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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Bill?«
    »Ja, sicher. Es hat ein wenig Ärger gegeben, aber nichts von Bedeutung - außer den Typhuskranken.«
    »Hast du immer noch nicht entdeckt, wie sie sich infiziert haben?«
    »Nein.«
    »Keine neuen Erkrankungen?«
    »Nein.«
    »Sonderbar!«
    »Das kann man wohl sagen!«
    »Na, dann also bis Sonnabend.«
    »Hallo! Willst du schon anhängen?«
    »Natürlich! Das Gespräch kostet dich ja ein Vermögen!«
    Bill stöhnte. »Du bist also eins von diesen praktischen geizigen Weibern! Das hätte ich früher wissen müssen. Ich sehe dich schon nach zehn Jahren vor mir - mit harten Augen, dünnen Lippen —«
    Die Grübchen kamen zum Vorschein. »Wie sollte ich nach zehnjähriger Ehe mit dir anders aussehen? Es ist besser, ich fange schon jetzt an zu üben. Auf Wiedersehen, Dr. Barry - bis Sonnabend!«
    Susy hängte rasch an und stand lachend auf. Mit federnden Schritten, die Wangen gerötet, ging sie ins Zimmer zurück. Die Mutter blickte ihr mit runden Augen entgegen.
    Dr. Barden schmunzelte. »Deine Mutter ist ein wenig schockiert darüber, in welchem Ton du dich mit deinem zukünftigen Mann unterhältst.«
    »Ach, das will ich nicht sagen«, wehrte die Mutter ab. »Freilich ist der Ton heute anders als in unseren Tagen. Ich weiß nicht, was dein Vater von mir gedacht hätte, wenn ich so zu ihm gesprochen hätte wie du zu Bill.«
    »Wie hast du denn zu Pa gesprochen?« Susy glitt auf ihren Stuhl,
    ohne ihn vom Tisch abzuziehen - genauso wie sie es als Kind gemacht hatte. »Hast du ihn etwa bis zu eurem Hochzeitstag mit Sie angeredet?«
    »Nein, das nicht, aber ich war immer bescheiden und zurückhaltend.«
    »Ach, du lieber Himmel! Wie hast du sie nur dazu gebracht, dir ihr Jawort zu geben, Pa?«
    »Hm.« Dr. Barden schmunzelte wieder. »Sie hatte mir einmal gesagt, daß sie es recht unpassend finde, wenn ein junger Mann ein Mädchen küßt, mit dem er nicht verlobt ist. Na und dann - nach dem stürmischen Überfall — Erinnerst du dich an den stürmischen Überfall, Mammi?«
    »Aber Ted!« wehrte seine Frau verlegen ab.
    »Mammi, du errötest ja!« rief Susy. »Sieh sie doch nur an, Pa! Also, was geschah dann?«
    Der Vater kicherte. »Ja, durch diesen stürmischen Überfall hatte ich das Anstandsgefühl deiner Mutter derart verletzt, daß ich mein Vergehen nur durch einen Heiratsantrag wiedergutmachen konnte.«
    »Dein Vater übertreibt wie gewöhnlich«, wandte die Mutter ein. »Ich habe mich bestimmt nicht anders als jedes andere Mädchen benommen.«
    Dr. Barden lachte belustigt.
    Susy musterte ihre Eltern neugierig. Bisher hatte sie sie immer nur in Beziehung zu sich selbst gesehen. Die Vorstellung, daß die Eltern auch einmal ein junges verlobtes Paar gewesen waren, erschien ihr recht sonderbar. Sie liebten sich immer noch nach all den vielen Jahren. » ... ich hoffe, Bill und ich werden auch so sein«, dachte Susy.
    Wieder klingelte das Telefon. Diesmal war der Anruf für Dr. Barden. Als er vom Apparat zurückkam, blieb er an der Tür stehen. »Frau Leighton bekommt ihr Kind«, sagte er kurz. »Ich werde wohl die Nacht über fortbleiben.« Seine Schultern sackten ein wenig nach vorn wie unter einer Bürde, und Susy fiel ein, daß die Leightons weit draußen auf dem Lande wohnten.
    Frau Barden stand sofort auf. »Dann mußt du den dicken Mantel anziehen. Hast du auch Schneeketten am Wagen? Ich fürchte, es gibt einen bösen Schneesturm.« Sie eilte geschäftig aus dem Zimmer, und er ging wie ein folgsames Kind hinter ihr her.
    Susy schob ihren Stuhl zurück, ging zum Fenster und starrte auf den schiefergrauen Himmel. Schon schwebten die ersten dünnen Flocken durch die Luft. Vom Hafen her ertönte das Heulen des Nebelhorns. Die Haustür fiel ins Schloß, und einen Augenblick später hörte Susy die Schritte ihrer Mutter hinter sich.
    »Mammi«, sagte sie, ohne sich umzudrehen. »Bill will mit dem Wagen herkommen.«
    »Heute ist Donnerstag«, entgegnete die Mutter ruhig. »Soviel ich verstanden habe, kommt er doch erst Sonnabend. Bis dahin ist der Sturm sicherlich vorüber.«
    »Ja, aber wenn es schlimm wird, werden die Straßen nachher scheußlich sein. Und - vielleicht ist er jetzt gerade draußen.«
    »Dein Vater ist auch unterwegs.«
    Eine Zeitlang schwiegen beide. Dann wandte sich Susy um. »Ich habe bisher nie darüber nachgedacht. Du mußt bei jedem Sturm so gefühlt haben wie ich jetzt, wenn Pa draußen war.«
    »Ja, gewiß«, antwortete die Mutter. »Aber es lohnt sich.«
    »Ich bin froh, daß du das

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