Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
Bohnen verfolgt zu werden. Andererseits liegt unter Umständen genau das in der Natur dieser Bohnen.«
»Ha!« Tom hielt inne. »Ich dachte gerade, wir sollten mal wieder deine Mum und deinen Dad besuchen. Ein kleiner Ausflug aufs Land würde Chump sicher auch gefallen. Was hältst du davon?«
»Ach, Tom, das wäre toll! Wir waren seit Weihnachten nicht mehr dort.«
»Ich kann an einem Freitag früher aus der Arbeit kommen, und dann fahren wir einfach durch bis zum Abwinken. Vielleicht bringt dich das auf andere Gedanken, nach dieser Sache mit dem Ring und so.«
Daisy grinste. »Ich fürchte, da braucht es schon mehr als ein Wochenende bei meinen Eltern. Vorzugsweise etwas, das mit Korallenriffen, einem Viersternehotel und Riesencocktails mit diesen entzückenden Schirmchen zu tun hat.«
Tom lächelte. »Sagen wir, irgendwann später in diesem Jahr!«
Er freute sich über diesen Moment der Nähe. Endlich hatte er seine Sorgen in Bezug auf seine Arbeit ehrlich eingestanden – etwas, das ihm in den letzten sechs Monaten nie so recht gelungen war. Hurra! Noch besser, er hatte Daisy
seine Wertschätzung für all das gestanden, was sie in den letzten sechs Monaten für ihn getan hatte; womöglich war das sogar weit mehr, als er ahnte – nur hatte er das bei seiner Verranntheit in die eigenen Probleme wahrscheinlich übersehen. Und die Idee von einem Strandurlaub klang auch nicht so übel. Wehmütig überlegte er, dass sie sich das nicht mehr leisten könnten – sollte es ihnen doch noch gelingen, Kinder zu bekommen.
Wie aufs Stichwort knipste Daisy in diesem Moment ihre Nachttischlampe aus und Tom kapierte den Wink mit dem Zaunpfahl. Zeit für ein wenig Fortpflanzungssex.
Bloß, dass es in diesem Monat nicht sein sollte. So sehr er sich auch mühte, es gelang ihm nicht, in Stimmung zu kommen. Daisy probierten jede nur erdenkliche Stellung. Sie machte das Licht wieder an und las ihm aus Mein Geheimer Garten vor. Er drehte auf der Suche nach ein wenig romantischer Musik das Radio an, doch als ihnen ›Ain’t No Mountain High Enough‹ entgegenschallte, schaltete er gleich wieder ab. Am Ende beschwor er in Gedanken sogar Bilder von Agneta herauf, der blonden ABBA-Sängerin und feuchter Traum seiner vierzehnjährigen Nächte. Leider gelang es ihm trotzdem nicht, auch nur andeutungsweise einen hochzukriegen, geschweige denn, das mit der Fortpflanzung zu erledigen.
Zuletzt lagen beide vollkommen erschöpft da.
Tom überschlug sich mit Entschuldigungen, streichelte ihr blondes Lockenhaar und tröstete sie mit der Versicherung, dass sie es ja morgen Abend noch mal versuchen könnten. Er vermutete, dass es an seinen beruflichen Sorgen lag, doch das gäbe sich schon, sobald er ein neues Aufgabenfeld gefunden hätte. Keinesfalls lag es daran, dass etwa das Feuer ihrer Leidenschaft erloschen wäre – ganz ohne Frage fand er Daisy noch immer genauso hinreißend, wie früher. Die Hand nach wie vor in ihren Locken, schlief er
schließlich ein. Sein letzter Gedanke galt Agneta: Hatte sie in diesem berühmten Video nun die Puppydog Hot Pants oder die Pussycat Hot Pants getragen …
In Daisy dagegen brodelte es. Am liebsten wäre sie einfach nur wütend gewesen – und sie war es auch. Denn wer wusste schon, ob es morgen auch noch gehen würde? Bis dahin konnte das Ei längst durch den Uterus gespült worden sein, und dann wäre wieder ein Monat verpasst. Also, diese Woche schien sie wirklich ein Talent zu haben, alles Mögliche wegzuspülen!
Als Tom sich im Schlaf von ihr wegdrehte, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie ihm wirklich noch gefiel. Abermals kam ihr der Gedanke, dass möglicherweise nicht nur sie ihn, sondern auch er sie verlassen wollen könnte. Außerdem war sie fast sicher, ihn bei ihren – buchstäblich – fruchtlosen Bemühungen den Namen einer anderen murmeln gehört zu haben.
Mit einem Gefühl großer Einsamkeit und Verlorenheit schmiegte sie sich an seinen Rücken. Irgendwie war es absurd, dass sie sich nach dem Fortpflanzungssex oft sehr allein fühlte. Offenbar wirkte es jedoch genauso, wenn sie keinen Fortpflanzungssex hatten. So oder so, das Ende blieb sich gleich.
6
Als sie den letzten Hügelkamm erreichten, sah Daisy unten im Tal wie einen Flickenteppich die elterliche Farm ausgebreitet. Das Haus mit seiner breiten Veranda und dem ausgebleichten roten Dach lag inmitten von Nells liebevoll gehegten Rosen. Auf den grünen Weiden grasten schwarzweiß-gescheckte Kühe wie Figuren eines
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