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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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das die Industrie auf den Markt warf.
    Während sie sich den Kopf wusch, wobei sie sich besonders auf den Haaransatz und den Hinterkopf konzentrierte, wie sie es einmal in einem Zeitschriftenartikel gelesen hatte, als sie dreizehn war, fragte sie sich, ob Leo sie wohl vermisst hatte. Er war wochenlang weggewesen und hatte sie in dieser Zeit nur ein-, zweimal angerufen. Nicht gerade viel versprechend, noch dazu, wo sie erst seit sechs Monaten zusammen waren. Laut Der Traummann – wie finde (und behalte!) ich ihn war dies das (zugegebenermaßen End-) Stadium der Verliebtheit und Obsession. Andererseits jedoch reizte sie an Leo ja gerade seine offensichtliche Distanziertheit. Nicht, dass sie immer das haben musste, was sie nicht bekommen konnte,
o nein, aber hündische Ergebenheit interessierte sie nun mal nicht. Hatte es noch nie.
    Zwischen den verschiedenen Haarpackungen schrubbte sie sich ab, bis sie überall rosig glänzte, und machte sich dann mit Vehemenz über die Hornhaut an ihren Füßen her. Ja, die waren der Preis für sexy Schuhwerk. Dennoch erschien es ihr unfair, dass Männer mit babyweichen Treterchen herumliefen, während Frauen von Hornhaut, Hühneraugen und Hammerzehen geplagt wurden. Also, wer hatte behauptet, dass Fußbinden aus der Mode war?
    Im Geiste versuchte sie eine Liste all der Dinge zu erstellen, die noch zu erledigten waren, bevor die Wohnung dem kritischen Auge von Mr. Right präsentabel erscheinen mochte – Staubsaugen, Staubwischen, Möbel polieren, Lüften …
    Ein Jammer, dass sie nie bei Leo übernachteten, dachte sie, während sie sich an so vielen Stellen rasierte, wie sie nur erreichen konnte. Leo bewohnte zusammen mit zwei anderen ein Haus im Albert Park, in der schicken Inner City von Melbourne. Er meinte immer, es wäre viel einfacher, sich bei ihr zu treffen, als sich mit Geoff und Scott um das einzige schmuddelige Bad streiten zu müssen. Clare hätte nichts dagegen gehabt, wenn er zur Abwechslung mal die Hausarbeit hätte übernehmen müssen. Alles allein machen zu müssen war ein weiterer Fluch des Singledaseins, ganz abgesehen von dem Gefühl, das einzige Hündchen zu sein, das noch keine Heimat gefunden hatte, nachdem der Rest des Wurfs bereits untergekommen war.
    Clare lebte im Grunde gern allein, doch manchmal kam ihr der Gedanke, dass dieses Spiel nicht ungefährlich war. Wenn man zu viel allein war, wurde man leicht exzentrisch. Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie seltsame Dinge tat, wie zum Beispiel nackt zu nächtlichen MTV-Videoclips zu tanzen oder sich das Green Chicken Curry zum Frühstück aufzuwärmen oder jämmerlich schlechte Vormittagsfilme aufzuzeichnen,
um sie sich dann abends anzusehen, wobei sie eimerweise fett- und milchfreie Diäteiscreme in sich hineinlöffelte.
    Das Zusammenleben mit anderen musste einem doch zumindest helfen, normal zu bleiben, überlegte sie. Wie ihre Schwester Isobel zum Beispiel, die verheiratet war, zwei Kinder hatte und in einem netten kleinen Vorort lebte. Isobel tanzte bestimmt nicht nackig durchs Wohnzimmer oder schaufelte sich eimerweise Zeugs hinein, das aus buchstäblich nichts zusammengemixt zu sein schien. Müßig überlegte Clare, ob sie wohl, wenn sie nur lange genug allein lebte, völlig gaga werden könnte und ob es überhaupt jemandem auffallen würde.
    Als sie merkte, dass sie nach wie vor unter der heißen Dusche stand, drehte sie hastig das Wasser ab. Nachdem sie sich mit einem – nicht sehr frischen und definitiv nicht flauschigen – Handtuch abgetrocknet hatte, verteilte sie großzügig Anti-Cellulite-Creme auf ihrem Körper, gefolgt von ihrer teuersten Körpercreme. Während sie sich die Zehennägel schnitt, mühte sie sich ernsthaft, sich erotische Gedanken zu machen, denn sie war ein Anhänger der Theorie, dass es besser war, sich selbst in Stimmung zu bringen, anstatt vom Mann zu erwarten, ganz von vorn anzufangen. Sie hatte irgendwo gelesen, dass man dadurch das Vorspiel um die Hälfte verkürzen konnte und die Chance für die Frau, einen Orgasmus zu kriegen, bevor den Mann entweder ein Krampf heimsuchte oder er schlicht kam, um hinterher den Zerknirschten zu spielen, weit besser standen. Nicht dass der Sex mit Leo irgendwelcher zusätzlicher Reize bedurfte, im Gegenteil. Tatsächlich bestand das Problem darin, dass der Sex mit ihm ebenso explosiv war wie ihre Auseinandersetzungen.
    »Vielleicht ist der Sex ja gerade deshalb so fantastisch«, hatte Isobel trocken bemerkt. Clare weigerte sich

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