Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
lang.«
Ingrid lachte. »Sabrina kann an keinem Laden mehr vorbeigehen, der Brautkleider ausstellt. Jeder Weg durch die Second Street dauert eine halbe Stunde länger als früher. Also, lieber Bruder, gib nun endlich deine Freiheit auf!«
Sven lachte und umarmte beide. Er war von ganzem Herzen glücklich.
Er erzählte seinen Freunden am Montag von seinem Geplänkel mit den Schwestern und lud sie für den nächsten Sonntag zum Mittagessen ein.
»Hast du sonst was über den Kommodore gehört?«, fragte Adam.
Sven erzählte, dass er 57 Jahre alt sein solle, Handelsschiffkapitän war, in den beiden vorangegangenen Kriegen Kaper kommandiert habe und jetzt in Rhode Island zum Brigadegeneral der Miliz ernannt worden sei.
»Die einen halten ihn für einen fähigen Kapitän, die anderen sagen, er verdanke den Posten nur seinen Beziehungen. Es heißt noch, er sei ein wenig cholerisch. Wir werden es schon merken.«
»Wenn er General war, muss er doch militärische Erfahrung haben«, meinte Joshua. »Unser Kapitän ist weniger als halb so alt, aber als ehemaliger Midshipman in der britischen Flotte auch erfahren. Da können wir doch zufrieden sein.«
Die Schiffe vervollständigten Zug um Zug ihre Ausrüstung. Die Männer wurden gedrillt. Seesoldaten erschienen auch eines Tages an Bord. Sven hatte gar nicht mitbekommen, dass der Kongress die Aufstellung von zwei Bataillonen beschlossen hatte. Nun waren sie da, und ein Leutnant mehr beanspruchte seinen Platz in der Messe.
Ihre Ausrüstung war nun fast vollständig, aber in der Pulverkammer war immer noch viel Raum leer.
»Pulver ist unsere Achillesferse, meine Herren«, beklagte sich Kapitän Biddle. »Genauer gesagt, ist es der Salpeter, auf den die Briten beim Handel aus Ostindien fast ein Monopol haben. Auch von den Holländern ist etwas für teures Geld zu erhalten. Die Franzosen erproben Ersatzstoffe mit Mischungen aus Erde, Kalk, pflanzlichen und tierischen Abfällen. Mit Salpeter kann man heute ein Vermögen verdienen.«
An Scharfschießen war unter diesen Umständen nicht zu denken. Sven drillte die Kanoniere. Sie übten auch an den Segeln und lagen doch meist am Kai, denn der Winter war streng, und die Eisschollen trieben dicht auf dem Delaware.
An einem kühlen Dezembermorgen beobachtete Sven, wie einige Kutschen an der Walnut Street bei Meredith’s Kai vorfuhren. Offiziere stiegen aus und kletterten in ein Boot des Flaggschiffes Alfred, das dort auf sie wartete.
»Sir, ich glaube, der Kommodore wird seine Flagge auf der Alfred setzen. Sehen Sie nur!«, meldete Sven seinem Kapitän.
Der schaute sich die Sache an und bestätigte: »In der Tat. Der etwas korpulentere Herr dort ist der Kommodore. Lassen Sie den Flaggensalut vorbereiten!«
Die Bootsmannspfeifen schrillten auf dem Flaggschiff. Eine Ehrenwache salutierte. Am Kai jubelten Zuschauer. Und nun krachten noch einige Salutschüsse. Eine gelbe Flagge stieg empor.
Sven fragte wieder: »Sir, die Flagge hat ein Symbol und eine Inschrift. Aber ich kenne sie nicht. Wissen Sie etwas darüber?«
»Das ist eine Flagge, die irgendein Brigadegeneral eingeführt hat. Sie zeigt eine Schlange und die Inschrift ›Don’t tread on me!‹«
Sven war verwirrt. Was hatte die Flotte mit einer Schlange zu schaffen, die nicht zertreten werden sollte? Gab es kein besseres Symbol für die 13 Kolonien, die sich gegen die Willkür der Briten wehrten?
Als sich herumsprach, dass dieser Leutnant John Paul Jones, der die Flagge gehisst hatte, auch nicht mit diesem Symbol einverstanden war, verzieh ihm Sven sein grobes Auftreten.
Sven war in den folgenden Wochen in einem seltsam gespaltenen Gemütszustand. Einerseits war er glücklich, dass er Sabrina zumindest jedes Wochenende sehen konnte. Sein Gefühl für sie wurde immer inniger. Sie war ein wunderbarer Mensch. Und sie hing noch sehr an ihrem Vater. Sven konnte ihr ansehen, wann ein Brief aus Kanada eingetroffen war. Auch er freute sich dann über die guten Nachrichten.
Auf der anderen Seite konnte er seine Ungeduld über die langsame Ausrüstung der Flotte kaum noch zügeln. Jede Beschaffung war mit unendlichem Schriftwechsel verbunden. Niemand hatte Erfahrungen, wie die Lieferungen abgewickelt und bezahlt werden mussten. Der Kongress brauchte Woche um Woche bis zur Entscheidung. Nun hatte er die Regulationen über Befehlsgewalt und Strafen in der Flotte endlich beschlossen. Sie entsprachen weitgehend den britischen Kriegsartikeln.
Auf der
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