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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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häuslichen Pflege, wobei ihr nur ihre Tasche, ihre jugendliche Kraft und ihre Begeisterung zur Seite standen. Bald wußte sie, in welchen Fällen sie einen Krankenwagen rufen mußte, und bald kannte sie auch die Ärzte und die Fahrer der Krankenwagen. Sie lernte es, feindseligen Familienmitgliedern mit Überredungskunst und Takt zu begegnen. Sie lernte erfinden und improvisieren. Aus einem Korbstuhl machte sie eine Wiege, aus einem Holzbrett ein Tablett und aus einer Ölkanne, auf deren Tülle sie einen Gummischlauch steckte, wurde eine Dusche. Susy badete Kranke, machte Betten und gab Medizin ein. Sie lernte es, zu schweigen und im Verkehr mit groben Hauswirten ihr Temperament zu zügeln. Sie lernte es auch, sich während der Mittagspause zu entspannen, so daß sie sich nach kurzer Zeit wieder erfrischt auf den Weg machen konnte.
    Wenn nicht gerade eine Epidemie herrschte, waren die Nachmittage verhältnismäßig ruhig. Dann schloß Susy allerlei Freundschaften - oft auf die sonderbarste Weise und an den sonderbarsten Orten. Sie lernte menschenfreundliche Straßenkehrer kennen, die alles wußten, was in den Häusern ihrer Straßen vor sich ging. Sie benachrichtigten Susy, wenn jemand krank war oder Hilfe brauchte. Ein Polizist hielt sie an und fragte sie nach einer Diät für sich selbst. Ein
    Postbote bat sie um Broschüren über Säuglingspflege, die er seiner Schwester schicken wollte. Ein alter gütiger Rabbi lief ihr auf der Straße nach und drückte ihr eine Zehndollarnote in die Hand »für solche von meinen Leuten, die in Not sind«. Einmal geriet sie in einen gewaltigen Volksauflauf. Es wurde eine Hochzeit gefeiert, wie sie erfuhr. Leere Flaschen flogen durch die Luft. Einige Teilnehmer gingen mit Fäusten aufeinander los. Trotz verzweifelter Anstrengungen gelang es ihr nicht, sich aus der Menge zu lösen. Schließlich wurde sie von sechs lachenden Polizisten eingekreist und unter brausenden Hochrufen in Sicherheit gebracht.
    Susy schrieb begeisterte Briefe nach Hause und an Bill. Bill meinte in einem Antwortbrief, alles, was sie jetzt lerne, würde später, wenn sie verheiratet wären, von unschätzbarem Wert für ihn sein. »Natürlich heirate ich dich nicht deines Berufes wegen«, fügte er hinzu. Er fragte nach Connie und erkundigte sich, wo und wann ihre Hochzeit stattfinden werde. Vielleicht könnte er es möglich machen, daran teilzunehmen.
    Susy jubelte. Sie würde Bill wiedersehen! Vielleicht konnten sie auf Connies Hochzeit ihre Verlobung bekanntmachen. Aber nein - bei der Hochzeit war Connie die Hauptperson. Die Verlobung hatte Zeit bis nach der Feier. Sie seufzte glücklich. War dies nicht ein wunderbares Jahr? Connie schrieb regelmäßig an die beiden Freundinnen. Ihr letzter Brief war aus Baltimore gekommen, wo sie zu Besuch bei Freunden weilte. Ihrem Verlobten Phil ging es gut. Das Datum der Hochzeit stand noch nicht fest. Sie wollte es den Mädchen bald mitteilen. Sie und Phil hatten beschlossen, nach der Hochzeit sofort heimzufahren. Eine Hochzeitsreise würden sie nicht machen.
    Kit war recht enttäuscht, als sie das las. »So was Dummes! Connie besitzt eine Million Dollar, und nun können sie nicht mal eine Hochzeitsreise machen!«
    »Sie schreibt nichts davon, daß sie nicht können, sondern daß sie nicht wollen«, erwiderte Susy. »Möglich, daß Phil es sich nicht leisten kann und kein Geld von Connie annehmen will. Aber ich glaube, ihnen liegt gar nichts an einer Hochzeitsreise.«
    Im März gab es eine Reihe schöner warmer Tage. Im Osten New Yorks erschienen über Nacht Blumenkästen an den Fenstern. Kleine Jungen spielten Murmeln. Kleine Mädchen zeichneten Hopskästen auf den Asphalt und hopsten darin herum oder schwangen ihre Springseile. Helle Kinderstimmen gellten durch die Straßen. Im
    März fand Susy auch eine Stellung für Marianna, und zwar als Prüferin in einem Versandwarenhaus.
    »Was soll ich denn da machen?« fragte Marianna.
    »Du mußt die Bestellungen mit der Ware vergleichen, ehe sie abgesandt wird; das ist alles. Dort wirst du besser bezahlt als jetzt, und die Arbeitszeit ist auch günstiger.«
    Susy sagte nicht, daß sie sich von der neuen Umgebung einen guten Einfluß auf Marianna erhoffte. Bald nachdem Marianna die Stellung angetreten hatte, bemerkten die Mädchen auch wirklich, daß sie viel besser sprach als früher, und sie erwarteten eine weitere Entwicklung. Marianna jedoch schien der Meinung zu sein, daß es nun genug der Verbesserungen sei. Der

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