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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Witz-Hobbys zu erfinden, wie Rennfahren oder Teufelsverehrung, und eine Liste echter Hobbys zusammenstellen wollten, war ihnen nicht sehr viel eingefallen.)
    »Was sind also Ihre Hobbys?«
    »Ehh ...« Was waren ihre Hobbys?
    »Interessen, Leidenschaften, so in die Richtung«, sagte Yvonne ungeduldig.
    Clodaghs Kopf war plötzlich leer. Ihr fiel nur ein, dass sie gern mit ihren gespaltenen Haarenden spielte: Sie zog die offenen Enden auf, um zu sehen, wie weit das Haar gespalten war. Auf diese Weise konnte sie sich stundenlang beschäftigen. Aber irgendwie wollte sie das Yvonne gegenüber nicht erwähnen.
    »Sehen Sie, ich habe zwei Kinder«, sagte sie schwach. »Die nehmen meine ganze Zeit in Anspruch.«
    Wenn Sie meinen , sagte der Blick, den Yvonne ihr zuwarf. »Wie ehrgeizig sind Sie?«
    Clodagh zuckte zurück. Sie war überhaupt nicht ehrgeizig. Ehrgeizige Menschen waren merkwürdig.
    »Als Sie im Reisebüro gearbeitet haben, was hat Ihnen da die größte Befriedigung bereitet?«
    Den Arbeitstag überstanden zu haben, soweit Clodagh sich erinnern konnte. Man musste, wenn man zur Arbeit kam - und das ging den anderen jungen Frauen in dem Reisebüro genauso -, das eigentliche Leben acht Stunden lang auf Eis legen und seine Energie auf das Warten richten.
    »Mit Menschen zu tun zu haben?«, half Yvonne ihr. »Probleme zu bewältigen? Einen Abschluss zustande zu bringen?«
    »Den Gehaltsscheck ausgehändigt zu bekommen«, sagte Clodagh und merkte im gleichen Moment, dass sie das nicht hätte sagen sollen. Es war auch lange her, dass sie ein Vorstellungsgespräch gehabt hatte. Sie hatte vergessen, mit welchen Plattitüden man die Fragen beantworten musste. Und soweit sie sich erinnern konnte, saß sie früher immer Männern gegenüber, und die waren um einiges netter gewesen als diese dumme Kuh.
    »Ich möchte nicht unbedingt wieder in einem Reisebüro arbeiten«, sagte Clodagh. »Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie mir eine Stelle bei... einer Zeitschrift anbieten könnten.«
    »Sie würden gern bei einer Zeitschrift arbeiten?« Yvonne tat so, als müsste sie mühsam ein Lächeln unterdrücken.
    Clodagh nickte bedächtig.
    »Da sind Sie nicht allein, meine Gute«, flötete Yvonne.
    Clodagh kam zu dem Schluss, dass sie Yvonne hasste, dieses grausame, machtbesessene, erbarmungslose Kind. Und sie »meine Gute« zu nennen, wo sie doch nur halb so alt war wie Clodagh!
    »Was hatten Sie sich als Gehalt vorgestellt?«, fragte Yvonne und zog die Schrauben fester.
    »Ich weiß nicht... ehm... darüber habe ich nicht... Was meinen Sie?« Clodagh übergab Yvonne auch noch den Rest ihrer Macht.
    »Schwer zu sagen. Ich habe nicht genügend Anhaltspunkte. Wenn Sie eine Umschulung in Betracht ziehen würden ...«
    »Vielleicht«, log Clodagh.
    »Wenn ich etwas reinkriege, melde ich mich bei Ihnen.«
    Sie wussten beide, dass sie das nicht tun würde.
    Yvonne begleitete Clodagh zur Tür. Clodagh empfand eine böse Genugtuung, als sie sah, dass Yvonne etwas x-beinig war.
    Draußen auf der Straße, in ihrem hassenswerten, lächerlichen, teuren Kostüm, ging sie langsam zum Auto. Ihr Selbstbewusstsein war zerstört. Der Morgen hatte ihr eine schreckliche Lektion erteilt und gezeigt, dass sie alt und überflüssig war. Sie hatte sich große Hoffnung auf eine Stelle gemacht, aber offensichtlich drehte sich die Welt zu schnell, und sie hatte darin keinen Platz mehr.
    Was sollte sie jetzt tun?

34
    Am Dienstagmorgen schritt Lisa rastlos und ungeduldig vor dem Büro von Randolph Media auf und ab, weil sie es kaum abwarten konnte, endlich eingelassen zu werden. Nie wieder würde sie ein Wochenende wie das eben vergangene erdulden. Am Montag, dem Feiertag, hatte sie sich so gelangweilt, dass sie allein ins Kino gegangen war. Aber der Film, den sie sehen wollte, war ausverkauft, und sie war in einem Film gelandet, der sich Kugrats - Teil zwei nannte und den sie sich mit, wie es ihr schien, zigtausenden von außer Rand und Band geratenen Kindern im Vorschulalter ansah. Sie hatte wirklich nicht gewusst, dass es so viele Kinder auf der Welt gab. Was für eine Ironie, dass so viele der Menschen, mit denen sie in letzter Zeit zu tun hatte, Kinder waren...
    Sie funkelte Bill, den Portier, böse an, als der sie, mit den Schlüsseln klimpernd, einließ. Es war alles seine Schuld, dieser faule Sack. Wenn er sie übers Wochenende ins Gebäude gelassen hätte, wäre ihr nie bewusst geworden, wie leer ihr Leben war.
    »Himmel, Sie sind ja früh dran«,

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