Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Ganz wirklich. Diesmal ist es nicht aus wie in Who‘s Afraid of Virginia Woolf. Ganz vorbei, wirklich aus, sie haben sich seit einer Woche nicht gesehen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich, eh, ich habe Mai am Wochenende getroffen. Im Globe. Ihr könnt mir glauben«, sagte er und nickte bedeutungsvoll in die Runde. »Es ist aus.«
    »Gott, du bist zu albern«, höhnte Trix. »So zu tun, als hättest du mit ihr geschlafen.«
    »Nein, ich - gut, das stimmt zwar, aber es ist trotzdem aus.«
    »Warum?«, fragte Ashling.
    Kelvin zuckte die Schultern. »Es ging einfach nicht weiter.«
    Lisa war erstaunt, welche Verwandlung diese Information in ihr bewirkte. Plötzlich erschien ihr das Leben nicht mehr so öde. Jack war frei, und sie wusste, dass sie eine Chance hatte. Er hatte sie von Anfang an gemocht, aber seit dem Tag letzte Woche, als sie in seinem Büro geweint hatte, waren die Dinge zwischen ihnen verändert. Ihre Verletzbarkeit und sein Einfühlungsvermögen hatten sie einander nähergebracht.
    Und noch etwas fiel ihr auf. Sie mochte ihn. Nicht so, wie damals, als sie neu in Dublin war, mit ihrer aggressiven Ichkriege-immer-was-ich-will-Haltung. Damals waren es sein Aussehen und seine Position gewesen, die sie interessierten, und indem sie sich an ihn ranmachte, hatte sie sich von ihrem Unglück abgelenkt.
    Als er aus seinem Büro kam, um etwas zu fotokopieren, stellte sie sich neben ihn und sagte mit glänzenden Augen: »Das hätte ich nie gedacht.«
    »Was denn?«
    »Dass Sie ein Sushi-Sozialist sind«, sagte sie neckend und schwang ihr Haar herum.
    Seine Pupillen weiteten sich, so dass seine Augen fast schwarz wurden, und ihre Blicke trafen sich. Ihrer war provozierend, seiner eher missmutig - aber auch intim. Ein Blick zwischen Gleichen.
    Fünfzig Minuten später klapperte Trix wieder ins Büro. Sie hatte den Griff des Sushi-Beutels über den kleinen Finger gehängt und hielt ihn so weit weg vom Körper wie möglich.
    »Und wie ist es dir heute ergangen?«, fragte Jack sie. »Bist du in einen Banküberfall geraten? Oder von Außerirdischen gekidnappt worden?«
    »Nein«, sagte Trix, »Ich musste bei O‘Neills reingehen und mich übergeben.«
    »Hier.« Fast warf sie Lisa die Tüte zu und trat dann einige Schritte zurück und schüttelte sich ausgiebig. »Igitt.«
    Lisa hatte gehofft, Jack würde ihr vorschlagen, gemeinsam mit ihm hinter geschlossenen Türen ihr Sushi zu essen. Sie hatte sich ausgemalt, wie sie sich gegenseitig die Bissen in den Mund steckten und mehr als nur rohen Fisch miteinander teilten. Stattdessen zog er einen Stuhl an Lisas Schreibtisch heran und holte mit seinen großen, geschickten Händen die Essstäbchen, Papierservietten und Bento-Boxen aus der Tiefe der Tüte. Er stellte eine Bento-Box vor Lisa auf den Tisch, öffnete mit einem Knistern den Deckel und präsentierte ihr mit großartiger Geste eine Reihe Sushi. »Madame, Ihr Lunch«, sagte er gut aufgelegt. »Passen Sie nur auf, dass Ihnen nicht übel wird.«
    Sie konnte die Gefühle, die seine Handgriffe in ihr auslösten, nicht exakt benennen, sie waren verflogen, sobald sie nach einem Namen dafür suchte. Aber es waren gute Gefühle: Sie fühlte sich sicher, beachtet, zugehörig. Unter den Augen der anderen im Büro aßen Lisa und Jack ihr Sushi wie Erwachsene.
    Ashling war entgeistert, konnte aber die Augen nicht abwenden. Immer wieder wanderte ihr Blick hinüber, wie zu einem schrecklichen Autounfall, und dann zuckte sie zusammen und wünschte, sie hätte nicht geguckt.
    Was sie sah, war nicht nur roher Fisch. Sie sah kleine Reispäckchen mit rohem Fisch in der Mitte, die nach einem komplizierten Ritual verspeist wurden.
    Eine grüne Paste wurde in einer braunen Soße - mit Sicherheit Sojasoße - verrührt, und die Unterseite des Sushi wurde hineingestippt. Fasziniert sah Ashling zu, wie Jack mit seinen Stäbchen eine durchsichtige rosafarbene Scheibe aufhob und gekonnt auf ein Reis-mit-Fisch-Päckchen legte.
    Sie sprach, bevor sie sich dessen richtig bewusst wurde. »Was ist das?«
    »Eingelegter Ingwer.«
    »Warum macht man das?«
    »Weil es gut schmeckt.«
    Ashling sah noch ein paar Momente zu, bevor sie herausplatzte: »Und wie schmeckt es? Das Ganze da?«
    »Köstlich«, erklärte Jack. »Man hat den pikanten Geschmack von Ingwer, die Schärfe von Wasabi - das ist die grüne Paste und die Süße des Fischs. Es ist unvergleichlich und es macht süchtig.«
    Neugier regte sich in Ashling. Sie wollte es unbedingt schmecken,

Weitere Kostenlose Bücher