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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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auch ihre Vorteile. Man kann zwischen unterschiedlichen Restaurants wählen, wenn man mal zum Essen ausgeht. Und man kann sich im Kino auch alternative Filme anschauen. Die Nachbarn kennen nicht deine ganze Verwandtschaft bis zurück zum Urgroßvater. Und man kann wenigstens an Wochenenden ausschlafen.«
    »Ausschlafen wird weithin überschätzt. Ist doch bloß Zeitverschwendung, den halben Tag im Bett zu pelzen.«
    Daisy unterbrach die beiden. Sie wusste, dass diese Debatte sonst bis morgen fortgesetzt würde.
    »Tom, geh du doch mit Chump, ich schaue mal bei Dad vorbei«, meinte sie.
    »Willst du dir noch ein Stück Kuchen mitnehmen, Tom? Damit du’s bis zum Abendessen aushältst«, schlug Nell lächelnd vor.
    »Klar«, erwiderte Tom. »Das wäre toll!«
    Zehn Minuten später sah Daisy Rob dabei zu, wie er sich mit dem Motor des alten grünen Traktors abplagte. Sie hockte auf ein paar alten, schimmeligen Heuballen in der Scheune – angeblich um Rob zu helfen, indem sie ihm auf Kommando etwas aus seinem alten, schmierigen Werkzeugkasten reichte.
    Daisy beobachtete die dünnen, drahtigen Arme ihres Vaters, mit denen er an dem Motor rumbastelte. Seit sie denken konnte, brachte er den alten Traktor immer wieder in Schwung. Wie ihm das gelang, war ihr schleierhaft. Offensichtlich mit einer Mischung aus Optimismus, schierer Willenskraft und eindeutig jeder Menge Gummiband.

    »Scheint so weit alles in Ordnung zu sein. Gibst du mir mal den Schraubenschlüssel da, Liebes?«
    »Den da?«, fragte Daisy und hielt etwas hoch, das in ihren Augen wie ein Schraubenschlüssel aussah.
    »Nein, den dort.«
    »Ach, den!« Sie reichte ihm ein Metallobjekt, das sich eigentlich kaum von dem anderen unterschied. Rob nahm es und brach dabei wieder in dieses schreckliche Husten aus.
    »Und – freust du dich schon auf die Jubiläumsfeier?«, erkundigte sich Daisy ein wenig hinterfotzig.
    Rob steckte den Kopf unter die Traktorhaube. »Deine Mutter macht’s glücklich«, brummelte er, und es klang unter der Haube etwas hohl. Daisy grinste heimlich. Sie wusste, dass ihm im Grunde vor dem ganzen Zirkus graute.
    Er begann, eifrig an etwas herumzuschrauben. Daisy überlegte, wie oft sie wohl schon so dagesessen und ›Daddy geholfen‹ hatte. Als Kind fand sie das früher immer furchtbar langweilig und lästig. Zum Beispiel wie er im Haus eine Zentralheizung installierte und sie zwang, unter den Fußbodenbrettern mit ihm herumzukriechen, während er die Rohre verlegte. Sie glaubte jedes Mal, vor Angst sterben zu müssen, wenn sie im Halbdunkel etwas mit langen, haarigen Beinen – Spinne? Ratte? Troll? – davonhuschen sah.
    »Das wär’s dann fast«, sagte Rob und richtete vorsichtig den Oberkörper auf.
    Daisy, die diesen seltenen Moment des Alleinseins mit ihrem Vater schon davonschwimmen sah, überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte, um ihr »Gespräch« noch ein wenig zu verlängern.
    »Hast du Chump schon gesehen? Was hältst du jetzt von ihm?«, wollte sie daher wissen. Rob züchtete und trainierte seit fünfzig Jahren Hunde, aber Chump stammte nicht aus seinem Zwinger. Er kam von einem Border-Collie-Züchter aus der Stadt, der sich hauptsächlich auf Hunde für Showzwecke
spezialisiert hatte. Daisy fand, das helfe dem Hund sicherlich, besser mit einem Leben in der Stadt zurechtzukommen. Außerdem liebte sie sein seidiges Fell und die dichte weiße Mähne um seinen Hals. Robs Schäferhunde sahen eher struppig und schieläugig aus.
    Rob schnaubte. »Total verzogen, würde ich sagen. Dem müsste man dringend zeigen, wo’s langgeht.«
    »Aber er ist doch ein Haushund«, protestierte Daisy.
    »Pech für ihn! Eine Schande, so einen Rassehund in einer Großstadt wie Sydney zu halten. Damit tut man dem Tier bloß einen Tort an.«
    »Ach, ihm geht’s ganz gut«, sagte Daisy mit einem schlechten Gewissen und nahm sich insgeheim vor, baldmöglichst mit Chump in der Tierklinik vorbeizuschauen – vielleicht hatte er ja tatsächlich einen psychischen Schaden.
    Rob räumte seine Werkzeuge wieder in den alten, zerkratzten Kasten zurück, der ebenso zu ihrem Vater zu gehören schien wie sein rechter Arm. Sie reichte ihm noch ein paar schmierige Metallobjekte, die wohl die Kollektion zu ergänzen hatten.
    Sie fragte sich, was geschehen würde, wenn sie ihren Vater ausnahmsweise einmal in ein persönliches Gespräch verwickelte. Was wäre, wenn sie einfach offen sagen würde, wie es ihr im Moment so ging? Wenn sie – und bei diesem Gedanken

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