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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Ausgabe abzuholen. Das hieß, sie hatte noch fünfundvierzig Minuten, um durch die Geschäfte in Temple Bar zu gehen, bevor sie ins Büro zurückkam und sich lauthals über die unentschlossenen Kunden in der Schlange vor ihr und über die Vollidioten, die dort arbeiteten und den Unterschied zwischen Hühnchen und Avocado nicht kannten, beschwerte oder von dem Mann erzählte, der einen Herzinfarkt bekam, woraufhin sie ihm den Kragen lockern und bei ihm warten musste, bis der Krankenwagen kam...
    Obwohl alle bis über die Ohren in Arbeit steckten - schließlich war es nur noch ein Monat bis zum Erscheinungsdatum von Colleen - hatten sie ihre Freude an den zunehmend wilden Geschichten, die Trix ihnen erzählte.
    Dann aß sie eine Viertelstunde lang ihr Sandwich, bevor sie auf die Uhr sah und verkündete: »Ein Uhr siebenundfünfzig, ich gehe jetzt in die Mittagspause, um zwei Uhr siebenundfünfzig bin ich wieder da.«
    »Heute möchte ich etwas anderes als sonst zum Lunch«, sagte Lisa.
    »Ah, einen Burger King.« Trix nickte verständnisvoll.
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Lunch bedeutet nicht nur Sandwiches und Burger Kings.«
    Trix sah sie verdutzt an.
    »Willst du etwa Obst haben?« Sie zog die Stirn mit der dicken Make-up-Schicht kraus. Sie wusste, das Lisa manchmal Apfel und Weintrauben und solche Sachen aß. Trix aß nie Obst. Niemals. Darauf war sie stolz.
    »Ich möchte Sushi.«
    Die Vorstellung war für Trix so abstoßend, dass es ihr einen Moment lang die Sprache verschlug. »Sushi?«, platzte es dann aus ihr heraus. »Meinst du rohen Fisch?«
    Am Wochenende hatte Lisa gelesen, dass eine Sushi-Kette eine Filiale in Dublin eröffnet hatte, und nun hoffte sie, dass eine Kostprobe des Angebots sie aus ihrer durch Oliver ausgelösten Depression herausholen würde. Aber sie hatte auch gehofft, dass der Comedy-Abend am Samstag das bewirken würde, was jedoch vergebens gewesen war, und das, obwohl Jack gekommen war und sich den Abend über viel mit ihr befasst hatte - wenn er nicht gerade mit Clodagh beschäftigt war.
    »Einige deiner besten Freunde sind Fische«, sagte Lisa matt.
    »Wie oft soll ich dir noch erzählen, dass im Wagen keine Fische sind, wenn ich drin bin?«
    »Hier, ich habe einen kleinen Plan gezeichnet«, sagte Lisa. »Bestell einfach eine Bento-Box.«
    »Eine Bento-Box? Hast du dir das ausgedacht?«
    »Nein, Sushi zum Mitnehmen wird so eingepackt. Im Geschäft wissen sie schon, was du meinst.«
    »Eine Bento-Box«, wiederholte Trix misstrauisch.
    »Wer will eine Bento-Box?« Jack stand in der Tür seines Büros.
    »Sie«, jammerte Trix, und im selben Moment sagte Lisa: »Ich.« Trix hob zu einer lautstarken Klage, dass Lisa sie durch die ganze Stadt schickte, um rohen Fisch zu holen, und dass ihr schon bei dem Gedanken ganz schlecht würde ...
    »Jemand anders kann ja die Sachen holen, wenn dir das lieber ist«, sagte Jack sanft.
    »Nein, ist schon gut«, sagte Trix schmollend - aber ohne zu zögern.
    Dann sagte Jack, zur Überraschung aller: »Du kannst mir auch eine holen.«
    Mit offenem Mund sah Lisa zu, wie Jack in seiner Hosentasche nach Geld kramte, wobei er seine Schulter bis zum Kinn hochzog. Aus irgendeinem Grund hatte sie Jack als jemanden eingestuft, der Braten mit Gemüse und Kartoffeln aß. Nach dem Motto: »Wenn ich es nicht aussprechen kann, dann esse ich es auch nicht.« Aber er hatte in den Staaten gelebt. Er zog seine Hand hervor. Zwischen den Fingern hielt er einen Parkschein, den er traurig musterte.
    »Der nützt mir nichts«, sagte er und begann von neuem zu kramen. Diesmal förderte er eine Fünf-Pfund-Note zutage, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, und reichte sie Trix.
    »Die nehmen sie vielleicht nicht«, gab Trix zu bedenken. »Was haben Sie damit gemacht? Die sieht aus, als wäre sie im Krieg gewesen.«
    »Wahrscheinlich ist das der Schein, der in der Wäsche war«, erklärte Jack. »Ich habe ihn in meinem Hemd stecken gelassen.«
    Trix war entsetzt. Wie konnte jemand sein Geld in einer Tasche vergessen? Sie wusste immer, wie viel Geld sie hatte, bis auf die letzten zehn Pence. Geld war zu kostbar, als dass man es in einer Tasche vergessen konnte.
    Jack ging zurück in sein Büro, gerade als Kelvin hereinkam. Er war bei einer Presseveranstaltung gewesen und kam erst jetzt in die Redaktion. »Soll ich euch mal was sagen?«, keuchte er.
    »Was denn?«
    »Mit Jack und Mai ist es aus.«
    »Nicht gelogen, Sherlock.« Trix klang höhnisch.
    »Nein, ich meine, wirklich aus.

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