Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst
stecken Sie einfach einen Stechpalmenzweig an Ihren Kragen«, sagte sie. »Und wir erzählen allen Leuten, Sie seien ein exzentrischer Mensch.«
Plötzlich sagte eine Männerstimme hinter ihr: »Fröhliche Weihnachten!«
Sie wandte sich um. »Bill! Ihr Anblick macht mich ganz klein und zaghaft. Sie sehen so - so imponierend aus im Abendanzug.«
Bill errötete ein wenig und musterte sie lächelnd. »Sie sehen bezaubernd aus, Susanne.«
Susy erinnerte sich an ihre Pflichten. »Darf ich bekanntmachen? Herr Sander - Dr. Barry.«
Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hände. Susy dachte: >Philipp Sander gefällt Bill, also ist er in Ordnung.<
Der große Raum füllte sich immer mehr. Nun begannen die Musiker, die bisher ihre Instrumente gestimmt hatten, eine beschwingte Melodie zu spielen.
»Wollen wir tanzen?« fragte Bill.
Er tanzte nicht besonders gut und führte sie mit besorgtem Gesicht durch die Menge. Heute sah man nur hier und da jemand in Tracht. Die meisten Schwestern und Ärzte waren in Abendtoilette erschienen und beinahe nicht wiederzuerkennen.
Bill machte leichte Konversation. Wie die meisten mittelmäßigen Tänzer versuchte er von seiner Unsicherheit durch Sprechen abzulenken. Susy murmelte Antworten. Es war angenehm, mit Bill zu tanzen, stellte sie fest. Seine Schulter befand sich dicht neben ihrer Wange. Sie war breit und zuverlässig, eine gute Schulter, auf die man sich im Notfall stützen konnte.
Eine Hand berührte Susys Ellenbogen, und das hübsche Gesicht Dr. Lamsons tauchte vor ihr auf. Er kam, um Bill abzulösen. Bill wandte sich verdrossen ab und ging wortlos davon.
Dr. Lamson tanzte ausgezeichnet. Er führte Susy leicht und geschickt, völlig im Einklang mit der Musik. Dabei hielt er sie dicht an sich gepreßt - zu dicht. Susy rückte ein wenig von ihm ab, aber er zog sie sogleich wieder an sich. Er sprach kein Wort während des Tanzes und geleitete sie danach schweigend zu ihrer Nische. »Darf ich auch den nächsten Tanz haben?« bat er dann.
Philipp Sander fing einen flehenden Blick Susys auf.
»Tut mir leid«, sagte er schnell. »Aber der nächste Tanz gehört mir, nicht wahr, Susanne?« Er tat, als kennten sie sich schon lange und hätten bereits verabredet, den nächsten Tanz miteinander zu tanzen.
»Das war nett von Ihnen«, sagte Susy dankbar, während sie durch den Saal schwebten. »Ich habe gar nichts gegen Dr. Lamson.
Aber er ist manchmal ein bißchen zudringlich.«
»Geben Sie mir einen Wink, wenn Sie von ihm befreit werden wollen«, antwortete Phil. Susy wunderte sich ein wenig über seinen grimmigen Ton. Ob alle Männer Dr. Lamson nicht mochten? Sie schaute über Phils Schulter nach Bill aus, aber er war nirgends zu sehen. Wie ärgerlich er fortgegangen war! Nun, er würde darüber wegkommen müssen.
Das Orchester spielte vorzüglich, und es verbreitete sich bald eine festliche Stimmung. Junge Füße, die es gewohnt waren, im Dienst für das Krankenhaus über Steinfußböden und Linoleum zu eilen, glitten leicht im Rhythmus der Musik dahin. Hin und wieder erschien ein Mädchen an der Tür und fragte flüsternd nach einem Arzt, der sogleich eilig davonging. Nachtschwestern in Tracht, im Begriff zum Dienst zu gehen, blieben einen Augenblick an der Tür stehen und wurden von ausgelassenen Hausärzten mit einem »Ach, bitte nur eine Runde!« entführt. Alle Augen glänzten vor Lebensfreude. Gelächter, Geplauder und Gesang erfüllte den großen Saal.
Susy tanzte mit Dr. Parker, der schon lange auf eine Gelegenheit dazu gewartet hatte und bitter enttäuscht war, als Dr. Lamson ihn ablöste. Dann tanzte sie wieder mit Bill, der lächelnd und ruhig zurückgekehrt war. Sie fühlte sich unbeschreiblich glücklich. Es war ein herrlicher Abend, die Musik spielte wundervoll, und es war Weihnachten.
Wenn Philipp Sander es übers Herz brachte, Connie für kurze Zeit allein zu lassen, unterhielt er sich mit Susy. Einmal, als sie zusammen tanzten, bat er schüchtern: »Erzählen Sie mir ein wenig von Connie. Wie ist es, wenn man sie immer um sich hat? Sie erscheint mir so entzückend, aber manchmal sehr fern. Ich möchte gern wissen, was sie für ihre Freundinnen bedeutet.«
»Für mich ist sie einer der liebsten Menschen, die ich kenne«, antwortete Susy warm. »Außerdem ist sie der beste Kamerad der Welt. Sie hätten nur sehen sollen, wie sie mir, als wir eines Abends ausgeschlossen waren, auf den Efeu am Schwesternhaus hinaufhalf. Nachdem ich durch ein Fenster
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