Suzanna
Affäre mit einer verheirateten Frau hatte?«
»Sie lassen es schmutzig klingen.«
»Manche Leute finden Ehebruch nicht romantisch.« Er zuckte die Schultern. Ihm war das alles gleichgültig. »Andererseits, wenn einer der Ehepartner sich als Reinfall entpuppt, kann man wohl dem anderen kaum einen Vorwurf machen, wenn er sich anderswo umsieht.«
Bei diesen Worten blickte sie weg und verspürte einen ganz persönlichen Schmerz. »Ich interessiere mich nicht für Ihre Moralansichten, Holt, nur für Ihre Erinnerungen. Und ich habe genug von Ihrer Zeit in Anspruch genommen.«
Er wusste nicht, was er gesagt hatte, um diesen traurigen, verletzten Blick in ihre Augen zu bringen. Doch er konnte sie so nicht gehen lassen. Dieser Blick hätte ihn verfolgt. »Ich glaube, Sie klammern sich an einen Strohhalm, aber wenn mir etwas einfällt, lasse ich es Sie wissen – um Sadies Vorfahren willen.«
»Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.«
»Aber erwarten Sie nichts.«
Mit einem angedeuteten Lächeln wandte sie sich ab und ging zu ihrem Lastwagen. »Glauben Sie mir, ich erwarte nichts.« Es überraschte Suzanna, als er mit ihr den Rasen überquerte.
»Ich habe gehört, dass Sie ein Geschäft eröffnet haben.«
»Das stimmt.« Sie sah sich in seinem Garten um. »Sie könnten meine Dienste brauchen.«
Holts Miene drückte etwas Abfälliges aus. »Ich bin nicht der Typ für Rosenbüsche.«
»Aber das Cottage.« Sie fischte die Schlüssel aus ihrer Tasche. »Es wäre nicht viel nötig, um es zauberhaft zu gestalten.«
»Ich bin nicht für Blumengebinde zu haben, Baby. Ich überlasse das Herumschnippeln in Rosengärten Ihnen.«
Sie dachte an die schmerzenden Muskeln am Abend eines langen Tages, kletterte in den Lastwagen und knallte die Tür zu. »Ja, im Garten herumschnippeln, das können wir Frauen am besten. Übrigens, Holt, Ihr Gras braucht Dünger. Ich bin sicher, Sie produzieren genug davon.«
Sie ließ den Motor aufheulen, rammte den Rückwärtsgang hinein und fuhr los.
2. K APITEL
Die Kinder kamen aus dem Haus gestürmt, gefolgt von einem schwarzen Hund mit dicken Pfoten. Der Junge und das Mädchen fegten die ausgetretenen Steinstufen mit der Leichtigkeit und Anmut der Jugend herunter. Der Hund stolperte über seine eigenen Beine und schlug einen Purzelbaum. Armer Fred, dachte Suzanna, als sie aus dem Lastwagen stieg. Es sah nicht so aus, als würde er je seiner welpenhaften Ungeschicklichkeit entwachsen.
»Mom!« Jedes Kind umklammerte eines von Suzannas Beinen. Mit sechs war Alex schon groß für sein Alter. Seine kräftigen gebräunten Beine waren an den Knien verschrammt, genau wie seine Ellbogen. Jenny, ein Jahr jünger und blond wie eine Märchenprinzessin, trug die gleichen Ehrenmale. Suzanna vergaß ihren Ärger und ihre Müdigkeit in dem Moment, als sie sich vorbeugte und die beiden küsste.
»Was habt ihr zwei denn gemacht?«
»Wir bauen ein Fort«, erklärte Alex. »Und Sloan hat gesagt, dass er uns am Samstag helfen wird.«
»Hilfst du uns auch?«, fragte Jenny.
»Nach der Arbeit.« Sie streichelte Fred. »Hallo, Junge! Ich glaube, ich habe heute eine deiner Verwandten kennengelernt.«
»Hat Fred Verwandte?«, wollte Jenny wissen.
»Es sieht ganz so aus.« Suzanna setzte sich mit den Kindern auf die Stufen. »Ich glaube, ich habe seine Cousine Sadie kennengelernt.«
»Wo? Kann sie uns besuchen? Ist sie nett?«
»Im Dorf«, antwortete Suzanna der Reihe nach auf Alex’ Schnellfeuerfragen. »Ich weiß es nicht. Ja, sie ist sehr nett. So groß, wie Fred einmal sein wird, wenn er in seine Pfoten hineingewachsen ist. Was habt ihr noch gemacht?«
»Loren und Lisa sind herübergekommen«, erzählte Jenny. »Wir haben Hunderte von Räubern erschlagen.«
»Na, dann können wir ja heute Nacht ruhig schlafen.«
»Und Max hat uns eine Geschichte erzählt von der Landung am Strand von der Nomadei.«
Lachend küsste Suzanna Jenny auf die Haare. »Ich glaube, das war die Normandie.«
»Lisa und Jenny haben auch mit Puppen gespielt.« Alex grinste seine Schwester brüderlich-verächtlich an.
»Sie wollte das. Sie hat die brandneue Barbie und ein Auto zum Geburtstag gekriegt.«
»Es ist ein Ferrari«, sagte Alex bedeutungsvoll, wollte jedoch nicht zugeben, dass er und Loren damit gespielt hatten, als die Mädchen nicht im Zimmer waren. »Loren und Lisa besuchen nächste Woche Disney World.«
Suzanna unterdrückte ein Seufzen. Sie wusste, dass ihre Kinder auch davon träumten. »Eines Tages machen wir
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