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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Bill nicht heiraten! Aber sie hatte doch immer vorgehabt, Bill zu heiraten. Ihr ganzes Leben war darauf gerichtet gewesen. Jetzt hatte sie plötzlich kein Ziel mehr, keine Zukunftsaussicht. Alles, was ihr das Leben lebenswert gemacht hatte, war auf einmal nicht mehr da. Sie hatte ihren Schwerpunkt verloren.
    Rasch stand sie auf und zog sich an, um ihre Gedanken abzulenken. Diesmal war es nicht so wie damals, als sie glaubte, Bill verloren zu haben, weil er ein anderes Mädchen liebte. Unter der Qual von damals hatte immer noch ein Hoffnungsfunken geglommen, obwohl sie das damals nicht gewußt hatte. Aber jetzt wußte sie es, denn jetzt gab es keine Hoffnung mehr. Bill wollte sie nicht heiraten.
    »Es ist, als wäre er gestorben«, dachte sie, während sie sich damit abquälte, ihre Manschetten zu befestigen. Von jetzt an würden ihre Gedanken, welchen Weg sie auch immer nahmen, gegen diese Wand stoßen. Sie würde sich damit abfinden müssen, wie man sich mit dem Tod abfindet, weil einem nichts anderes übrig bleibt.
    Kit schien bereits alles zu wissen. Beim Frühstück machte sie keine Bemerkung über Susys Blässe und fragte auch nicht, wie der gestrige Abend gewesen sei. >Marianna hat es ihr erzählt<, dachte Susy dumpf. >Also brauche ich nichts weiter zu sagen. Sie wird das schon verstehen.<
    Als die Mädchen auf dem Untergrundbahnhof standen und auf ihren Zug warteten, sagte Kit: »Ich bin sehr, sehr traurig, Susy.« Mehr wurde nicht über die Sache gesprochen. Die Schwestern im Büro zogen Susy wegen ihres schlechten Aussehens auf. Sie habe wohl die ganze Nacht durchgetanzt, meinten sie. Susy machte einen kläglichen Versuch zu lachen. Als sie fortgehen wollte, hielt Fräulein Farrar sie zurück. »Ich habe eine neue Aufgabe für Sie, Fräulein Barden. Fräulein Glines geht vom Mütterklub fort. Wollen Sie ihren Platz einnehmen?«
    »Ja, sehr gern.«
    »Das ist fein. Jeder Kursus dauert zehn Wochen. Sie können zunächst einmal zuhören und Erfrischungen herumreichen und dann den nächsten Kursus übernehmen.«
    Susy nickte. »Fräulein Farrar«, begann sie unvermittelt, »was geschieht, wenn eine Schwester abgehen will, die erst kurze Zeit - sagen wir ein halbes Jahr - für die Henry-Street-Stiftung gearbeitet hat?«
    »Nun, sie kündigt einen Monat vorher und geht dann ab.«
    »Und man findet es nicht unfair, daß sie abgeht, nachdem sie gerade erst mit der Ausbildung fertig ist?«
    »Aber nein! Wie kommen Sie denn darauf? Wollen Sie uns etwa verlassen?«
    »Nein. Ich werde hier wohl - mein Leben lang bleiben. Aber andere Organisationen regen sich furchtbar auf, wenn man weniger als zwei Jahre auf seinem Arbeitsplatz bleibt. Ich dachte — Im HenryKreis sagte einmal jemand, daß eine Schwester eigentlich erst von Nutzen sei, wenn sie mindestens ein Jahr lang im eigenen Bezirk arbeitet. Ich dachte daher, es würde nicht gern gesehen, wenn man sofort nach der Ausbildung abgeht.«
    »Aber davon ist gar keine Rede! Fräulein MacDonald wünscht, daß sich die Schwestern absolut frei fühlen. Sie können jederzeit fortgehen. Das ist Tradition bei der Henry-Street-Stiftung.«
    »Ach!« hauchte Susy nur.
    Fräulein Farrar lächelte abwesend und wandte sich den Schriftstücken auf ihrem Schreibtisch zu. »Der neue Kursus im Mütterklub beginnt am nächsten Donnerstag.«
    Nun sollte sich Susy also auf ein neues Gebiet der Volksgesundheitspflege begeben. Bis zum Donnerstag hatte sie Zeit genug, sich ein wenig zusammenzureißen und die erschreckende Tatsache zu verdauen, daß sie selber alles durch ihre Torheit verdorben hatte, weil sie sich nicht rechtzeitig danach erkundigt hatte, wie man in der Henry-Street-Stiftung über den Abgang einer Schwester dachte.
    >Ich glaube, es kam nur daher, weil ich gar nicht fortgehen woll- te<, sagte sie sich ehrlich. >Ich nahm es an, weil ich wünschte, daß es so sei. Aber unaufrichtig war ich nicht! Mit Absicht habe ich Bill das nicht angetan. Ich wäre ohne weiteres fortgegangen, wenn ich das gewußt hätte - und wenn er nicht versucht hätte, mich zu zwingen. Nein, anführen wollte ich ihn nicht. Und wenn ich dumm gewesen bin, so war Kit es auch. Sie dachte dasselbe wie ich. Ach, Bill, lieber Bill!<
    Aber das alles änderte nichts daran, daß Bill diktatorisch gewesen war. Er hatte sie zu einer Handlung zu überreden versucht, die sie für unmoralisch gehalten hatte. >Wie konnte er es wagen, mir derartig die Pistole auf die Brust zu setzen!< dachte sie und geriet von neuem in

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