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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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›entspannen‹? Das war ja, wie wenn man gesagt bekam, man dürfe auf keinen Fall an rosa Elefanten denken – hopp, schon marschierte ein Bataillon rosa, Rumba tanzender Elefanten am inneren Auge vorbei. Wie sollte man nicht an etwas denken, was sich monatlich in sein Leben drängte? Außerdem bezweifelte sie, dass das mit dem Entspannen wirklich eine so große Rolle spielte. Manche wurden selbst durch eine Vergewaltigung schwanger, oder etwa nicht? Menschenskind!
    Es dauerte eine Weile, bis Nell endlich Daisy bekam, und danach kamen keine weiteren Kinder mehr. Sie hatte daher manchmal das ungute Gefühl, Daisy vielleicht diesbezüglich nicht gerade die besten Gene vererbt zu haben. Und es schmerzte sie zu sehen, wie Daisys Kummer von Jahr zu Jahr wuchs.

    Nach einem langen forschenden Blick ins Gesicht ihrer Tochter entschied Nell, dass Daisy ihr diesmal nicht ganz so verzweifelt vorkam. Vielleicht hatte sie es ja inzwischen wirklich aufgegeben. Nach drei langen Jahren unermüdlicher Bemühungen war das gar nicht so unvernünftig. Es gibt schlimmere Dinge im Leben, als kinderlos zu bleiben, dachte Nell traurig.
    »Und wie läuft’s bei Daisy Change Promotions ?«, erkundigte sie sich fröhlich.
    »Toll. Wenn ich bloß die eine Hälfte meiner Klienten loswerden und die andere in ein paar Zeitschriften unterbringen könnte!«
    Daisy stürzte sich in die kleinen, bissigen Anekdoten über ihre gemischte Schar von Schützlingen, die Nell immer zum Lachen brachten. Auch wenn ihre Mutter nicht ganz verstand, was sie nun genau machte, so gefielen ihr doch die ausgeprägten Charaktere. Als sie gerade dabei war, ihr von Samantha Perkins aktuellem Versuch, der neueste Teenie-Serienstar zu werden, zu schildern: »Sie schmort täglich eine Stunde im Solarium, und jetzt will ihre Mutter doch tatsächlich, dass sie sich die Brüste vergrößern lässt …«, tauchten Rob und Tom in der Küchentür auf.
    »Ich rieche Schokoladenkuchen«, jubelte Rob und schlüpfte aus den Stiefeln, indem er die Ferse eines jeden festhielt. Er war ein sehr großer, sehr hagerer Mann mit einem ruhigen Gesicht. In Daisys Kindheit waren Robs Haare so blond gewesen wie die eines kalifornischen Strandsurfers; doch nun mischte sich so viel Grau dazwischen, dass es aussah, als hätte Nell mit Mehlhänden drübergerubbelt.
    Daisy grinste Tom zu. Als sie Tom das erste Mal mitbrachte, um ihn ihren Eltern vorzustellen, hatte Nell ihren berühmten Schokorührkuchen gebacken, und Tom hatte sie derart mit Lobeshymnen überschüttet, dass sie ihn seitdem immer für ihn auftischte.

    Dabei mochte Tom gar keine Schokolade. Er meinte, davon bekäme er Juckreiz. Aber das konnte er Nell natürlich nicht gestehen, ganz besonders nicht, wo er seit zehn Jahren in Entzückensschreie ausbrach, wenn ein besonders großes Stück auf seinem Teller landete.
    »Jetzt kann ich’s ihr nicht mehr sagen. Sie würde in den Boden versinken und ich ebenso«, meinte er zu Daisy. »Ich muss das Zeug einfach essen, bis sie stirbt. Oder ich dran ersticke – je nachdem, was eher eintritt.«
    Nell schnitt ein dickes Stück für Tom ab. »Hau rein!«
    »O, das werde ich«, verkündete Tom liebenswürdig.
    Nachdem sie Rob einen Kuss gegeben hatte, übernahm Daisy das Einschenken des Tees. Darauf hatte sie zum ersten Mal als Jugendliche bestanden, weil sie ihrer Mutter damit zeigen wollte, dass sie jetzt erwachsen war und erwachsene Dinge tun konnte. Kein Wunder, dass Nell sich fröhlich gefügt hatte, erinnerte sich Daisy. Den Tee einschenken zu wollen war um einiges besser, als mit einer misslungenen Skorpiontätowierung heimzukommen oder gar einer Heroinspritze in der Tasche. Jetzt gehörte es zu den internen Familienscherzen, deshalb tat sie es noch immer.
    Für Tom ohne alles, für Nell und Rob mit Milch und Zucker. Als Rob sich hinsetzte, hustete er trocken, wobei Daisy sich unwillkürlich fragte, ob es sich bei einem solchen Keuchen empfahl, irgendwas mit Milch drin zu trinken. Sie hatte gehört, dass man bei den ersten Anzeichen einer Erkältung sämtliche Milchprodukte weglassen sollte. Obwohl so ein Vorschlag auf einer Milchfarm wohl kaum mit Begeisterung aufgenommen würde.
    »Geht’s dir gut, Dad?«, erkundigte sie sich besorgt. »Dieser Husten klingt übel.«
    Nell seufzte. »Ach, das ist nur diese Sinusitis, sagt unser Hausarzt. Hat mit einer Erkältung angefangen, die er einfach nicht los wurde, und jetzt sind die ganzen Atemwege
verschleimt. Ich glaube, wir haben schon so

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