Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Unmengen an Seegras, die zwischen Rumpf und Ruderblatt feststeckten.
´Wenn nur das Boot nicht so schaukeln würde´, dachte Radik, während er sich tief hinunterbeugte und mit den Händen das Seegras zu erreichen versuchte, ´Bedeuten diese grünen, glitschigen Pflanzen nicht, dass wir uns in der Nähe der Küste befinden müssen?´
Das nun führerlose Boot war ein Spielball der Wellen. Gerade als Radik sich eingestand, dass sein Tun zu gefährlich war und er die anderen Burschen hinzuziehen wollte, schlug ein großer Brecher über sie herein. Radik spürte, wie jemand gegen ihn stieß. Er verlor das Gleichgewicht und ging über Bord.
Seine Bemühungen, sich am Steuerruder festzuhalten, endeten damit, dass er ein großes Bündel Seegras in Händen hielt, mit welchem er sofort wild zu winken begann, während er gegen die tosende See anbrüllte. Er glaubte zu erkennen, dass ihm Nipud aufgerichtet am Heck einen langen Blick zuwarf, bevor er sich an die Steuerpinne setzte. Das Boot entfernte sich rasch.
´Hat er mich bewusst hinausgestoßen?´, fragte sich Radik, der seine Lage nicht so recht fassen konnte, ´Das wird er büßen!´
Doch ihm wurde schnell klar, dass er, statt Rachepläne zu schmieden, sich lieber einmal überlegen sollte, was er jetzt tun konnte. Das Wasser war kalt und seine Schwimmkünste würden ihm angesichts der hohen Wellen nicht viel bringen. Wenn er nur sicher wüsste, in welcher Richtung das nächste Land lag.
Als wäre die Situation nicht schon schlimm genug, setzte nun der Regen ein. Erst einzelne dicke Tropfen und bald ein dichtes Prasseln. Eine Weile ließ sich Radik einfach treiben, doch bald bemerkte er, wie ihn die Kälte zu lähmen begann. Seine Glieder waren schwer und gefühllos. Wie lange würde er noch in der Lage sein, sich über Wasser zu halten?
´Nur den Willen nicht verlieren´, hämmerte es in seinem Kopf, ´Wach bleiben!´
Schließlich sackte sein Kopf ermattet auf die Brust, er schluckte Wasser und begann zu husten.
´War das der Todeskampf, schon das Ende?´
Etwas klatschte ihm gegen die Schulter, er griff danach.
´Seegras? So dickes Seegras?´
Als Radik begriff, dass es sich um ein Seil handelte, hörte er auch schon Stimmen und sah ein Boot. Er fasste mit letzter Kraft zu und bald hoben ihn kräftige Arme an Bord, wo er sich erschöpft fallen ließ und nach Atem rang.
Die drei Männer sahen ihn zunächst ungläubig an. Sie reichten ihm eine Decke, die jedoch auch schon völlig durchnässt war. Es gab nichts, was sie weiter für ihn tun konnten, doch mehr wollte Radik auch gar nicht, als endlich wieder festen Grund unter sich zu spüren, und seien es schwankende Bootsplanken.
Aus den Worten, die die Männer wechselten, entnahm Radik, dass es sich um Dänen handeln musste. Sie sprachen auch ihn an, nachdem er ihnen wohl ausgeruht genug erschien und Radik überlegte kurz, wie er sich verhalten sollte. Er beherrschte ein gutes Maß Dänisch, würde aber trotzdem sofort als Fremder auffallen. Also beschloss er, so zu tun, als verstünde er kein einziges Wort. Wie wäre es, wenn er sich als Sachse ausgäbe? Waren die Dänen und Sachsen nicht Verbündete?
Nachdem er den Männern eine Weile zugehört hatte, fand Radik schließlich heraus, dass es Fischer waren. Dies hatte ihn schon die Form des Bootes vermuten lassen. In dem Unwetter war ein anderes Fischerboot gekentert und nun suchten sie nach den Männern. Daher war auch das Erstaunen zu verstehen, als sie glaubten, einen der ihren aus dem Wasser zu ziehen und dann Radik am Seil hing.
Die Männer wunderten sich über Radiks Kleidung, sein ledernes Wams kam ihnen merkwürdig vor. Sie wussten nicht, was von ihm zu halten war.
´Ich sollte ihnen vielleicht bald eine Erklärung liefern, bevor sie auf die Idee kommen, dass ich ein Ranenkrieger bin, der gerade ihre Küste überfallen wollte´, dachte Radik etwas besorgt, der wenig Lust hatte, erschlagen oder als Sklave verkauft zu werden.
Also stand er auf, umarmte einen der Fischer theatralisch und überschüttete ihn mit Dankesworten in deutscher Sprache, was diesen zunächst verwunderte, schließlich aber sichtlich erfreute. Es ist doch ein schönes Gefühl, einem Menschen das Leben gerettet zu haben. Dann wandte er sich den anderen Männern in derselben Art und Weise zu.
Radik war sich sicher, dass die Männer seine Worte nicht verstanden, wusste aber nicht, ob sie diese vielleicht anhand des Klanges richtig zuordnen würden. Er verfolgte, wie sie über
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