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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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hatte geben lassen, bevor sie aus London abgereist war). Sie bürstete sich die Haare, bis sie glänzten - was sie im Nu taten. Sie glänzten immer , dank des Conditioners, des Anti-Locken-Haarsprays und des Friseurs, bei dem sie sich die Haare föhnen ließ.
    Um zehn vor eins kam das Taxi, und sie und Jack verließen zusammen die Redaktion, verfolgt von den neugierigen Blicken der gesamten Belegschaft. Lisa war aufgeregt, weil sie Jack ganz für sich hatte, und praktisch auf Tuchfühlung, und sie plante, ihn in dem engen Innenraum des Taxis »versehentlich« mit ihren nackten schlanken Beinen zu streifen. Aber kaum saßen sie im Auto, da klingelte Jacks Mobiltelefon, worauf er die Fahrt über mit dem Rechtsbeistand des Radiosenders über eine einstweilige Vertilgung diskutierte, die gegen den Sender wegen eines kontroversen Interviews mit einem Bischof, der eine Affäre gehabt hatte, verhängt worden war. Die Gelegenheit zu einer flüchtigen Berührung ergab sich einfach nicht.
    »Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt«, beschwerte sich Jack bei seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. »Heutzutage ist es außergewöhnlich, wenn man einen Bischof findet, der keine Affäre hatte. Eher stellt sich die Frage, warum der Mann überhaupt interviewt werden soll.«
    »Wie geht es Ihnen, Lisa?«, fragte der Taxifahrer. »Haben Sie inzwischen eine Wohnung gefunden?«
    Lisa beugte sich vor. Wer war dieser Mann, der über ihr Leben Bescheid wusste? Dann sah sie, dass es derselbe Taxifahrer war, der sie in ihrer ersten Woche in Dublin zu verschiedenen Wohnungsbesichtigungen gefahren hatte.
    »O ja, ich habe ein kleines Haus südlich der South Circular Road gefunden«, sagte sie höflich.
    »South Circular?« Er nickte zufrieden. »Einer der wenigen Teile Dublins, der nicht von Yuppies überlaufen ist.«
    »Aber es ist trotzdem ganz nett da«, verteidigte Lisa die Gegend.
    Dann fiel ihr ein, dass sie noch eine Frage an ihn hatte. »Was ist denn damals passiert, als Sie die Mädchenbande zur Rede gestellt haben, die Ihre vierzehnjährige Tochter drangsaliert hat? Beim letzten Mal hatten Sie keine Zeit mehr, mir das Ende zu erzählen.«
    »Sie lassen sie seitdem in Ruhe«, sagte er lächelnd. »Und meine Tochter ist wie ausgewechselt.«
    Als Lisa ausstieg, sagte er: »Liam ist der Name. Sie können in Zukunft nach mir fragen.«
    Jack telefonierte immer noch, als sie in dem hübschen, belebten Restaurant an ihren Tisch in der Mitte des Raumes geführt wurden. Das gefiel Lisa. Jack sah zwar aus, als hätte er seinen Anzug in einer Mülltonne gefunden, aber er sprach mit großer Autorität in sein Mobiltelefon, und das machte vieles wieder wett. Ein paar Gäste in ihrer Nähe griffen sofort nach ihren eigenen Mobiltelefonen, als sie ihn sahen, und führten völlig überflüssige Gespräche.
    Nachdem Jack versprochen hatte, dass er bis fünf Uhr mit einer Lösung aufwarten würde, steckte er das Telefon ein. »Entschuldigen Sie bitte, Lisa.«
    »Das macht doch nichts«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihren neuen Source-Lippenstift besonders gut zur Geltung brachte.
    Aber das Telefongespräch hatte die Leichtigkeit in Jacks Stimmung weggeblasen. Er war wieder ernst und gequält und konnte nicht zu einem Flirt überredet werden. Obwohl das nicht hieß, dass sie nicht flirten durfte.
    »Auf uns«, sagte Lisa mit einem vielsagenden Lächeln und stieß mit Jack an. Dann fügte sie hinzu, um ihn zu verwirren und ihn auf Trab zu halten: »Möge Colleen wachsen und gedeihen.«
    »Darauf trinke ich gern.« Er hob das Glas und schaffte es zu lächeln, aber offensichtlich waren seine Gedanken woanders. Am liebsten hätte er über die Arbeit gesprochen, über Leseranalysen, Druckkosten, ob man eine Bücherseite machen sollte. Außerdem schien er sich nicht recht wohl zu fühlen in dem todschicken Ambiente des Halo. Er mühte sich mit seiner Vorspeise ab, einem nur schwer zu bändigenden Endiviensalat, spießte die Blätter auf die Gabel und versuchte sie in den Mund zu schieben. »Herrgott!«, rief er plötzlich, als ein widerspenstiges Salatblatt sich wieder entfaltete und von der Gabel sprang. »Ich komme mir vor wie eine Giraffe!«
    Lisa passte sich der Stimmung an. Sie sah, dass es keinen Zweck hatte, das entspannte Geplänkel von dem Abend in ihrer Küche wieder entstehen zu lassen; er war einfach nicht dazu aufgelegt. Zu viel ging ihm im Kopf herum, zu viel bedrückte ihn, und sie fühlte sich geschmeichelt, dass er

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