Sushi Für Anfaenger
eine Woche früher lag); dazu kam die Nachricht, dass L‘Oreal Anzeigenseiten gekauft hatte; dazu kam weiterhin, dass Jack Devine nicht im Büro war und dass eine Kiste Champagner eintraf, der als Preis für ein Leserinnen-Preisausschreiben gedacht war. (»In welcher Region Frankreichs wird Champagner gemacht? Antwort auf einer Postkarte an... Das Los entscheidet, der Gewinner bekommt zwölf Flaschen von dem besten...«)
Lisas Blick wanderte zu dem Champagner, auf ihre Uhr Viertel vor vier - und zu ihren Mitarbeitern. Sie hatten in den letzten drei Wochen so viel gearbeitet, und Colleen nahm endlich Form an und würde nicht als Katastrophe enden. Und ihr war eingefallen, wie wichtig es war, für gute Stimmung im Team zu sorgen. Allerdings - wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie Lust auf ein Gläschen Sekt hatte, und vermutete, dass sie eine Meuterei provozieren würde, wenn sie sich allein eins genehmigte.
Sie räusperte sich theatralisch. »Ehm«, begann sie fröhlich. »Hätte jemand Lust auf ein Glas Champagner?«
Vielsagend neigte sie den gestylten Kopf in Richtung Kiste, und es dauerte keine Sekunde, bis alle begriffen hatten, was sie meinte.
»Aber was ist mit dem Leserinnen-Preisausschreiben?«, fragte Ashling besorgt.
»Halt, verdammt noch mal, die Klappe«, zischte Trix und wandte sich dann an Lisa. »Das ist doch eine fantastische Idee, Lisa«, schmeichelte sie ihr. »Wir feiern die L‘Oreal-Anzeige, die du eingesackt hast.«
Es bedurfte keiner zweiten Aufforderung. Die Worte »Lisa sagt, wir können den Preisausschreiben-Champagner trinken, Lisa sagt, wir können den Preisausschreiben-Champagner trinken« gingen wie eine wispernde Brise in der Redaktion um, die Bleistifte wurden fallen gelassen, die Haltung entspannte sich. Sogar Mercedes sah fröhlich aus.
»Wir haben gar keine Gläser.« Lisa war bekümmert.
»Kein Problem.« Bevor Lisa es sich anders überlegen konnte, trug Trix schon ein Tablett mit schmutzigen Kaffeetassen zur Damentoilette. Es war das erste Mal seit einem halben Jahr, dass sie den Abwasch machte. Sie war in rekordverdächtiger Zeit wieder zurück, und es machte nichts, dass sie die Tassen nicht richtig ausgespült hatte, denn sollte es sehr schäumen, würde man das auf den Champagner zurückführen.
»Er ist nicht besonders gekühlt, fürchte ich«, sagte Lisa mit Anmut und platzierte einen angestoßenen Becher mit der Aufschrift ›Surfer machen es im Stehen‹, bis zum Rand gefüllt mit sprudelndem Champagner, in Kelvins beringte Hände.
»Wen stört das schon«, sagte Kelvin begeistert und freute sich, dass er bei der Feier mitmachen durfte, obwohl er nicht zum Coll een-Team gehörte. Das Trüppchen der Sekretariatsmitarbeiter stand in der Ecke zusammen und wartete, ob es auch etwas abbekam. Laute Seufzer der Erleichterung gingen durch den Raum, als Lisa eine zweite Flasche öffnete und einen Kaffeebecher mit der Aufschrift ›Kaum zu glauben, dass es keine Butter ist‹, einen weiteren mit ›Kia-Ora, alles für den Hund‹ und zwei mit ›Drin ist, was drauf steht‹ mit Champagner füllte.
»Auf Ihr Wohl, Mrs. Morley.« Lisa reichte den Becher mit ›Kaum zu glauben, dass es keine Butter ist‹ Jacks Sekretärin mit dem ausgeprägten Beschützerinstinkt.
»Prost«, murmelte Mrs. Morley misstrauisch.
Als jeder einen Becher in der Hand hatte, hob Lisa ihren und sagte: »Auf euch! Vielen Dank für die harte Arbeit, die ihr in den letzten drei Wochen geleistet habt.«
Ashling und Mercedes sahen sich einen Moment lang ungläubig an. Man hätte schwören mögen, Lisa sei schon betrunken.
Alle tranken den Champagner in kleinen Schlucken. Außer Trix, sie hatte ihren in großen Zügen geleert. Aber die anderen brauchten nicht lange, um sie einzuholen. Schweigen breitete sich aus, während Blicke zwischen dem (wie radioaktives Material knisternden und zischenden) Schaum auf dem Becherboden und den zehn vollen Flaschen hin und her wanderten.
Lisa durchbrach das Schweigen und sagte in aller Unschuld: »Sollen wir noch eine aufmachen?«, als wäre sie eben erst auf diesen Gedanken gekommen.
»Warum eigentlich nicht?« Trix verstand es sehr gut, in einem Ton der kompletten Gleichgültigkeit zu sprechen.
»Sicher, warum nicht?« Der eine Becher hatte Mrs. Morley ganz weich gestimmt.
Doch als Lisa den Drahtverschluss aufdrehte, öffnete sich die Tür, und alle sahen gespannt hoch. Mist! Es war durchaus möglich, dass Jack ausflippen würde, wenn er sie
Weitere Kostenlose Bücher