Sushi Für Anfaenger
musste er es absolut satt haben, dauernd gepriesen und gelobt zu werden.
Deshalb war es eine richtige Überraschung, als er in die angestrengte Stille hinein sagte: »Hat dir die Show letzten Samstag gefallen?«
»Ja«, sagte sie. »Ihr wart alle sehr lustig.«
Sie spürte, dass er mehr erwartete, und fuhr fort: »Ich fand dich fantastisch.«
»Ah, es war nicht einer meiner besten Abende«, sagte er und zwinkerte auf eine Weise, die seine Bühnen-Unbeholfenheit erahnen ließ. Seine Erleichterung war spürbar.
Ashling war wieder dran: »Hast du auch einen Beruf, ich meine, abgesehen davon, dass du lustig bist.«
»Ich schreibe Software-Programme für Cablelink. Es geht da um die Aktualisierung des Netzes für Faseroptik.«
»Aha? Sehr interessant.«
»Faszinierend, wie?« Er lächelte bedauernd. »Kein Wunder, dass ich Entertainer sein will. Und was machst du?«
Oh, oh. »Ich arbeite bei einer Frauenzeitschrift.«
»Bei welcher?«
»Ehm, eh, Colleen.«
»Colleen ?« Sein Ausdruck veränderte sich. »Die wollen, dass ich eine Kolumne für sie schreibe. Lisa Soundso.«
»Edwards. Lisa Edwards. Sie ist meine Chefin«, gestand Ashling und fühlte sich schuldig, obwohl es dafür keinen Anlass gab.
Plötzlich wechselte sein Gesichtsausdruck und wurde hart und kalt vor Misstrauen. »Hast du dich deswegen mit mir getroffen? Um mich zu überreden, die Kolumne zu schreiben?«
»Nein! Überhaupt nicht!« Sie wollte auf keinen Fall als zu bestimmend gelten. »Ich habe nichts damit zu tun, und es ist mir auch egal, ob du sie schreibst oder nicht.«
Das stimmte nicht ganz. Wenn er einwilligte, die Kolumne zu schreiben, könnte sie sich damit schmücken, aber sie würde ihn nicht bedrängen.
Seine Unsicherheit rührte sie, und wie aus dem Nichts regte sich ihr Beschützerinstinkt.
»Ehrlich«, sagte sie sanft. »Ich habe mich mit dir getroffen, weil ich es wollte. Es hat mit niemandem sonst etwas zu tun.«
»Na gut«, sagte er und nickte nachdenklich. Dann lachte er. »Ich glaube dir - du hast ein ehrliches Gesicht.«
Ashling zog die Nase kraus. »Gott, das klingt ja furchtbar.« Sie zeigte auf sein leeres Bierglas. »Noch Tee, Herr Pfarrer?«
»Wie? Nein. Ashling, kann ich dich was fragen?« Sein Ton klang entschuldigend. »Hättest du was dagegen, mit mir zu einer Comedy-Show zu gehen? Da tritt einer auf, den ich mir sehr gern ansehen würde.«
»Klar, warum nicht.« Offensichtlich würde es bei dieser Verabredung nicht zu einem teuren Abendessen bei Kerzenlicht kommen. Vielleicht auch besser so.
Die Show war nur ein paar Straßen weiter, in einem anderen Pub. Marcus wurde an der Tür wie ein Mitglied der königlichen Familie begrüßt, und Ashling registrierte amüsiert, dass sie durchgewinkt wurden und nicht bezahlen mussten. In dem zum Bersten vollen Raum kam ständig jemand auf Marcus zu - die meisten ihrerseits Komiker - und Marcus stellte Ashling jedem vor. Daran könnte ich mich gewöhnen , dachte sie.
Die Show war nicht anders als die anderen, bei denen Ashling gewesen war: Eine große Menge Menschen füllte einen kleinen dunklen Raum, in dem es in einer Ecke eine winzige Bühne gab. Der Komiker, den Marcus sehen wollte, hatte sich allerhand bei einem manisch-depressiven Kranken abgeguckt und nannte sich Lithium-Mann.
Als sein zehn Minuten dauernder Auftritt vorbei war, berührte Marcus Ashling am Arm. »Meinetwegen können wir gehen.«
»Aber ich habe nichts dagegen, wenn wir bleiben ...«
Er schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Ich möchte mich mit dir unterhalten.«
Er lächelte ihr in dem dunklen Raum zu, und plötzlich bemerkte sie, dass er zwar normal aussah, aber eindeutig zur attraktiven Seite von normal neigte.
Als sie sich in einem anderen Pub niedergelassen hatten, fragte Marcus: »Und wie fandest du den Lithium-Mann?«
Sie überlegte. »Um ehrlich zu sein, er hat mir nicht besonders gut gefallen.«
»Ach ja? Wieso nicht?« Marcus schien an ihrer Meinung sehr interessiert zu sein, was sie schmeichelhaft fand.
»Ich finde es nicht besonders toll, wenn man sich über psychisch Kranke lustig macht«, sagte sie. »Es sei denn, man ist sehr witzig, und das war er nicht.«
»Und wen findest du lustig?«, fragte er hartnäckig.
»Na, dich, das ist doch klar.« Sie lachte ein bisschen zu schrill, aber das schien ihm nichts auszumachen. »Und du?«
»Na, mich natürlich.« Sie kicherten verschwörerisch. »Und Samuel Beckett.«
Ashling schrie vor Lachen, bis sie merkte, dass er es
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