um mich zu vergewissern, dass es auch wirklich Regen war und nicht zufällig jemand, der seinen Nachttopf über mir ausleerte (argh!). Da sah ich die dicke Wolkenbank über dem Meer heraufziehen. Die Sterne hatten mich so fasziniert, dass ich die Wolken gar nicht wahrgenommen hatte.
    Na herrlich, dachte ich. Da reise ich anderthalb Jahrhunderte in der Zeit zurück und was ist der Lohn für meine Mühe? Ein Rausschmiss und Regen. Starker Regen.
    Ein Blitz erhellte den Himmel. Kurz darauf folgte dumpfes Donnergrollen.
    Super, auch noch ein Gewitter. So hatte ich mir das wahrlich nicht vorgestellt: dass ich anno 1850 durch ein Unwetter irren würde.
    Der Wind frischte auf und wehte einen Geruch herüber, den ich nicht sofort einordnen konnte. Nach ein paar Augenblicken fiel es mir dann ein. Ich erinnerte mich an meine Spaziergänge durch den Central Park während meiner Zeit in Brooklyn.
    Pferde. Es waren Pferde in der Nähe.
    Also musste hier auch irgendwo eine Scheune sein. Eine trockene Scheune. Eine trockene Scheune ohne Frauen in Reifröcken, die mich vor die Tür setzen konnten.
    Mit eingezogenem Kopf rannte ich durch den mittlerweile sintflutartigen Regen in die Richtung, aus der der Pferdegeruch kam. Bald hatte ich das Haus halb umrundet und stand vor einer riesigen Scheune – genau an der Stelle, an der Andy seinen Swimmingpool bauen wollte, wenn wir alle das College abgeschlossen

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