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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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berichtete ihr, dass ich mit einem Freund im Krankenhaus war. Um acht Uhr rief ich den einzigen Menschen an, der mir jetzt vermutlich noch helfen konnte.
    Pater Dominic war in der Nacht zuvor aus San Francisco zurückgekehrt. Wortlos hörte er mir zu.
    »Pater, ich glaube … ich glaube, ich habe etwas sehr Schlimmes getan. Ich wollte das gar nicht, aber … Jesse ist hier. Der echte Jesse. Der lebendige. Wir sind hier im Krankenhaus. Können Sie bitte kommen?«
    Das tat er. Als ich die hochgewachsene, stattliche Erscheinung sah, die sich auf die Hartplastikstühle zubewegte, auf denen wir warteten, wäre ich fast wieder zusammengebrochen.
    Aber ich riss mich zusammen und sprang auf. Einen Moment später lag ich in seinen Armen.
    »Was ist passiert?«, murmelte er immer und immer wieder, nicht nur an mich gerichtet, sondern offensichtlich auch an Paul. »Was habt ihr beiden bloß getan?«
    »Etwas Furchtbares.« Ich löste mein tränenverschmiertes Gesicht von seiner Brust. »Aber wir wollten das nicht.«
    »Wir wollten ihn retten«, sagte Paul kleinlaut. »Sein Leben retten. Das hätten wir auch fast geschafft …«
    »Bis ich ihn dann mit zurückgebracht hab. Ach, Pater Dominic …«
    Er beruhigte mich und ging dann in Jesses Krankenzimmer. Da lag er, ganz ruhig, seine flachen Atemzüge konnten nicht einmal die Bettdecke anheben. Selbst Geister-Jesse, dachte ich im Stillen, hätte jetzt lebendiger ausgesehen als Lebend-Jesse.
    Pater Dominic bekreuzigte sich vor Schreck, als er Jesse sah. Neben dem Bett stand eine Schwester. Sie maß Jesses Puls und trug das Ergebnis in die Krankenakte ein. Als sie Pater Dominic sah, warf sie ihm einen traurigen Blick zu und verließ das Zimmer.
    Pater Dominic schaute Jesse an, und ich bemerkte – zum allerersten Mal, seit wir uns kannten –, dass seine Brille beschlagen war.
    Er schwieg.
    »Sie wollen erst wissen, wo er versichert ist, bevor sie weitere Untersuchungen machen«, bemerkte ich bitter.
    »Ich verstehe«, sagte Pater Dom nur.
    »Ich weiß gar nicht, wozu die noch was untersuchen wollen«, warf Paul ein.
    »Warum sollten sie das nicht tun?«, blaffte ich ihn an. Ich ließ all meine Wut an ihm aus statt an der Person, die es am meisten verdient hätte – an mir selbst. »Vielleicht finden sie noch was, vielleicht können sie ihm dann helfen …«
    »Paul, liegt Ihr Großvater nicht auch hier im Krankenhaus?«
    »Glaube schon.« Paul löste seinen Blick von Jesse. »Ich meine, ja, Pater.«
    »Vielleicht sollten Sie ihn mal besuchen«, sagte Pater Dom mit ruhiger Stimme. Seine bloße Anwesenheit hatte tatsächlich etwas Beruhigendes. »Wenn er bei Bewusstsein ist, kann er uns vielleicht behilflich sein.«
    Paul blickte trotzig drein. »Mit mir wird er bestimmt nicht reden. Selbst wenn er wach ist.«
    Ungerührt fuhr Pater Dominic fort: »Wenn uns diese Situation eines lehren kann, dann dass das Leben vergänglich ist. Und dass man seinen Frieden machen sollte, solange man die Möglichkeit dazu hat. Bevor es zu spät ist. Gehen Sie, Paul, gehen Sie zu Ihrem Großvater und schließen Sie Frieden.«
    Paul wollte widersprechen, aber ein Blick von Pater Dom ließ ihn verstummen. Er sah mich noch einmal an und trollte sich dann aus dem Zimmer.
    »Seien Sie nicht zu streng mit ihm, Susannah«, sagte Pater Dominic. »Er dachte, er tut das Richtige.«
    Ich war zu erschöpft, um über das Thema einen Streit vom Zaun zu brechen. Viel zu erschöpft.
    »Er dachte, er könnte mir Jesse wegnehmen. Sogar die Erinnerung an ihn.« Das war alles, was ich dazu sagte.
    Der Pater zuckte nur die Achseln. »In letzter Konsequenz wäre das vielleicht sogar besser gewesen, meinen Sie nicht auch? Besser als das hier zumindest?« Er deutete mit dem Kopf auf Jesses leblosen Körper.
    Da konnte ich nicht mal widersprechen.
    »Irgendwann hätte er ohnehin gehen müssen, Susannah. Irgendwann einmal.«
    »Ich weiß …« Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals.
    In diesem Augenblick fiel es mir wieder ein: Auch Pater Dominic hatte schon mal einen Geist in seinem Leben gehabt. Den Geist eines Mädchens, das er vor langer Zeit geliebt hatte – vielleicht sogar so sehr, wie ich Jesse liebte.
    »Ich …« Mir fehlten die Worte. Der Kloß in meinem Hals war zu gigantischen Ausmaßen angewachsen. »Es tut mir leid, Pater Dominic, das hatte ich vergessen …«
    Milde lächelnd strich mir der Priester über den Arm.
    »Seien Sie nicht zu streng mit Paul«, sagte er. Und mit einem letzten Blick auf

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