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Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Sushi und Kartoffelbrei Ticktack

Titel: Sushi und Kartoffelbrei Ticktack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freeman Jane
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Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken, ab dreißig extrem zunimmt.«
    Clare, die sich diesen Vortrag ruhig anhörte, fragte sich insgeheim, wo diese Frau ihre Frechheit hernahm. Schließlich
konnte Clare, nach allem, was Margaret über sie wusste (oder nicht wusste), tatsächlich unfruchtbar sein. Sie hätte letzte Woche eine Abtreibung haben können, hätte als Kind nach einem schrecklichen Unfall ihre Gebärmutter verloren und diesen Schicksalsschlag nie überwunden haben können. Es ging sie einen feuchten Dreck an, wann Clare beschloss, ein Kind zu bekommen. Und ob überhaupt.
    Sie pflasterte ein falsches Lächeln auf ihr Gesicht. »Ach, ich fürchte, Kinder haben im Moment keine Priorität für mich«, erklärte sie zuckersüß. »Wissen Sie, mein Partner Leo dreht gerade seinen ersten Spielfilm, und mit meiner eigenen Karriere als Journalistin geht es derzeit ebenfalls steil aufwärts. Es gibt also derart viele andere aufregende und wichtige Dinge in meinem Leben, dass da wirklich keine Zeit bleibt, über Kinder nachzudenken.«
    »Ach. Und ich hab immer gedacht, dass man wahre Liebe erst versteht, wenn man eigene Kinder hat«, erklärte Margaret.
    Wieder rührte Isobel schier der Schlag. Der Abend wuchs sich allmählich zu einem Albtraum aus. Den Ausdruck auf Clares Gesicht, während Margaret jetzt des Langen und Breiten erklärte, wie wichtig es sei, Kinder bis zum Alter von drei Jahren zu stillen, würde sie nie vergessen. Außer es waren die halb rohen Ofenkartoffeln, die die Leichenblässe auf ihr Gesicht gezaubert hatten.
    »Nicht jeder möchte Kinder haben«, meinte Isobel abschließend und stellte die Zitronentorte auf den Tisch. Sie sah wirklich hübsch aus, auf der weißen Porzellanplatte und mit Puderzucker bestäubt.
    »Na, klar. Und ich hab immer gedacht, dass keiner, der Kinder hat, es je bereut.« Margaret zog die Augenbrauen hoch. »Ist die von Rogalsky’s aus der High Street? Die machen wirklich hübsche Torten.«
    Sie ignorierte Isobels Gesichtsausdruck und brabbelte im
Stil einer außer sich geratenen Dampfwalze weiter. »Natürlich hängt die Entscheidung für Kinder davon ab, wie es einem finanziell geht. Kinder sind heutzutage eine ziemlich teure Angelegenheit, besonders wenn man in Betracht zieht, dass sie als Kleinkinder die beste Betreuung benötigen, dann auch noch die Privatschulen«, zählte sie mit ihren kurzen, dicken Fingern auf, »ganz zu schweigen von Schulausflügen, Europareisen und den Kosten für das Universitätsstudium. Wir beide betrachten das Ganze als finanzielle Verpflichtung für die nächsten zwanzig Jahre.«
    Isobel hielt kurz mit dem Aufschneiden der Torte inne und dachte mit Entsetzen, dass sie in zwanzig Jahren sechsundfünfzig sein würde, fast im Pensionsalter also …
    Margaret grabschte sich ein Stück Kuchen und belud es großzügig mit Sahne. »Das ist noch ein Grund, weshalb ich so froh um meinen Teilzeitjob beim Kindergarten bin. Nicht nur hält er mich geistig fit, er gibt mir auch Gelegenheit, meinen Beitrag zur finanziellen Zukunftssicherung meiner Kinder zu leisten«, erklärte sie wichtigtuerisch.
    Isobel, die bei der Erwähnung des Kindergartens rot geworden war, war froh, in die Küche flüchten und ihren Dampf zusammen mit dem, der aus dem Wasserkessel aufstieg, ablassen zu können. Geistig fit! Also diese Frau war die Pest.
    Abgesehen davon musste sie zugeben, dass Margaret stets Salz in ihre Wunde streute, wenn sie Geld erwähnte. Dieses Thema war Isobel nie besonders wichtig gewesen, nicht bevor sie Kinder bekam. Geld war eben einfach etwas, das kam und ging wie die Gezeiten. So lange jedenfalls, bis sie ihren Job aufgab und merkte, was es hieß, überhaupt kein Geld zu haben.
    Nun, es stimmte nicht ganz, dass sie kein Geld hatte. Sie und Phil besaßen ein gemeinsames Konto, von dem Isobel jederzeit etwas abheben konnte, vorausgesetzt, sie konnte die
Ausgabe vor Phil rechtfertigen. Nicht, dass er ihr ein neues Paar Schuhe oder einen Friseurbesuch missgönnen würde; es war einfach nur so, dass er nie wirklich vergaß, wer hier das Geld verdiente. Und natürlich musste er, dank der Ungerechtigkeit einer Welt, in der selbst ein höherer Angestellter mit einem Sieben-Dollar-Haarschnitt davonkam, für sich selbst kaum einmal etwas ausgeben. Das gehörte zu den Dingen, über die man vor der Ehe nie nachdenkt, überlegte sie, während sie frisch gemahlenen Kaffee in die Kaffeemaschine löffelte. Der Luxus gelegentlicher Extravaganz. Als sie

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