Sushi und Kartoffelbrei Ticktack
ziemlich jeden Spray und jedes Medikament ausprobiert.«
»Ach, nicht der Rede wert! Bloß eine Allergie«, sagte Rob und stürzte sich mit Appetit auf sein Stück Kuchen.
Daisy warf einen Blick auf das Stück, das Nell ihr auf den Teller gelegt hatte, schnitt es durch und legte eine Hälfte davon wieder zurück. Ihre Mutter zog die Brauen hoch.
»Ich bin nicht auf Diät«, versicherte Daisy ihr, »aber zunehmen will ich auch nicht. Dad, wenn bei Dr. MacIntyre nichts mehr rauskommt, dann solltest du vielleicht mal einen Spezialisten aufsuchen, du weißt schon, einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt. In Melbourne gibt’s sicher jede Menge davon.«
»Bis nach Melbourne fahren, bloß wegen eines Hustens?«, spottete Rob.
»Dann kann Mama mal wieder einen schönen Einkaufsbummel machen.«
»Genau davor fürchte ich mich ja.«
Daisy wusste, dass er das nicht so meinte. Nell war sein Leben, und wenn sie genug Geld besäßen, dürfte sie seinetwegen sogar ein ganzes Kaufhaus leerräumen.
Als sie Tom kennen lernte, hatte sie zunächst gedacht, er würde Rob in vieler Hinsicht ähneln. Beide waren groß und hager, sie besaßen denselben trockenen Humor. Sie hatte gehofft, dass die beiden sich mit der Zeit anfreundeten; doch, wie Tom sagte, brauchte Rob nicht wirklich Freunde. Er ging einfach ohne viel Worte seiner Arbeit nach, bewirtschaftete die Milchfarm und mühte sich, in den schwierigen Zeiten, die für seinen Beruf angebrochen waren, über die Runden zu kommen.
Er weigerte sich standhaft, Nells Vorschlag in die Tat umzusetzen, und Feriengäste aufzunehmen – vielleicht ein paar kleine Bungalows auf dem Grundstück zu errichten, um ein wenig Geld nebenher zu verdienen.
»Schlimm genug, dass mir der Staat überall dreinredet! Da will ich nicht auch noch eine Horde Schwachköpfe in Gummistiefeln da haben, die mir bloß die Kühe verrückt machen«, pflegte er zu poltern.
Und wenn Rob einmal etwas entschieden hatte, gab Nell grundsätzlich nach. Was man gar nicht vermuten würde, wenn man sie beobachtete, wie sie auf der Landwirtschaftsmesse mit Rob im Schlepptau herumstakste und reihenweise blaue Bänder absahnte. Aber sobald etwas schief ging, zum Beispiel eine Waschmaschine, die die Küche überflutete, dann stand Nell einfach nur in der immer größer werdenden Pfütze und bellte »Rob!«, so laut sie konnte, bis er herbeieilte, um den Tag zu retten.
Immer wenn Daisy das leise Gemurmel von einer Frauenund einer Männerstimme hörte, die sich geruhsam unterhielten, wurde sie an ihre Kindheit erinnert, als sie im Bett lag und den tröstlichen Lauten lauschte, die sie in den Schlaf wiegten.
»Und wie läuft es bei dir in der Arbeit?«, erkundigte sich Nell bei Tom. Das war eins der wenigen Dinge, die ihren Schwiegersohn zu fragen Nell einfielen, denn er schien weiter keine Hobbys zu haben. Sie mochte Tom, obwohl ein Teil ihres Herzens ihm niemals verzeihen würde, dass er Daisy nach Sydney verschleppt hatte.
»Sehr gut! Toller Kuchen«, lobte Tom.
»Na wenigstens hast du dich geirrt, was diesen Computercrash betrifft«, plapperte Nell unbekümmert weiter. »Wir waren hier alle ganz schön nervös, da kannst du Gift drauf nehmen! Ich habe den Leuten schon Monate vorher ständig geraten, sie sollen genug Bargeld zu Hause deponieren, man weiß ja nie. ›Mein Schwiegersohn sagt‹, hab ich allen erzählt …«
Tom zuckte schmerzlich zusammen. »Lieber einmal zu viel irren, als einmal zu wenig. Und ich denke nach wie vor,
dass die Sache vielleicht ganz anders gelaufen wäre, wenn wir nicht all die Vorsichtsmaßnahmen getroffen hätten.«
»Für deine Firma hätte es schon anders ausgesehen«, warf Rob trocken ein. »Ihr hättet einen ganzen Haufen Geld weniger verdient.«
Der Schwiegersohn presste die Lippen aufeinander. »Hm – wieso hätten wir die Einzigen sein sollen, die auf ein Geschäft verzichten?«
»Kein Grund, überhaupt kein Grund«, entgegnete Rob freundlich. »Hat uns nicht geschadet, mal ein bisschen mehr Bargeld im Haus zu haben. Musste monatelang nicht mehr nach Bobeda kutschieren, was mir ganz gut in den Kram passte.«
»Noch eine Tasse Tee?«, erkundigte sich Tom fast verzweifelt.
»Aber gern«, meinte Rob. »Ist’n ganz schön durstiger Tag.«
»Und wie sehen deine neuesten Pläne für das große Jubiläum aus?«, erkundigte sich Daisy hastig.
Nell strahlte. Die Planungen für ihren vierzigsten Hochzeitstag, der im Oktober stattfinden sollte, nahmen seit fast einem Jahr jede freie Minute
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