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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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näherten sich der Haustür. Gleich würde die Glocke läuten. Aber nein, es blieb alles still. Wie merkwürdig! Susy schloß die Finger fester um das Glas in ihrer Hand.
    »Susy!« Der Ruf klang dringend, obwohl er nur leise war.
    Hastig stellte Susy das Glas auf den Tisch und sprang auf. Die Haustür war vom Schnee zugeweht. Susy stemmte sich mit aller Kraft dagegen und stieß sie auf. Ein Wirbel von Schneeflocken drang von draußen herein. Eine große schattenhafte Gestalt stolperte aus dem Dunkel auf Susy zu und umfing sie mit starken Armen.
    »Bill!« hauchte sie, die Wange gegen eine Kamelhaarschulter gepreßt. »Was ist ...«
    Kalte, schneefeuchte Lippen drückten sich auf ihren Mund, und sie spürte überrascht einen kratzenden Schnurrbart. »Mein Geliebtes!« Aus den geflüsterten Worten klang ein sonderbar ungestümes Verlangen, sie zu beschützen, und seine Arme umschlangen sie wie eiserne Reifen.
    »Was ist denn, Bill?« fragte sie ganz verwirrt.
    »Gehen wir hinein, Liebes. Du holst dir ja hier draußen den Tod.«
    In der dämmrigen Diele zog Bill den Mantel aus, schüttelte den Schnee ab. Susy sah ihm schweigend, fragend zu. Selbst bei dem ungewissen Licht konnte sie erkennen, daß er bleich und elend aussah. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, aber der Mund unter dem ungewohnten Schnurrbart war unverändert lieb und zärtlich. Er legte einen Arm um sie und zog sie ins Wohnzimmer zum Kamin hin. Das Licht des Feuers umspielte ihn, als er dort vor ihr stand - die schmalen Hüften, die breiten Schultern, den fein geformten Kopf mit dem dunklen Haar. Seine Augen sahen erbarmungswürdig müde aus, aber es lag noch etwas anderes darin.
    »Was ist denn nur, Bill? Bitte erzähle mir alles.«
    »Liebes - ich —« er stockte. »Susy, mein Vater - ist gestorben.«
    »O Bill!« Weiter konnte Susy nichts sagen. Sie wußte, wie sehr Bill seinen Vater geliebt hatte.
    »Ich bekam die Nachricht heute nachmittag. Eliot hat telegrafiert. Es war ein Autounfall. Ich wollte nicht telefonieren. Ich - mußte dich sehen.«
    Susy streckte die Hände nach ihm aus, und er zog sie an sich. »Liebes«, flüsterte er, bevor sie etwas zu sagen vermochte, »ich fürchte, es wird - sehr schlimm - für uns beide.« Er ließ sie nicht aus den Armen. Susy sah schweigend zu ihm auf, ohne recht zu begreifen, was er gesagt hatte. Sie suchte nach Worten, um ihn zu trösten, fand jedoch keine.
    Er starrte über ihren Kopf hinweg in die Schatten des Zimmers. »Wir - können nicht heiraten - jedenfalls noch lange nicht. Ich muß jetzt für meinen Bruder sorgen.«
    Einen Augenblick schwieg Susy wie betäubt. Dann faßte sie sich. Ihre Finger schlangen sich fester um seine Hand. Jetzt fand sie Worte.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagte sie tröstend. »Wir werden schon irgendwie zurechtkommen. Natürlich mußt du für deinen Bruder sorgen.«
    »Du verstehst nicht, Liebes. Es wird sehr lange dauern. Ich kann dir nicht zumuten zu warten, bis .«
    »Red keinen Unsinn!« unterbrach Susy ihn energisch. »Selbstverständlich werde ich warten. Du hast lange genug auf mich gewartet. Ich gehöre doch zu dir. Du kannst mich nicht plötzlich beiseite schieben und alles allein tragen wollen.«
    »Aber ...«
    »Kein Aber!«
    »Ach, Susy!« Sie hielten sich eine Weile fest umschlungen.
    Endlich flüsterte Susy: »Wir sind uns also einig?«
    Bill ließ sie los. »Du mußt ja immer deinen Willen durchsetzen«, sagte er zärtlich.
    Nun sah sie wieder, wie elend er aussah. »Himmel, was für eine dumme Gans ich bin! Du bist ja vollkommen erschöpft. Die Fahrt muß furchtbar gewesen sein. Setz dich hin. Ich bring dir eine Tasse Kaffee.«
    Als sie mit einem beladenen Tablett zurückkam, saß er in dem Sessel ihres Vaters, die langen Beine weit von sich gestreckt. Erleichtert bemerkte sie, daß sein Gesicht nicht mehr den schmerzhaft gespannten Ausdruck von vorhin hatte. Während er den heißen Kaffee trank und die Butterbrote aß, die sie ihm zurechtgemacht hatte, kehrte auch etwas Farbe in seine Wangen zurück. Susy zog sich einen Sessel heran, kuschelte sich hinein und wartete schweigend, bis er gegessen hatte. Dann fragte sie: »Möchtest du jetzt alles mit mir besprechen oder lieber noch nicht?«
    »Doch, ich möchte, Liebes. Dazu bin ich ja hergekommen.« Er griff nach ihrer Hand und hielt sie zwischen beiden Händen fest, während er sprach. »Sieh mal - Pa —« Er stockte und fuhr dann mühsam fort: »Pa hat in seinem Leben nie gespart. Um Geld

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