Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
Vom Netzwerk:
blieb weiterhin unbefriedigt. Vor dem Ball bekamen sie Phil nicht zu sehen.
    Auch diesmal sorgten die Hausärzte für die Unterhaltung am
    Weihnachtsabend. Die Art der Veranstaltungen war jedesmal verschieden gewesen. Im vergangenen Jahr hatten sie ein Theaterstück aufgeführt, vor zwei Jahren war eine Reihe kleinerer Vorführungen gezeigt worden, auf die allgemeiner Tanz folgte.
    In diesem Jahr sollte nun ein großer Ball stattfinden, und zwar in dem Wohnzimmer von Haus Grafton, das fast so groß wie ein Saal war. Die Ärzte hatten ein kaltes Büfett und ein Orchester von acht Mann bestellt. Alle ohne Ausnahme waren eingeladen und durften Freunde mitbringen. Drei Tage lang wurde an der Ausschmückung des Wohnzimmers gearbeitet. Schwestern, die arglos in Pyjamas oder Morgenröcken durchs Haus gingen, flohen kreischend bei dem Anblick männlicher Gestalten, die auf Leitern umherkletterten. Nachtschwestern beschwerten sich über das ewige Gehämmer. Das Küchenmädchen trat auf einen Nagel und mußte zur Unfallstation gebracht werden. Aber bald gewöhnten sich die Schwestern daran, ihr Wohnzimmer in einen grünen Tannenwald verwandelt zu sehen, sich an Stechpalmen zu stechen und unter Mistelzweigen hindurchzugehen, die über jeder Tür hingen.
    Susy machte es Freude, sich zum Ball umzuziehen. Sie hatte so lange Zeit Tracht getragen, daß die seidene Unterwäsche und die dünnen Seidenstrümpfe ihr das Gefühl gaben, ein ganz anderer Mensch zu sein. Es erschien ihr fast unglaublich, daß die Füße, die sie nun in leichte silberne Sandalen steckte, dieselben Füße waren, die tagsüber in Schuhen mit flachen Absätzen auf dem gekachelten Fußboden des Operationssaales gestanden hatten.
    »Susy!« rief Kit vor der Tür. »Kann ich hineinkommen?«
    »Natürlich.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Kit rauschte in einem schwarzen Tüllkleid ins Zimmer.
    »Kit, du siehst fabelhaft aus!« rief Susy. »Wie eine internationale Spionin im Film.«
    Kit strahlte. »Das freut mich. In einem schwarzen Kleid komme ich mir immer vor, als hätte ich eine rasend interessante Vergangenheit voller Duelle und Selbstmorde hinter mir. Beeil dich, Susy. Phil ist hier. Connie ist schon hinuntergegangen.«
    »Wirklich? Wir werden ihn also endlich kennenlernen. Wie sieht Connie aus?«
    »Einfach süß! Sie hat ein entzückendes türkisfarbenes Kleid an. Aber das macht es nicht allein. Sie leuchtet von innen her. Glaubst du, Liebe würde mich auch so verschönern?« Kit besah sich prüfend im Spiegel.
    Susy lachte, nahm ein duftiges rauchblaues Chiffonkleid vom Stuhl und streifte es über den Kopf. Leise raschelnd fiel es über die seidene Unterwäsche.
    »Donnerwetter!« rief Kit bewundernd. »In dem Kleid siehst du blendend aus.«
    Strahlend sah Susy in den Spiegel. Die rauchblaue Farbe hob das Leuchten ihrer Haare und die Zartheit ihrer Haut noch mehr hervor. Ihre Augen glänzten groß und dunkel.
    »Es ist hübsch, nicht wahr?« Susy lachte glücklich und erregt. »Ich komme mir wie verzaubert vor.«
    Sie betupfte ihre Nase noch einmal mit Puder und schlüpfte in den Abendmantel aus schwarzem Samt, den die Mutter ihr zu dem Kleid gemacht hatte. »Komm! Ich sterbe vor Verlangen, Phil zu sehen.«
    Der Fahrstuhl quietschte wie gewöhnlich, während er sie zum ersten Stock hinunterbeförderte. Connie und Phil saßen gesittet in einer Nische des Wohnzimmers.
    Connie, klein und zart in ihrem türkisfarbenen Abendkleid, kam ihnen mit leuchtenden Augen entgegen.
    »Ihr seht entzückend aus!« sagte sie. Und dann, ein wenig scheu: »Kommt, ich stelle euch Phil vor.«
    Er stand abwartend in der Nische, ein kleiner, ernst blickender junger Mann in Schwarzweiß. Als Connie ihm winkte, kam er hastig auf sie zu. Susy hatte ihn auf den ersten Blick gern. Er hatte ein festes Kinn und einen ernsten Mund. Seine grauen Augen hinter der Hornbrille blickten ruhig, sanft und freundlich.
    Susy atmete erleichtert auf. Dies war kein Mitgiftjäger, sondern ein sehr sympathischer Junge.
    Seine Stimme war leise und wohlklingend. »Ich habe soeben schon zu Connie gesagt, sie solle nicht erschrecken, wenn sie plötzlich so etwas wie einen Pistolenschuß hört. Dieses steife Hemd gehört jemand, der bedeutend schlanker ist als ich. Bei der geringsten Bewegung, die ich mache, kracht es wie ein Eisberg.« Er lachte. »Es kann jeden Augenblick auseinanderknallen, wie man das manchmal in komischen Filmen sieht.«
    »Er ist süß«, dachte Susy und lächelte ihn an. »Im Notfall

Weitere Kostenlose Bücher