Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
abblätternde Poster von Theaterveranstaltungen,
die schon vor fünf Jahren niemanden sonderlich interessiert haben dürften. Im übrigen Raum standen, willkürlich verteilt, ein paar armselige Rundtische herum.
Iso, Fiona und William versammelten sich um einen Tisch von derart bescheidenen Ausmaßen, dass ihre Knie des Öfteren schmerzhaft zusammenstießen. William bezahlten üblicherweise den Kaffee, weil er ja schließlich, wie er behauptete, (beinahe) ihr Boss wäre und ihnen heimlich Insider-Informationen über den Rest der Mannschaft entlocken müsse. Isobel war sehr erleichtert, als Fiona sie davon überzeugt hatte, dass er bloß Witze machte.
»Mir graut vor der heutigen Redaktionskonferenz«, stöhnte Fiona und schüttete einen viertel Löffel Zucker in ihren ohnehin schon überschwappenden Cappuccino-Becher. »Bis jetzt war die Woche eine reine Katastrophe. Diese verdammten Frauen wollten mir ihre verpfuschten Titten nicht zeigen, also muss ich praktisch von vorn anfangen und mir ein paar neue Opfer suchen. Der Oberdrache von Colonel hat geschäumt vor Wut.«
»Na ja, du hast getan, was du konntest«, tröstete sie William unter einem Schauer von Gebäckkrümeln. (Er aß ein getoastetes Käse-Schinken-Croissant.) »Einfach die Augen zu und durch, dann ist’s sofort vorbei. Wie immer. Im Übrigen«, fügte er feierlich hinzu, »arbeiten wir für eine der wenigen noch existierenden Legenden der Zeitschriftenindustrie, einer wahren Repräsentantin der alten Schule des Journalismus. So was erlebt man nie wieder.«
»Na, halleluja, kann ich da bloß jubeln«, knurrte Fiona.
»Wenn’s zu schlimm für dich ist, kannst du dich ja immer noch krankmelden und vor der Konferenz drücken. Bis nächsten Donnerstag hast du neue Frauen gefunden, und der Colonel wird sich auf was anderes stürzen«, schlug Isobel vor.
»Ach nein, ich glaube, ich schlucke die bittere Medizin lieber auf einmal«, erwiderte Fiona. »Nicht, dass du dir Sorgen
machen müsstest, Isobel. Dich liebt sie ja geradezu. Nicht nur, dass du die ›Liebe Marion‹ vorzeitig abgegeben hast, der Colonel hat dein Werk, wenn ich das korrekt in Erinnerung habe, sogar als ›sensibel und dennoch differenziert‹ bezeichnet.«
Isobel errötete. »Der einzige Grund, warum ich früher abgegeben habe, war, dass ich’s nervlich nicht länger ausgehalten habe. Es schwebte andauernd wie ein Damoklesschwert über mir. Also dachte ich, ich bring’s lieber so schnell wie möglich hinter mich. Obwohl, als ich Mrs. Hogan die Mappe übergab, hat mein Herz so hart gewummert, dass ich dachte, es springt mir jeden Moment aus der Brust. Ich bin bloß froh, dass sie die Dinger okay fand.«
»Okay!?«, rief Fiona entrüstet. »Sie hätte dich am liebsten adoptiert!«
Isobel lächelte mit roten Wangen. »Es war am Ende halt doch nicht so schlimm. Es hat mir gefallen, mich hinsetzen und eine Arbeit von Anfang bis Ende in Ruhe erledigen zu können. Zu Hause habe ich meistens das Gefühl, kaum mit etwas fertig zu sein und schon mit dem nächsten anfangen zu müssen. Im Übrigen gebührt nicht mir allein das Lob. William hat mir sehr geholfen.«
Sie musterte Fiona durchdringend. »William ist ein so großzügiger Mensch, nicht wahr? Er musste sich schließlich die Zeit abzwacken, obwohl er so viel Dringenderes zu tun hätte.«
William meldete sich bescheiden zu Wort. »Ich hab bloß ein paar Kanten geglättet. Geschrieben hast du alles.«
»Ganz zu schweigen von all den Crème Caramels und köstlichen Keksen, die du angeschleppt hast«, fuhr Fiona fort, ohne auf Isobels Wink mit dem Zaunpfahl einzugehen. »Das ganze Büro hat geschlemmt. Ich könnte sogar schwören, Spinnebein-Skye gesehen zu haben, wie sie eins von deinen Apfeltörtchen in sich reingeschlungen hat, aber da muss
ich wohl halluziniert haben. Und jetzt höre ich, dass du auch die Testseite für die nächste Ausgabe machen sollst, obwohl es darin um Handcremes geht. Und jeder im Büro brennt darauf, irgendeine dieser Proben in seine rauen Pratzen zu kriegen.«
Isobel rührte unnötig lange in ihrem Kaffee herum. »Ja, Mrs. Hogan hat mich darum gebeten, was ich sehr nett fand. Obwohl ich zugeben muss, dass ich versucht war, ihr vorzuschlagen, die Cremes doch mal an sich selbst auszuprobieren …«
»Ach, du liebe Güte«, lästerte Fiona. »Diese vertrockneten alten Klauen kann nichts mehr retten, außer einer Hautverpflanzung. Aber da sollte man praktischerweise erst mal mit einem neuen Herzen
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