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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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hernach wiederholt wütende Brüller durchs Haus zu schicken. Diese galten offenbar der jungen Frau, die damit angetrieben werden sollte, etwas zu trinken herbeizuschaffen und anschließend das Essen zuzubereiten.
    "Versteht er deutsch?", fragte Christian, nachdem er sie sacht am Handgelenk gepackt hatte.
    "Er ist ein Obodrit. Dieses Stück Land hat er von den Dänen gepachtet. Obwohl er bereits viele Jahre hier lebt, spricht er nur schlecht dänisch. Deutsch ist ihm so unbekannt, wie es dir gute Manieren sind."
    Damit entwand sie sich seinem Griff und verließ den Raum. Christian musste etwas bedeppert dreingeschaut haben, was ihm erst bewusst wurde, als er sah, wie Ronald ihn breit angrinste.
    "Habe ich irgendeinen Spaß verpasst?", fragte er leicht genervt.
    "Ich hoffe noch nicht", gab ihm Ronald zur vieldeutigen Antwort.
    Der Junge wollte gerade etwas auf den Tisch stellen, als Christian, der ihn nicht bemerkt hatte, unversehens mit seiner Hand zur Seite langte. Ein Krug fiel und entleerte sich auf Christians Kleidung.
    Der dicke Mann gab dem Kind sogleich eine schallende Ohrfeige und stieß es grob weg. Anschließend wischte er mit einem dreckigen Lappen an Christian herum, der aufgesprungen war.
    "Was soll das?!", fragte Christian, während er den Mann angewidert wegschob.
    Er begab sich zu der Tür, hinter welcher der Junge verschwunden war. Dort lag die Küche. In einer Ecke stand der Junge und rieb sich die Wange. Die junge Frau briet etwas über offenem Feuer. Aus einem Kessel dampfte es.
    "Hat er dir wehgetan?", fragte Christian den Jungen.
    "Nein, nein! Ich habe den Kopf weggezogen. Ich bin doch schnell!"
    "Wer ist dieser widerliche Kerl überhaupt?", wandte Christian sich an die Frau, "Doch nicht etwa dein …"
    Sie drehte sich um und musste lachen. Aber nicht über die Frage, sondern über Christians nasse Kleidung.
    "Es ist wahr, dass das Gebräu, welches euch gereicht wurde, kaum genießbar ist. Aber man sollte sich schon etwas geschickter anstellen, wenn man es wegschüttet."
    Sie wies auf eine Schüssel mit klarem Wasser.
    "Natürlich ist das nicht mein Mann", antwortete sie sodann.
    Sie zog Christian zu einer anderen Tür und deutete ihm, einmal zu lauschen.
    "Was ist da? Ein Bär?", fragte Christian angesichts der tief brummenden Geräusche, die aus dem Nebenzimmer kamen.
    "So in etwa." sagte sie, "Dort liegt sein Eheweib. Sie hat gestern noch tiefer in den Becher geschaut und schläft jetzt den Rausch aus."
    "Und du?"
    "Ich bin ihr Eigentum. Sie haben mich gekauft."
    "Eine Sklavin?"
    "Seit vielen Jahren. Ich hatte mich in der Fremde aufgehalten und bin durch eine Unachtsamkeit Sklavenhändlern in die Hände gefallen. Die wollten mich an Araber verkaufen. Aber ich war bereits schwanger und dies war von Tag zu Tag besser zu erkennen. So etwas mögen die Herren aus dem Orient nicht. Also verkaufte man mich an einen Dänen."
    "Sagtest du nicht, er sei Obodrit?"
    "Zunächst war ich bei einem Dänen. Ein typischer kleiner Adliger. Dumm und herrisch. Widerlich!"
    Christian konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    "Bitte entschuldige", sagte sie, als sie begriff, dass er dies hätte durchaus als Beleidigung auffassen können, "Vom ersten Tag an wollte ich jedenfalls nur eines, nämlich fort. Nach dem dritten Fluchtversuch hatte er genug und verkaufte mich wieder. Inzwischen war mein Sohn geboren. Schließlich kamen wir irgendwann hierher, nur Wälder und Steilküste. Zu entlegen, um weglaufen zu können."
    "Aber später baue ich ein Boot", flüsterte der Junge zu Christian.
    "Die Bauersleute sind grob und versoffen. Sie verlangen, dass ich hart arbeite, ohne zu murren. Zuerst wollte der Bauer noch etwas mehr. Ich habe ihm schnell klar gemacht, dass ich ihm nachts die Kehle durchschneide, wenn er es wagt, mich zu berühren. Seitdem lässt er mich in Ruhe und verriegelt in der Nacht die Tür."
     Sie wendete den Braten und rührte mit einem großen Holzlöffel im Kessel. Es verbreitete sich ein wohlriechender Duft.
    "Ich könnte dich freikaufen", sagte Christian schließlich.
    Sie blickte ihn eine Weile ernst an.
    "Und welchen Preis muss ich dafür zahlen?", erwiderte sie fast vorwurfsvoll, "Soll ich mit dir ins Bett steigen? Oder mich von dem großen Kerl da draußen begrapschen lassen? Wie lange hättest du Interesse an mir? Eine Nacht? Eine Woche?"
    Sie schüttelte entschieden den Kopf.
    "Und dann stehe ich plötzlich da. In Sachsen, Franken, Thüringen oder wo immer du herstammst. Mittellos, mit

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