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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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breitschlagen lassen, eine neue Sechserpackung aufzumachen, aber sie gab jedesmal nach. Heute besonders leicht, weil jede Minute zählte.
    Sie riss die Zellophanhülle von der neuen Sechserpackung und knallte die Coco-Pops vor Craig auf den Tisch. Dann rannte sie im Nachthemd zum Auto und holte mehrere Einkaufstüten, die sie im Kofferraum versteckt hatte, ins Haus. Das machte sie oft, wenn sie sich etwas Neues zum Anziehen gekauft hatte. Obwohl sich Dylan nie beklagte, wenn sie Geld für Kleider ausgab, hatte sie trotzdem Schuldgefühle.
    Aber das hier war anders. Als Dylan am Feiertag arbeiten musste, hatte Clodagh die Kinder bei ihrer arthritischen Mutter abgegeben und einen Mini-Einkaufsbummel gemacht. Die Tüten, die sie ins Haus schleppte, enthielten jugendliche, modische Ausgehkleidung, von der sie nicht genau wusste, wie man sie trug. Sie hatte außerdem ein Kostüm gekauft, für ihren Termin bei der Arbeitsvermittlung, den sie Dylan verschwiegen hatte. Sie wusste nicht genau, warum sie ihm nichts davon erzählt hatte, aber ein vages, nicht fassbares Gefühl sagte ihr, dass er nicht einverstanden sein würde.
    Als sie wieder im Schlafzimmer war, riss sie hektisch die Preisschilder von dem grauen Rock mit passendem Jackett und zog sich an. Das Kostüm war teuer gewesen. So teuer, dass sich einem der Magen umdrehte, aber wenn sie erst eine Stelle hätte, so rechtfertigte sie sich, würde sie es immer wieder tragen können.
    Mit 15-Den-Strumpfhosen, hohen schwarzen Schuhen und einer weißen Bluse vervollständigte sie den Aufzug. Nachdem sie Lippenstift aufgetragen und ihr Haar zu einem ordentlichen Knoten aufgesteckt hatte, fand sie, dass sie gut aussah.
    Abgesehen von dem blutunterlaufenen Auge.
    Diesmal schaffte sie es nicht, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen. Flor war am Gartentor, als Clodagh Craig und Molly zur Tür hinausbugsierte.
    »Wie geht es Ihnen, Flor?«
    »Am Freitag war ich bei Frawley«, antwortete Flor. Frawley war ihr Arzt. Obwohl Clodagh ihn nicht kannte, hatte sie das Gefühl, ganz vertraut mit ihm zu sein.
    »Was hat er gesagt?«
    »Sie muss raus.«
    »Wer muss raus?«
    »Die Gebärmutter, was sonst?«, sagte Flor mit vor Überraschung hoher Stimme.
    »Himmel, das ist ja furchtbar.« Clodagh gab sich Mühe, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen, von Frau zu Frau.
    »Überhaupt nicht!«
    »Macht es Ihnen nichts aus?«
    »Warum sollte es?«
    »Haben Sie keine Angst, dass Sie...« Clodagh brach ab. Sie hatte sagen wollen: »... sich als Frau beeinträchtigt fühlen?« Aber das war fürchterlich taktlos. Stattdessen sagte sie: »Haben Sie keine Angst vor dem Verlust?«
    »Kein bisschen«, sagte Flor fröhlich. »Weg damit. Klar, ist doch sowieso nur Ärger. Hat doch nie was Gutes gebracht. Was ist heute bei Ihnen dran?«
    »Oh.« Clodagh war in größter Verlegenheit. »Sie könnten eventuell bügeln. Und vielleicht das Bad putzen. Wozu Sie sich in der Lage fühlen ...«
    Als Clodagh die Tür zu dem Büro der Arbeitsvermittlung in der Stadt öffnete, zitterten ihre Hände vor Beklommenheit und Aufregung. Sie blieb vor einem jungen Mädchen mit einem blonden Haarknoten stehen, dessen frische, rosige Gesichtshaut von einer dicken Schicht Grundierung bedeckt war.
    »Ich habe einen Termin bei Yvonne Hughes.«
    Das Mädchen erhob sich. »Hallo«, sagte sie cool und mit überraschendem Selbstbewusstsein. »Ich bin Yvonne Hughes.«
    »Oh.« Clodagh hatte jemand viel älteres erwartet.
    Dann schüttelte Yvonne ihr die Hand mit einem Händedruck, der es ohne weiteres mit dem eines männlichen Politikers aufnehmen konnte. »Nehmen Sie Platz!«
    Clodagh strich mit der Hand über ihren Lebenslauf, der in ihrer Handtasche etwas geknickt worden war.
    »Dann wollen wir mal sehen.« Yvonnes Handbewegungen waren behutsam und sehr bewusst. Sie strich immer wieder mit den Kuppen ihrer gespreizten kindlichen Finger über den Lebenslauf, glättete ihn, fuhr mit der flachen Hand darüber und richtete ihn an der Schreibtischkante aus. Um die erste Seite umzublättern, nahm sie die Ecke mit Daumen und Zeigefinger und rieb die Finger gegeneinander, um sicher zu sein, dass sie nicht zwei Blätter auf einmal aufnahm. Aus irgendeinem Grund irritierte Clodagh das maßlos.
    »Sie sind seit einiger Zeit nicht mehr für den Arbeitsmarkt verfügbar?«, sagte Yvonne. »Wie lange jetzt... seit über fünf Jahren?«
    »Damals war ich schwanger. Eigentlich wollte ich nicht so lange aussetzen, aber dann bekam ich ein zweites

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