Sushi Für Anfaenger
andere Mal, während Frustration und Zorn in ihm wuchsen.
»Das sagen Männer immer über erfolgreiche Frauen.«
»Nein, ich meine nicht, dass du zu viel arbeitest, obwohl du das tust. Babes, du bist obsessiv. Du sprichst nur von der Redaktion, von den Auflagenzahlen, von der Konkurrenz. ›Wenigstens haben wir die besseren Anzeigenkunden.‹ ›Den Artikel haben wir schon vor sechs Monaten gebrachte ›Ally Benn hat es auf mich abgesehene«
»Das stimmt ja auch.«
»Nein, es stimmt nicht.«
Wütend, weil er sie nicht verstand, funkelte Lisa Oliver an. »Du hast keine Ahnung, wie es ist. Sie wollen alle meine Position, die ganzen Zwanzigjährigen. Sie würden mich packen und mir ein Messer in den Rücken stoßen, wenn sich ihnen die Möglichkeit bieten würde.«
»Nur weil du so denkst, heißt das nicht, dass alle anderen auch so denken. Du bist paranoid.«
»Das stimmt nicht. Ich sage nur, wie es ist. Sie sind nur sich selbst gegenüber loyal.«
»Wie du auch, Babes. Du bist zu hart geworden, du hast zu viele Menschen an die Luft gesetzt. Du hättest Kelly nicht rauschmeißen dürfen - sie ist süß und war auf deiner Seite.«
Für den Bruchteil einer Sekunde war sie beschämt. »Sie konnte nicht mithalten, sie hatte nicht den richtigen Biss. Ich brauche eine Unterhaltungsredakteurin, die nicht davor zurückschreckt, die Axt zu schwingen. Nette Menschen wie Kelly behindern eine Zeitschrift.«
Sie pflanzte sich vor Oliver auf. »Es hat mir keinen Spaß gemacht, sie zu feuern, wenn du das denkst. Ich fand sie nett, aber ich hatte keine Wahl.«
»Lisa, ich finde, du bist top. Das habe ich immer getan. Ich...« Er brach ab und suchte nach den richtigen Wörtern. »... Ich bewundere dich, ich respektiere dich ...«
»Aber?«, unterbrach Lisa ihn mit scharfem Ton.
»Aber es gibt mehr im Leben, als die Beste sein zu wollen.«
Ein spöttisches Lachen. »Das finde ich nicht.«
»Aber du bist die Beste. Du bist so jung und so erfolgreich, warum reicht dir das nicht?«
»Das ist das Problem mit dem Erfolg«, murmelte Lisa, »man muss sich ständig selbst übertreffen.«
Wie sollte sie erklären, dass sie immer mehr wollte, je mehr sie hatte? Nach jedem Erfolg fühlte sie sich leer, deswegen jagte sie dem nächsten hinterher, in der Hoffnung, vielleicht diesmal ans Ziel zu kommen. Befriedigung war flüchtig und vergänglich, und der Erfolg bewirkte nur, dass sie nach immer mehr gierte.
»Warum ist das alles so wichtig?«, hatte Oliver verzweifelt gefragt. »Es ist doch nur ein Job.«
Lisa zuckte zusammen. Oh, da irrte er sich sehr. »Es ist mehr. Es ist... alles.«
»Du wirst anders darüber denken, wenn du schwanger bist.«
Augenblicklich brach ihr bei dem entsetzlichen Gedanken der Schweiß aus. Sie würde nicht schwanger werden, sie musste es ihm sagen. Aber sie hatte es versucht, und er hatte sie ins Leere laufen lassen.
»Lass uns am Wochenende wegfahren, Babes«, hatte Oliver vorgeschlagen, doch der fröhliche Ton entsprach nicht seiner Stimmung. »Nur du und ich, wir lassen die Seele baumeln, wie früher.«
»Am Samstag muss ich für ein paar Stunden in die Redaktion. Das Layout muss geprüft werden, bevor es in den Druck geht...«
»Das kann doch Ally machen.«
»Auf gar keinen Fall! Sie würde es vermasseln, nur um mich reinzulegen.«
»Da hast du es«, sagte er bitter. »Du bist wie besessen, und ich sehe dich nie, außer bei Redaktionspartys.« Dann fugte er hinzu: »Und es macht auch keinen Spaß mehr mit dir.«
Es gab eine stetige Reihe von bitteren Ernüchterungen und Enttäuschungen, eine nicht abreißende Litanei von Anschuldigungen und Vorwürfen, eine zunehmende Entfremdung und Isolierung voneinander. Zwei Menschen, die zu einem verschmolzen waren, wurden wieder zwei scharf konturierte Einzelwesen.
Irgendetwas würde reißen, und so war es auch.
Am Neujahrstag fand Oliver eine Packung Pillen in Lisas Handtasche. Nach einem heftigen und ausgedehnten Wortwechsel verfielen sie in Schweigen. Oliver packte seine Taschen (und eine von Lisas) und ging.
44
Wer holt heute die Sandwiches?«, fragte Lisa »Ich«, sagte Trix schnell. Verdächtig schnell.
Trix liebte nichts mehr, als die Sandwiches zu holen, und zwar nicht, weil sie ihren Kollegen gern einen Dienst erwies, sondern weil sie so in den Genuss einer zweistündigen Mittagspause kam. Der Weg zum Sandwich-Shop dauerte vier Minuten, sechs weitere brauchte sie, um die Bestellung aufzugeben, zu bezahlen und die Sandwiches an der
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