Susannah Bd.3 - Auch Engel sind gefährlich
gefährliche Bewegung angesichts von vier zornigen, durchgeknallten jungen Geistern um ihn herum. Aber er tat es.
Als ich sah, wie wütend die RLS-Engel schimmerten, ging ich einen Schritt näher auf ihn zu. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich übernehme die Mädchen, du die Jungs.«
»Nein.« Jesse presste entschieden die Lippen aufeinander. »Geh jetzt, Susannah. Während sie mit mir beschäftigt sind, rennst du die Straße runter und schnappst dir das nächstbeste Automobil, das du bekommen kannst. Und damit fährst du irgendwohin, wo du in Sicherheit bist.«
Aber klar doch. Sonst noch was?
»Glaubst du wirklich, ich lass dich hier mit denen allein?« Ich starrte ihn an. »Bist du total verrückt oder was?«
»Susannah«, zischte er. »Du verstehst das nicht. Die werden dich umbringen …«
Ich musste lachen. Meine ganze Wut auf Jesse war wie weggeblasen.
Jesse hatte recht. Ich verstand es wirklich nicht.
»Sollen sie’s doch versuchen«, sagte ich.
Und schon stürzten sie sich auf uns.
Offenbar hatten die Engel eine ähnliche Abmachung, wie ich sie Jesse vorgeschlagen hatte, denn die Mädchen rauschten auf mich zu, die Jungs auf Jesse. Allzu entsetzt war ich darüber nicht. Okay, zwei gegen einen ist natürlich immer unfair, aber wenn man das mit den telekinetischen Kräften außer Acht ließ, hatte ich das Gefühl, dass ich den Mädels mitnichten unterlegen war. Schon in dem Moment, als sie auf mich losgingen, war klar, dass Carrie und Felicia zu Lebzeiten keine Kämpfe durchzustehen gehabt hatten. Demnach hatten sie keine Ahnung, wohin ein Fausthieb platziert werden sollte, um möglichst wehzutun.
Zumindest dachte ich das - bis sie anfingen, auf mich einzuprügeln. Ich hatte blöderweise nicht bedacht, dass diese toten Furien - und ihre männlichen Freunde - so richtig, richtig wütend waren.
Und zwar mit gutem Grund, wenn man es recht bedachte. Okay, zu Lebzeiten waren sie vielleicht allesamt Arschlöcher gewesen. Mit ihrem elitären Getue und ihrer Party-Besessenheit waren sie nicht gerade der Typ Mensch, mit dem ich gern meine Zeit verbracht hätte. Aber sie waren ja noch jung gewesen. Irgendwann hätten
sie sich wenn schon nicht in vernünftige, so doch wenigstens in leistungsfähige erwachsene Mitglieder der Gesellschaft verwandelt.
Dem hatte Michael Meducci aber einen Riegel vorgeschoben. Und darüber waren sie zu Recht mehr als stinkig.
Natürlich war ihr Verhalten zu Lebzeiten nicht gerade fehlerfrei gewesen. Ich meine, sie hatten schließlich eine Party geschmissen, auf der Lila Meducci schweren Schaden erlitten hatte, und das nicht nur aufgrund ihrer eigenen Dummheit, sondern auch aufgrund des fahrlässigen Verhaltens der RLS-Engel - und ihrer Eltern.
Aber das schien die vier jetzt nicht im Mindesten zu bekümmern. Nein, aus ihrer Sicht waren sie einfach beschissen worden. Um ihr Leben. Und dafür musste jemand bezahlen.
Als Erstes natürlich Michael Meducci. Und darüber hinaus jeder, der die Engel daran hindern wollte, ihr Ziel zu erreichen.
Ihr Zorn war ein echter Großbrand. Ich war wahrscheinlich in meinem ganzen Leben noch nie so absolut und verzehrend wütend gewesen wie diese vier jetzt. Klar war ich schon mal sauer gewesen. Aber niemals so sauer und niemals über so lange Zeit.
Die RLS-Engel waren in Rage. Und das ließen sie an Jesse und mir aus.
Den ersten Schlag sah ich gar nicht kommen. Er ließ mich herumwirbeln, genau wie der Sattelschlepper
den Rambler hatte herumwirbeln lassen. Ich spürte, wie meine Lippe aufplatzte und mir Blut wie aus einem Springbrunnen ins Gesicht schoss. Einiges davon landete auf den Abendkleidern der Mädchen.
Sie bemerkten es aber gar nicht, sondern schlugen einfach weiter zu.
Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich hätte nicht zurückgeschlagen. Hab ich gemacht. Und ich war gut. Echt gut.
Aber leider nicht gut genug. Ich war gezwungen, meine Ansicht zum Thema „zwei gegen einen“zu revidieren. Doch, es war in höchstem Maße unfair. Felicia Bruce und Carrie Whitman waren dabei, mich totzuprügeln.
Und ich konnte verdammt noch mal nichts dagegen tun.
Ich konnte noch nicht mal zu Jesse rüberschielen, um zu sehen, ob es ihm wenigstens besser erging als mir. Jedes Mal, wenn ich den Kopf zu drehen versuchte, kollidierte er wieder mit einer Faust. Schon bald konnte ich überhaupt nichts mehr erkennen. Blut rann mir in die Augen. Anscheinend stammte es von einem Riss an meiner Stirn. Oder waren mir
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