Sushi Für Anfaenger
wartete, als um sieben Minuten nach zehn das Telefon klingelte.
»Geh dran«, sagte Joy und nickte in Richtung Telefon. Aber fast hatte Ashling Angst, falls er es nicht war.
»Hallo«, sagte sie zaghaft.
»Hallo, ist dort Ashling, die Schutzheilige der Komiker? Hier ist Marcus. Marcus Valentine.«
»Hallo«, sagte Ashling.
Nur mit Lippenbewegungen teilte sie Joy mit: Er ist es, und tupfte dann mit dem Finger auf ihr Gesicht, um die Sommersprossen anzudeuten.
»Wie hast du mich genannt?«, fragte sie mit einem Kichern.
»Schutzheilige der Komiker. Bei Ted Mullins erstem Auftritt hast du ihm ausgeholfen, erinnerst du dich? Und da habe ich gedacht, diese Frau ist die Freundin der Komiker.«
Sie überlegte - die Idee der Schutzheiligen gefiel ihr.
»Und, wie geht es dir?«, fragte er. Sie mochte seine Stimme. Man würde nie erraten, dass sie zu einem sommersprossigen Typ gehörte. »Warst du bei irgendwelchen Comedy-Shows in letzter Zeit?«
Sie kicherte wieder. »Am Samstagabend war ich bei einer.«
»Davon musst du mir ganz genau berichten«, sagte er lachend mit seiner Sommersprossen-freien Stimme.
»Kann ich machen«, hörte sie sich zur Antwort kichern. Etwas in ihr wunderte sich, was das mit dem Gekicher sollte. Sie klang wie eine Blöde.
»Wie sieht‘s aus mit Samstagabend? Wollen wir zusammen spielen?«, schlug er vor.
»Oh, da habe ich keine Zeit.« Aufrichtiges Bedauern schwang in ihrer Stimme. Sie überlegte, ob sie ihm erklären sollte, das sie für Clodagh und Dylan auf die Kinder aufpasste, konnte sich aber irgendwie bremsen. Es würde nichts schaden, wenn er dachte, sie hätte ein erfülltes Leben.
»Fährst du über das lange Wochenende weg?« Er klang enttäuscht.
»Nein, ich habe nur am Samstagabend was vor.«
»Und ich am Sonntag.«
Damit trat Schweigen ein, bis beide auf einmal anfingen zu sprechen.
»Hast du am Montag was vor?«, fragte er, während sie sagte: »Wie wär‘s denn mit Montag?«
Sie kicherte. Schon wieder.
»Hört sich so an, als hätten wir einen Plan«, sagte er. »Was meinst du, wenn ich dich Montagmorgen anrufe - nicht zu früh und dann überlegen wir uns was?«
»Hört sich gut an!«
»Wunderbar«, sagte er mit einer warmen, viel versprechenden Stimme.
Ashling legte den Hörer auf. »Oh, mein Gott. Ich gehe am Montag mit dem sommersprossigen Marcus Valentine aus.« Sie war ganz aufgelöst vor Aufregung und Schock. »Ich hatte seit Jahren keine Verabredung mehr. Seit Phelim nicht.«
»Und? Bist du glücklich?«
Ashling nickte bedächtig. Jetzt, da er angerufen hatte, bestand wieder die Gefahr, dass er ihr nicht mehr gefiel.
»Also gut«, befahl Joy. »Jetzt müssen wir mit dir üben. Sprich mir nach: ›Oh, Marcus! Marcus!«‹
Als Ashling am nächsten Morgen zur Arbeit kam, rief Lisa sie zu sich an den Schreibtisch. »He, rate mal, wer mich gestern Abend angerufen hat.«
Ashling sah ihren kämpferischen, herausfordernden Ausdruck und das Glitzern des Triumphs in ihren grauen Augen.
»Marcus Valentine?« Wer wohl sonst?
»Ganz genau«, sagte Lisa. »Marcus Valentine.«
»Ach ja?« Ashling stemmte die Hand mit einer zanklustigen Gebärde in die Hüfte. »Mich hat er nämlich auch angerufen.«
Bei dieser Nachricht blieb Lisa der Mund offenstehen. Und sie hatte gedacht, sie wäre die Siegreiche!
»Wann triffst du dich mit ihm?«, fragte Ashling.
»Irgendwann nächste Woche.«
»Ach, wirklich? Ich gehe am Montag mit ihm aus. Das ist eher«, sagte sie noch, falls Lisa es nicht gemerkt haben sollte.
Sie und Lisa sahen sich kampfbereit an.
»Das heißt, ich gewinne!« Ashling wusste nicht, was über sie gekommen war.
Lisa war perplex und funkelte Ashling an, die sich Mühe gab, ihrer milden Miene einen entschlossenen Ausdruck zu geben.
Lisa war übertrumpft worden. Und zu ihrer eigenen Überraschung fand sie es witzig.
Sie fing an zu lachen. »Gut gemacht«, sagte sie amüsiert.
Es dauerte einen Moment, bis Ashling dem Stimmungsumschwung folgte, dann fing auch sie an zu lachen. Sie benahmen sich beide grotesk!
»Mann, Lisa, wir sind nicht mal hinter dem Gleichen her«, sagte Ashling, plötzlich erkühnt. »Warum macht es dir was aus?«
»Weiß nicht«, sagte Lisa und senkte den Kopf. »Eine Frau braucht wahrscheinlich ein Hobby.«
28
In der Redaktion von Randolph Media herrschte ein vor-ferienmäßiges Getriebe. Es war der Freitag vor dem verlängerten Wochenende im Juni (was Lisa in Verwirrung gestürzt hatte, weil in England der Feiertag
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