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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Ellens Kopf unter ihr Kinn. Dann sagte sie so ruhig sie konnte: »Ellen, ist alles in Ordnung mit dir? Was ist passiert? Hat – hat dich jemand angefasst?«
    »Mein Badeanzug geht nich’ hoch«, flüsterte Ellen.
    »Was? Was?« Clare neigte den Kopf, um das beinah unhörbare Stimmchen verstehen zu können. »Was ist passiert?«

    »Mein Badeanzug geht nich’ hoch. Ich konnt’ mich nich’ wieder anziehen«, piepste Ellen jämmerlich.
    »Ach, mein süßen Schätzchen, das ist deswegen, weil er nass ist. Du hättest zu mir kommen sollen.«
    Ellen schüttelte entschieden den Kopf. »Ich konnte nich’ rauskommen, weil doch mein Badeanzug nich’ mehr hochging«, wisperte sie schluchzend.
    »Ist sie in Ordnung?«, erkundigte sich ein älterer Mann in einer voluminösen Badehose und einer Schwimmütze. »Ich hörte ein Kind weinen, als ich reinkam, aber ich konnte nicht sehen, wo.«
    »Es geht ihr gut, danke«, antwortete Clare. »Sie ist nur aus Versehen durch die falsche Tür gelaufen und hat dann ihren nassen Badeanzug nicht mehr hochbekommen.«
    »Ach, du liebe Güte, nun ja, mein Schätzchen, jetzt mach dir mal keine Sorgen mehr, Mummy ist ja da.«
    Diesmal korrigierte Clare den Irrtum nicht. Sie lächelte den Mann an und zog Ellen noch fester an sich, weil ihr auf einmal bewusst geworden war, wie kostbar und verwundbar dieses kleine Menschenkind war.
    »Es tut mir so Leid, Ellen«, sagte sie leise. »Ich hätte dich begleiten müssen und dir die richtige Tür zeigen sollen. Ich war ein schrecklicher Faulpelz. Ich hoffe, du verzeihst mir. Und jetzt mach dir keine Sorgen mehr wegen des Badeanzugs, das passiert jedem mal. Da ziehen wir mal ordentlich dran, schau, so. Und schon sitzt er wieder. Kommst du mit mir ins Becken zurück? Du bist ja fast erfroren.«
    Ellen hielt den Kopf weiter gesenkt.
    »Bitte, Schätzchen. Jessie ist da, und du kannst mit ihr spielen. Und dein gelber Schwimmreifen schwimmt ganz allein da draußen im Becken. Ich wette, er fühlt sich schon völlig einsam ohne dich.«
    Ellen blickte auf. »Okay«, flüsterte sie.
    Rory, der an der Tür gewartet hatte, trat wortlos näher und
nahm ihr Alex ab, sodass Clare die Arme frei hatte, um Ellen in einer festen Umarmung hochzuheben. Zusammen verließen sie die Herrenumkleide und gingen zurück ins Babybecken, das Clares starren, eiskalten Gliedern paradiesisch warm vorkam. Ellen ging es wohl ähnlich, denn sie belebte sich sichtlich und schien das Abenteuer gut zu verkraften.
    Als Rory und Jessie sich umgezogen hatten, kamen sie ebenfalls ins Babybecken, und die beiden Mädchen spielten nun quietschend und lachend Fangen, während ihnen Rory und Clare, an den Beckenrand gelehnt, dabei zusahen. Alex, der ernsthaft mit Vokalen experimentierte, trieb friedlich in einem von Jessies Schwimmreifen, der einen eingebauten Sitz hatte.
    »Vielen Dank«, sagte Clare, spät zwar, aber umso aufrichtiger zu Rory. »Danke, dass Sie sie gefunden haben.«
    »War bloß so’ne Ahnung. Ich weiß ja, dass die beiden Türen gleich nebeneinander sind«, sagte er mit einem Schulterzucken. »Tut mir Leid, dass ihr beide das durchstehen musstet. Sie haben total panisch ausgesehen.«
    »Als ich merkte, dass sie überfällig war, war das wohl der schlimmste Moment in meinem Leben«, gestand Clare. »Und alles meine eigene Schuld. Das Bescheuertste ist, ich hab sie sogar durch diese Tür verschwinden sehen. Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass es die falsche war. Ich hätte sie begleiten müssen.«
    Rory lächelte sie an, und auf seinem Gesicht leuchtete die frühere Freundlichkeit. »Keiner ist unfehlbar. Und jeder darf zehn richtig blöde Sachen pro Jahr durchziehen. Auf diese Weise vergisst man nicht, dass man nicht die Krönung der Schöpfung ist.«
    Clare lächelte zurück. »Und es hilft einem wohl auch dabei, Verständnis für andere zu haben, die Dummheiten machen.«
    »Genau. Sie stellen sich ganz gut als Mutter an, mein Kompliment.
Zu akzeptieren, dass man nur ein Mensch ist und Fehler wie jedes Lebewesen macht, ist das Allerwichtigste.«
    Sie blieben im Becken, bis sie so herrlich schrumpelig wie ein paar alte Backpflaumen waren. Dann erklärte Rory, er und Jessica würden ins Sprungbecken wechseln, damit Jessie ein paar Sprünge lernte. Aber Clare und Ellen waren sich einig, dass es Zeit für einen Snack war. Irgendwas an Panik machte einen danach unheimlich hungrig.
    »Also, sehe ich Sie wieder?«, fragte Rory, als Clare am Beckenrand stand und Ellen und

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