Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Alex in ihre großen, flauschigen Badetücher wickelte.
»Na klar«, erwiderte Clare gespielt beiläufig. »Vielleicht am Freitag im Kindergarten? Und natürlich werde ich zur Weihnachtsfeier kommen. Ellen als Schaf werde ich mir um keinen Preis entgehen lassen.«
»Na, ich hoffe, ich sehe Sie schon früher«, entgegnete Rory.
Clare, die nicht sicher war, was er eigentlich damit meinte (ein Date? Kaffee? Eine zufällige Begegnung im Supermarkt?), nickte.
In der Dusche schob sie energisch jeden Gedanken an die sich auftürmende Wäsche zu Hause beiseite.
»Könnten wir Mini-Pizzas kriegen? Die mag ich am allerallerliebsten«, bettelte Ellen und zog an ihrer Hand.
Clare stöhnte innerlich beim Gedanken an noch mehr Junkfood. Sie wusste, dass sie sich, wenn Ellen und Alex über kleine heiße Pizzas herfielen, nicht würde beherrschen können. Dann fiel ihr mit aufkeimender Eifersucht Leos irritierender Monolog über Isobel und ihre sinnlich-aufregenden Essgewohnheiten ein. Nun, wenn ihm essen so gefiel, sie konnte ihm ein, zwei Dinge darüber beibringen. Wenn jemand wusste, wie man ungehemmt reinhaut, dann jemand, der dauernd auf Diät ist. Im Übrigen hatte sie, obwohl sie die ganze Woche nicht im Fitness-Studio gewesen war, überraschenderweise
kein Gramm zugenommen, wie sie Sonntagabend feststellte, als sie sich auf ihre Waage stellte.
Zu Ellen sagte sie: »Wenn du aufhörst, mit den Schließfachtüren rumzuknallen, und Alex’ Schuhe für mich suchst, dann können wir in die Snack-Bar gehen und Mini-Pizzas essen.«
»Jum-jum-bubble-gum«, sang Ellen fröhlich und hüpfte ungeduldig auf ihren Zehenspitzen herum.
Als sie kurz darauf an einem weißen Plastiktisch saßen und Clare Ellen dabei zusah, wie sie sich eifrig die Mini-Pizza einverleibte, überlegte sie, dass das Problem mit Leo war, dass er zwar sinnliche Völlerei mochte, aber ohne die dicken Hüften, die das gewöhnlich nach sich zog. Das war typisch für Männer: Sie wollten sich das Gejammer der Frauen übers Abnehmen nicht anhören und auch nicht sehen, wie sie zart in ihrem Essen herumstocherten. Andererseits jedoch sollten die Damen gefälligst nicht anders aussehen als die verhungerten Models aus der Werbung. Kein Wunder, dass so viele Frauen heimlich hinter dem Rücken ihrer Partner ihren Esssüchten frönten. Sie fragte sich, ob Rory wohl auch so war, ob er abfällige Bemerkungen über jede Frau machte, deren Hüftweite das für Soap-Starlets erlaubte Maß überschritt. Irgendwie glaubte sie das nicht. Er schien einen viel zu scharfen Blick für das Absurde im Leben zu haben.
Tatsächlich hatte sie das Gefühl, dass Rory sich einen Dreck darum scherte, wie die Oberschenkel einer Frau im hässlichen Leuchtstoffröhrenlicht einer Umkleidekabine von hinten aussahen. Wahrscheinlich wäre er viel zu beschäftigt damit, ihr zu erzählen, was für neue fantastische Ideen er für seinen exzentrischen Garten hatte.
Auf einmal hoffte sie, dass sie ihn eines Tages tatsächlich noch einmal sehen könnte.
13. KAPITEL
Isobel weigerte sich, alle Angewohnheiten von Clare zu übernehmen (Darmeinläufe beispielsweise – wegen der Figur – waren ganz und gar nicht ihr Ding). Aber Clares Stelle beim wöchentlichen Kaffeeklatsch mit William und Fiona am Donnerstagvormittag in der nahen Cafeteria einzunehmen, das war ihr wiederum ein Vergnügen. Zumal ihr Umgang mit den beiden von Tag zu Tag vertrauter wurde.
Isobel sah das Kaffeetrinken als ideale Gelegenheit, um Fis und Wills Augen füreinander zu öffnen. Zu ihrem Leidweisen war nämlich nichts aus ihrem Manöver vom letzten Mal geworden. Beide waren kurz darauf wieder im Büro aufgetaucht, und als sie William fragte, worüber sie gesprochen hatten, sagte er, Schriftarten. Und meinte es wahrscheinlich auch so.
Also wollte Isobel diesen Cafeteriabesuch nutzen, um ihnen zu zeigen, was für wundervolle Menschen sie waren. Sie fragte sich, wie sie das Gespräch am besten auf Beziehungen lenken könnte und darauf, wie oft der Mensch, der gleich neben einem sitzt, sich als »der Richtige« erweist, wenn man es nur sehen wollte.
Wie die meisten Cafés in der Chapel Street war auch dieses eine eher traurige, triste Angelegenheit. Auf der einen Seite stand eine Reihe von Barstühlen vor einem Tresen, in dem eine Anzahl giftig aussehender, farbenfroher Torten ausgestellt war, die offenbar noch niemand zu bestellen gewagt (und überlebt) hatte, wie Fiona schaudernd bemerkte. An den Wänden hingen vergilbte,
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