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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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gigantischen Spielzeugbauernhofs.
    Daisy liebte diese Stelle. Seit ihrer Kindheit war dies die sichtbare Bestätigung, endlich wieder daheim zu sein. Seit ihrer Internatszeit in Melbourne war es sogar noch wichtiger geworden. Damals hatte sie es immer kaum erwarten können, zurückzukehren und auf ihrem neuesten Pony zu reiten oder riesige Mengen von Nells wundervoller Hausmannskost zu vertilgen. Also hatte sich doch nicht alles geändert. Sie drehte sich zum Rücksitz um und tätschelte Chump, der dort in der Mitte saß und mit hechelndem Eifer aus dem Fenster spähte.
    »Gleich sind wir da, Chump Chops«, sagte sie und zog ihn zärtlich an seinen samtigen Ohren. »Du warst ein ganz Braver!«
    »Der Fahrer auch! Ich vergesse immer wieder, was für ein Schlauch das von Sydney bis hier runter ist«, grummelte Tom.
    »Jetzt haben wir es ja geschafft«, erwiderte Daisy angespannt.

    »Ja, endlich …« Tom rieb sich den schmerzenden Nacken.
    Geradezu erstaunlich, dass sie die Fahrt so kurzfristig, in nur einer Woche, zustande gekriegt hatten. Nachdem Daisy hier das eine oder andere abgesagt und dort ein paar Termine verschoben hatte, rief sie letzte Woche Nell an und teilte ihr mit, dass sie demnächst vorbeikämen. Nell war außer sich vor Freude. Aber diese Fahrt hatte auch ihre Nachteile. Daisy vermutete, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, dass Tom jetzt, wo er sich in Bezug auf dieses Wochenende so großzügig und flexibel gezeigt hatte, nun womöglich noch starrer sein würde, was ihren Wunsch, einen Spezialisten aufzusuchen, betraf. Wahrscheinlich war nun sie, nach seinem edlen Beispiel, an der Reihe mit Nachgeben.
    »Ich habe es mir überlegt und bin fest davon überzeugt, dass nächstes Jahr endgültig ein Spezialist dran ist«, hatte er gesagt, als sie das Thema beim Abendessen noch einmal ansprach. »Dann sind wir beide viel besser für das Kommende gerüstet. Du darfst nicht vergessen, dass es auch schlecht ausgehen könnte.«
    »Oder gut. Vielleicht dauert es nur ein paar Monate und ich werde schwanger«, hatte Daisy erwidert.
    »Was wir auch nächstes Jahr noch rausfinden können. Und es ist ja nicht so, als ob wir es inzwischen nicht weiter probieren würden.«
    Daisy hatte ihr Pfannengemüse daraufhin in mürrischem Schweigen aufgegessen. Richtig, sie war impulsiv, und Tom hatte Recht, wenn er meinte, sie sollten warten, bis sie sowohl finanziell als auch psychisch wieder auf festen Füßen standen. Aber hören wollte sie es nicht. Sie hasste es, wenn Tom so kühl und rational war – Recht hin oder her. Das war kein kühles, rationales Thema, hier ging es um Gefühle, um Emotionen.
    Der robuste Wagen mit dem Vierradantrieb holperte über
den Schotter zum Farmhaus hinunter. Sie hatten noch nicht ganz angehalten, als Chump sich kaum mehr bremsen ließ. Am liebsten wäre er durch die Autotür geschossen. Mit einem breiten Lächeln tauchte Nell auf. Sie trug ihr übliches Outfit, einen hellblauen Frotteehosenanzug, der letzte Schrei in den Achtzigern, als das Wort ›Freizeit‹ noch nicht ganz so abgenutzt war wie heute. Ihr eher streng wirkender Kurzhaarschnitt hätte in der Stadt vielleicht apart gewirkt – hier draußen auf dem Land erschien er jedoch einfach nur praktisch.
    Nell wischte sich die Hände am Hosenboden ab; für ihren Geschmack war Daisy viel zu lange nicht hier gewesen – doch das durfte sie ihr nicht sagen. Wenn Eltern anfingen, sich zu beklagen, die Kinder kämen zu selten nach Hause, dann blieben sie nur ganz weg. Das war wohl eins der schwierigsten Dinge, die Eltern lernen mussten – das Zen der Pädagogik sozusagen. All die Jahre voll durchwachter Nächte, voll Sorgen, Liebe und Selbstlosigkeit – und man durfte sich nichts davon erwarten. Früher hatte sie immer gedacht, ein Kind großzuziehen sei das Allerschwierigste. Falsch! Die Kinder wieder loszulassen war noch weit schwieriger.
    Daisy sprang aus dem Auto und umarmte Nell, die nicht allzu große Tochter, die noch kleinere Mutter. Deren Kopf reichte Daisy gerade mal bis zur Schulter. Wie immer fühlte sie sich an wie ein Knochenbündel.
    »Also, Mama, ich könnte schwören, du bist seit dem letzten Mal noch dünner geworden«, schimpfte Daisy.
    »Unsinn. Ich war immer so. Tom, wie geht’s?« Nell befreite sich aus der Umklammerung ihrer Tochter und gab Tom, der gerade dabei war, den ungeduldigen Chump aus dem Wagen zu lassen, einen Kuss auf die Wange. »Nehmt euer Gepäck mit ins Haus. Ich wollte gerade einen Kuchen zum

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