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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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zitterte.
    "Na, das ist ja noch mal gut gegangen."
    Christian beugte sich zu dem Kind hinunter und lächelte, während er ihm beruhigend über den Kopf streichelte. Ihm waren sogleich die leuchtend grünen Augen des Jungen aufgefallen, die mehr neugierig als ängstlich blickten. Um den Hals trug das Kind an einem Lederband einen tropfenförmigen Bernstein.
    "Verflucht!", stöhnte Christian, als seine Finger etwas Feuchtes spürten.
    Er besah sich den Kopf des Jungen und konnte erkennen, wie etwas Blut durch die hellblonden Haare troff. Ein Huf musste die kleine Platzwunde verursacht haben. Christian zog ein Tuch hervor und drückte es sanft auf die Verletzung.
    "Ist nicht schlimm! Tut es weh? Hast wohl einen tüchtigen Schreck bekommen?"
    Der Junge reagierte nicht und Christian fiel ein, dass ihn das Kind natürlich nicht verstehen konnte. Er blickte sich suchend um. Wo waren nur die anderen? Es war völlig still.
    Bald war die Blutung gestillt und der rote Fleck in den hellblonden Haaren sah schlimmer aus, als es war. Christian hielt sein Pferd am Zügel und blickte abwechselnd zurück zur Weggabelung und auf den Jungen. Was sollte er bloß tun? Er musste die anderen wiederfinden. Aber der Junge schien irgendwie unter Schock zu stehen. Er konnte ihn doch nicht einfach so hier zurücklassen, auch wenn die Verletzung nur klein war.
    "Wo kommst du denn her? Wo bist du zu Hause?", fragte Christian und wies mit dem Arm im Wald herum, als würde der Junge dadurch seine Worte besser verstehen, "Wenn du hier Pilze sammeln warst, musst du doch hier irgendwo wohnen."
    Der Junge blickte ihn weiter irgendwie erstaunt an und besah sich dann das Pferd, ohne sich von Fleck zu rühren. Christian bemerkte, dass das Kind nun nicht mehr zitterte.
    "Wenn ich nur etwas dänisch sprechen könnte!", fluchte Christian.
    "Ich kann dänisch", sagte der Junge in deutschen Worten, ohne seinen Blick vom Pferd zu nehmen.
    "Dann kannst du mich also verstehen", freute sich Christian und fasste das Kind bei den Schultern.
    "Kann ich mal mit dir reiten?"
    "Ich weiß nicht recht. Ich hab es nämlich eilig", versuchte Christian zu erklären, "Meine Freunde, weißt du, die muss ich suchen."
    "Hier im Wald? Da kann ich dir helfen."
    "Vielleicht ist es besser, wenn du mir sagst, wo du zu Hause bist, damit ich dich schnell dahin bringen kann. Dann darfst du dich auch auf das Pferd setzen."
    Schon mühte sich der Junge, die Steigbügel zu erreichen und Christian gab ihm ein wenig Schwung. Nachdem sie beide auf dem Pferd saßen, wies der Junge in die Richtung, die Christian einschlagen sollte und zu dessen Leidwesen führte der Weg weiter von der Weggabelung weg. Nun ja, es würde schon nicht allzu lange dauern.
    Bald kamen sie aus dem Wald heraus zu einer grasbewachsenen Fläche, auf der ein größeres Gehöft stand. Dahinter konnte man das Meer sehen, welches tosend gegen die steile Felswand brandete. Eine junge Frau mit rotbraunen Haaren trat aus dem Haus. Sie trug eine große Schüssel unter dem Arm und wollte gerade in einem flachen Holzbau verschwinden, als sie die Ankömmlinge bemerkte. Trotz der derben, etwas schmutzigen Kleidung und dem verschwitzten Gesicht, bemerkte Christian sogleich, wie hübsch sie war.
    Der Junge sprang vom Pferd und lief zu ihr. Er sprach mit der jungen Frau, wobei Christian die Worte wegen der Entfernung nicht verstehen konnte. Sie setzte die Schüssel ab und untersuchte den Kopf des Kindes.
    Christian war gar nicht wohl dabei. Sein schlechtes Gewissen meldete sich und am liebsten hätte er mit seinem Pferd kehrt gemacht und wäre davongeritten. Aber zum einen hätte dies sein Gewissen kaum erleichtert und zum anderen musste er sich eingestehen, dass er nur ungern den Blick von der jungen Frau nehmen wollte.
    Doch schon wurden seine Befürchtungen wahr und sie kam ihm mit deutlich verärgerter Miene entgegen.
    "Was fällt dir ein, dein Pferd wie von Sinnen durch den Wald zu hetzen!", rief sie ihm zu, "Es schert dich wohl gar nicht, ob andere dabei zu Schaden kommen!"
    "Nein, nein … ich wollte doch nicht … äh …"
    Christian wusste nicht, was er antworten sollte. Ihn irritierten die harschen Worte etwas, immerhin dürfte ihr kaum entgangen sein, dass er ein Edelmann war.
    "Ihr hohen Herren glaubt, selbst der Wald gehöre euch allein!"
    Der Junge zupfte seiner Mutter am Ärmel und flüsterte ihr wieder etwas zu. Offenbar war ihm ihr Schimpfen nicht recht. Christian musste zugeben, dass er auf seinem Pferd vielleicht

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