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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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weißgedeckten Tische hinweg. Susy stützte das Kinn in ihre zitternde Hand und sah ihn unglücklich an. Schließlich wandte er ihr langsam den Kopf zu. »Du liebst mich nicht.«
    Susy fuhr zurück. »Aber Bill! Wie kannst du so etwas sagen!«
    »Wenn du mich liebtest, würde ich dir mehr bedeuten als dieser verschwommene Idealismus um Henry Street.«
    Susys Lippen wurden zu einer schmalen farblosen Linie.
    »Und wenn du mich liebtest, würdest du etwas mehr Rücksicht auf meine Gefühle nehmen und auf das, was mir wichtig ist! Dann könntest du nicht etwas von mir verlangen, was ich für unfair halte.«
    »Ach, du würdest solche Gefühle gar nicht haben, wenn du mich liebtest! Dann würde alles übrige dir gleichgültig sein.«
    »Dasselbe könnte ich dir vorwerfen.« Auf Susys Wangen erschienen rote Flecken, und ihre Augen blitzten böse. »Du denkst immer nur an dich. Es ist dir gleich, was du mir antust, wenn du nur deinen Willen bekommst.«
    Bill sah sie voll an. »Hast du schon mal etwas von Leuten gehört, die im Glashaus sitzen?«
    Entsetzt starrten sie einander an. Es war doch nicht möglich, daß sie solche Dinge zueinander sagten, daß sie sich mit harten, bitteren Worten, spitz wie Steine, bewarfen! Konnte das Wirklichkeit sein? Nein, unmöglich! Um sie herum ertönte Gelächter und Musik. Gleich würden sie ebenfalls lachen, aufstehen und tanzen.
    Ein Augenblick verging in frostigem Schweigen. Dann sagte Bill langsam: »Du gehörst also zu den ehrgeizigen Mädchen, die einen Mann ein halbes Leben lang hinhalten. Das hätte ich früher wissen müssen!«
    »Und ich hätte dir glauben sollen, als du sagtest, du seiest altmodisch - ein Mann, der seine Frau beherrschen will - als wäre sie eine Idiotin!«
    Bills Lippen kräuselten sich. »Ein Glück, daß wir das noch rechtzeitig bemerkt haben, nicht wahr?«
    Susy sah ihn mit einem langen Blick an. »Ich schließe daraus, daß du dich nicht in eine unglückliche Ehe stürzen willst. Ich möchte das auch nicht.« Während sie das Zittern ihrer Hände zu verbergen suchte, streifte sie den Brillantring ab, legte ihn neben Bills unberührte Kaffeetasse und stand auf. Bill sprang erschrocken vom Stuhl. Sein Gesicht war schneeweiß. »Aber Susanne —« Unsicher nahm er den Ring in die Hand.
    »Es tut mir leid, daß es so enden muß, Bill.« Ihre Stimme klang dünn, als käme sie von weit her. »Ich - wünsche dir viel Glück.« Und dann, da Bill sie nur schweigend anstarrte, drehte sie sich um und floh davon.
    Bill blieb regungslos auf demselben Fleck stehen, bis ihr roter Schopf nicht mehr zu sehen war. Dann hob er wie im Traum die Hand und blickte auf den Brillantring. Der schöne Stein blitzte und funkelte, während er ihn unbewußt hin und her drehte.

Marianna als Trösterin
    Mit blinden Augen starrte Susy während der Heimfahrt im Taxi vor sich hin. Vor dem kleinen Haus angelangt, bezahlte sie den Fahrer, stieg die Stufen hinauf und schloß leise die Haustür auf, um Marianna nicht zu stören. Langsam ging sie nach oben, zog sich aus und kroch ins Bett. Dort lag sie still auf dem Rücken, die Arme schlaff an der Seite. Lange lag sie so wie betäubt, ohne sich zu rühren - ja, selbst ohne zu denken.
    Nach einer Weile hörte sie durch das dumpfe Brausen der Großstadt den gellenden Pfiff einer Lokomotive. Unwillkürlich hob sie die Hand, als wollte sie etwas aufhalten. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Mit einem Ruck warf sie sich aufs Gesicht und umklammerte krampfhaft die Zipfel ihres Kopfkissens. Ihr Körper schüttelte sich. Susy, die fast niemals weinte, schluchzte so heftig, daß ihr die Brust schmerzte. »Bill!« flüsterte sie vor sich hin. »Bill, lieber Bill!«
    Sie hörte es nicht, daß ihre Zimmertür geöffnet wurde, und zuckte leicht zusammen, als Marianna leise rief: »Jeses, Susy, was ist los?« Verzweifelt biß sie sich auf die Lippen. Marianna setzte sich aufs Bett und streichelte ihre zuckenden Schultern. »Ich habe dich nach Hause kommen hören«, sagte sie sanft. »Du bist schon da? Wo ist denn dein Freund geblieben?«
    »Er ist fort!«
    »Deshalb brauchst du doch nicht zu weinen. Er kommt ja wieder.«
    Von neuem wurde Susy von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt. Sie brachte keinen Ton heraus. Marianna beugte sich über sie, nahm sie in ihre Arme und wartete darauf, daß der Sturm sich beruhigte. Sie mußte sehr lange warten, aber endlich ebbte das furchtbare Weinen ab. Schweigend streichelte sie über die roten Locken, bis Susy

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