Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
anfangen.«
Isobel kicherte übertrieben. »Du bist so schrecklich lustig, Fiona; ich könnte mich totlachen über dich. Stimmt’s nicht, Will?«
Fiona betrachtete sie mit milder Überraschung, während William die Sprache wieder auf das ursprüngliche Thema lenkte. »Das war alles deine Leistung, die Kummerkastenseite«, lobte er Isobel. »Du solltest stolz auf dich sein.«
»Erleichtert ist der bessere Ausdruck«, feixte Isobel. »Ich begann, fest anzunehmen, für nichts mehr zu taugen, wenn ich zehn Jahre zu Hause mit den Kindern abgesessen hätte. Man verliert einfach mehr und mehr den Kontakt zur Außenwelt. Und wie die Leute reagieren, wenn du ihnen erzählst, was du machst! Sobald sie hören, dass du Hausfrau und Mutter bist, wirst du uninteressant.«
Sie schüttelte den Kopf. »Aber hier sitze ich und schwatze nur über mich selber, wo ich doch viel lieber über euch beide reden wollte.«
»Na ja, ich glaube, ich beneide dich sogar irgendwie um dein Leben«, gestand Fiona und zog Muster mit dem Löffel in den Schaum ihres Cappuccinos. »Ich meine, es ist ja nicht so,
dass du den Rest deines Lebens mit den Kindern abgeschottet zu Hause verbringen wirst. Und diese Aus-Zeit, die du mit etwas so Wichtigem und Elementarem wie der Erziehung von Kindern verbringst, muss doch eine wundervolle Erfahrung sein. Selbst wenn sie im Allgemeinen unterbewertet wird.«
»O ja«, beeilte sich Isobel zu antworten und warf dabei einen verstohlenen Blick auf Will, um zu sehen, ob er auch gebührend zur Kenntnis nahm, wie gut Fiona der Gedanke an eine Mutterrolle gefiel. »Und du wärst eine wundervolle Mutter, Fiona. Du bist amüsant und warmherzig, stehst mit beiden Beinen auf der Erde …«
Fiona schnaubte. »Ist schon komisch, wie Leute mit Kindern dauernd rumlaufen und anderen Frauen erzählen, was für tolle Mütter sie doch sein könnten«, sagte sie. »Wenn ich zynisch wäre – was ich bin -, würde ich sagen, das ist bloß eine Art, die armen Würmer dazu zu kriegen, sich ebenfalls mit den Wehen abzuplagen.«
»Aber du willst doch Kinder …«, drängte sie Isobel.
Fiona errötete ein wenig. »Kann sein, wenn die Umstände stimmen. Aber ich sehe das nicht als mein Recht oder so was. Wenn’s passiert, dann passiert’s.«
»Also, wie lief denn dann die zweite Woche eures Sozial-Experiments?«, erkundigte sich Will und wechselte damit zu Isobels Ärger erneut das Thema. »Es muss schwer gewesen sein, die Kinder am Wochenende zu sehen und dann wieder gehen zu müssen.«
Isobel nahm ein Tütchen Zucker in die Hand und klopfte leicht irritiert damit auf dem Tisch herum. Also ehrlich, die beiden dazu zu kriegen, sich einmal über dasselbe Thema zu unterhalten, war schwieriger, als kleine Kinder in die Badewanne zu stecken.
»Nicht so schlimm, wie ich dachte«, erwiderte sie. »Das Haus stand noch, die Kinder waren noch immer gesund, der Himmel war uns nicht auf den Kopf gefallen. Und gegen Ende
des Tages war’s schon ein wenig anstrengend, sie dauernd auf mir rumtanzen zu haben. Jetzt verstehe ich, wie es die letzten vier Jahre für Clare gewesen sein muss. Sie hatte immer diesen Ausdruck von Vorfreude auf dem Gesicht, wenn sie wieder ging und mich mit zwei müden, überdrehten Kleinkindern zurückließ, während sie sich auf acht Stunden herrlichen, ununterbrochenen Schlaf freuen konnte.«
»Dann bist du also froh, noch eine zweite Woche ›frei‹ zu haben?«, erkundigte sich Fiona.
»Das klingt, als wäre ich die reinste Rabenmutter. Natürlich kann ich’s kaum abwarten, am Sonntag wieder nach Hause zu kommen, aber ich muss zugeben, dass es Dinge gibt, die ich vermissen werde.«
Das Zuckertütchen riss schließlich, und Isobel beeilte sich, die Bescherung mit den Händen zusammenzufegen.
»Sich hinzusetzen und die ›Liebe-Marion‹- Seite zu schreiben war so unheimlich … befriedigend . Als ob man einen Muskel benutzt, von dem man gar nicht gewusst hat, dass er verkrampft war«, sagte sie und fegte den Streuzucker in das Tütchen zurück. »Und diese Woche ist mir schließlich auch aufgegangen, wie friedlich es sein kann, nicht dauernd auf die Kinder achten zu müssen. Ich muss nicht ewig aufpassen, ob ich nicht die Snacktüte oder Kleidung zum Wechseln vergessen habe. Ich kann einfach meine Handtasche nehmen und aus dem Haus gehen, ohne mich bei jemandem abmelden zu müssen. Es ist schwer zu erklären, was für ein Luxus das ist. Wir überlegen, ob wir uns nicht ein drittes Kind anschaffen, aber
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