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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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morgen wieder nicht ausgeschlafen. Es ist schon nach zwölf.«
    »Wir wollen noch warten, bis Marianna aus dem Badezimmer kommt. Ob sie ein paar Kleider von uns annehmen würde?«
    »Ich weiß nicht recht. Sie scheint ziemlich stolz zu sein. Vielleicht warten wir lieber, bis sie uns besser kennt.«
    Die Freundinnen knipsten das Licht aus und ließen nur eine Lampe über der Couch brennen. Sie waren sehr erleichtert, daß das Gespenst sie nun nicht mehr behelligen würde. Bald tauchte Marianna rosig und frisch aus dem Badezimmer auf. Unter der Schmutzschicht war ein hübsches, intelligentes junges Gesicht zum Vorschein gekommen, auf dem ihr angenommenes mürrisches Wesen noch keine Spuren hinterlassen hatte. Marianna hatte auch ihre Haare gewaschen und steckte in Susys Pyjama. »Ah, ich fühl mich prima!« rief sie strahlend.
    »Das ist fein«, sagte Kit. »Dein Bett ist schon gemacht. Hoffentlich schläfst du gut.«
    »Ganz bestimmt!«

Zwischenspiel
    Marianna pflegte noch bei Dunkelheit aufzustehen. Dann fegte und schrubbte sie mit solcher Heftigkeit, daß die Mädchen um die Teppiche bangten. Sie klapperte in der Küche mit Tellern und Töpfen und plantschte ausgiebig mit Wasser. Sie fuhr wie ein wilder Märzwind durch das kleine Haus. Susy, die um diese Zeit noch im Bett lag, schüttelte verwundert den Kopf. Himmel, das klang ja nach einem Erdbeben!
    Wenn Marianna am Nachmittag heimkam, machte sie die Schlafzimmer sauber. Kit und Susy sahen nur wenig von ihr. Sie befürchtete offenbar zu stören. Wenn die beiden zu Hause blieben, ging sie meistens unter einem Vorwand fort.
    Kit und Susy aßen abends regelmäßig in dem kleinen Restaurant an der Ecke. Hin und wieder forderten sie Marianna zum Mitkommen auf. Ein paarmal ließ sie sich auch überreden und ging mit, aber sie bestand immer darauf, ihr Essen selbst zu bezahlen.
    Bei diesen Gelegenheiten litten Kit und Susy wahre Qualen. Es kostete sie große Mühe, die Fassung zu bewahren, wenn das große kräftige Mädchen in den zerlumpten Sachen an ihrem Tisch laut und ungeniert in ihrem entsetzlichen Englisch daherschwadronierte, wenn sie, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, geräuschvoll schmatzte und schlürfte, die Serviette auf die Erde fallen ließ und sich mit allen Fingern der Hand im Mund herumfuhr.
    »Was für ein gemütliches Stündchen!« rief Kit nach einem solchen Zusammensein verzweifelt. »Muß sie sich denn so entsetzlich benehmen? Ich glaube, sie macht das mit Absicht.«
    »Ja und nein«, antwortete Susy, während sie sich in den einzigen bequemen Sessel ihres Zimmers sinken ließ.
    »Nun weiß ich es ganz genau«, erwiderte Kit spöttisch. »Übrigens - vielen Dank für den angebotenen Platz.«
    »Setz dich aufs Bett; das hält allerlei aus. Ich meine, Marianna fühlt sich unsicher. Sie weiß sehr gut, daß sie sich nicht richtig zu benehmen versteht. Deshalb tut sie so, als wäre ihr das ganz gleichgültig, und benimmt sich besonders schlecht. Sie tut mir leid.«
    »Ich glaube, du hast recht. Wenn sie wenigstens ein paar anständige Sachen zum Anziehen von uns annehmen wollte! Von dem bißchen Geld, das sie verdient, kann sie sich nichts kaufen.«
    »Ich fürchte, sie wird nichts annehmen. Aber gerade das gefällt
    mir an ihr. Sie ist sehr stolz - wenn auch am falschen Platz.«
    »Na ja. Aber sie würde sich doch auch selber viel wohler fühlen, wenn sie hübsch angezogen wäre. Und vielleicht würde sie sich in besseren Kleidern auch besser benehmen.«
    »Ja, das könnte sein. Laß uns mal nachdenken! Was würden wir tun, wenn wir sie auf unserer Besuchsliste stehen hätten? Im Grunde ist sie ja tatsächlich ein Fall für Henry Street. Sollte eine Fürsorgeschwester im Privatleben nicht mit einem Problem fertig werden, das ihr im Beruf jeden Tag begegnet? Also - was würdest du tun?«
    Kit überlegte. »Man müßte ihr solche Gründe entgegenhalten, die ihr einleuchten. Das haben wir in Psychologie gelernt. Fräulein Fir- rell sagt, die Leute nähmen jeden Rat an, wenn man nur die richtige Taktik anwende.«
    »Hm. Das ist leichter gesagt als getan. Welche Taktik würdest du für Marianna vorschlagen?«
    »Die gleiche, die sie anwendet - nämlich mit dem Schmiedehammer. Was meinst du zu folgendem?« Kit sprach eine ganze Weile auf Susy ein.
    Susy hörte schmunzelnd zu. »Wir wollen es versuchen!« rief sie, als Kit endlich schwieg.
    Am nächsten Abend fingen sie Marianna ab und erklärten ihr rundheraus, daß sie ein paar Kleider von ihnen

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