Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
verschiedene Meinungen und wenig Erfahrung.
Svens Kapitän war ein bekannter Mann in Philadelphia. Mr Biddle kannte auch Svens Großvater und beauftragte Sven bevorzugt, wenn es galt, Aufträge in Philadelphia auszuführen. Adam versah seine Arbeit als Bootsmann auf der Andrea Doria, als kenne er das Schiff seit Jahren. Nur mit der Besatzung war er noch nicht zufrieden. Es waren zu viele unerfahrene Seeleute dabei.
Den anderen Schiffen erging es nicht besser. Zwei Schiffe waren größer: Das Flaggschiff Alfred mit 24 und die Columbus mit 20 Kanonen. Die Cabot war auch eine Brigg mit 14 Kanonen. Dann gehörte noch die Sloop Hornet mit zehn Kanonen zum Geschwader. Zwei Schoner mit je sechs Kanonen sollten noch in Baltimore beschafft werden. Für Sven waren das alles Konkurrenten beim Streit um die Ausrüstung.
Auf der Werft von Mr Wharton, den er von der Ausbildung der Kanoniere kannte, hatte er deswegen auch einen heftigen Zusammenstoß mit dem Offizier eines anderen Schiffes. Sven hatte mit der großen Barkasse ihres Schiffes Reservespieren abgeholt. Er hätte sie ohne die Bekanntschaft mit Mr Wharton nicht so schnell erhalten. Als er der Barkasse den Befehl zur Rückkehr zum Schiff gab und mit Mr Whartonnoch eine Tasse Kaffee trinken wollte, stürmte erregt ein anderer Leutnant heran.
»Wieso werden da Reservespieren abtransportiert, und mir wurde gesagt, es seien keine verfügbar?«, rief er zornig.
»Weil Ihr Kamerad sie vor Ihnen bestellt hat. Sie waren also vergeben und wurden jetzt abgeholt«, antwortete Mr Wharton ruhig.
Der Leutnant wollte vor Wut fast zerspringen. »Ich bin John Paul Jones, Erster Leutnant des Flaggschiffs. Sie haben das Flaggschiff zuerst zu bedienen.«
Mr Wharton wurde ärgerlich. »Schreien Sie auf meiner Werft nicht herum, mein Herr. Ich liefere nach der Reihenfolge des Auftragseingangs. Sie haben mir keine Weisungen zu erteilen.«
Sven sah den Leutnant abweisend an. Der warf ihm einen wütenden Blick zu, drehte sich um und verschwand.
»Das ist ein etwas unbeherrschter Herr«, bemerkte Sven nachdenklich zu Mr Wharton.
Der nickte. »Ich weiß auch nicht, warum ihn der Kommodore zum Ersten Leutnant auf dem Flaggschiff erwählte. Er soll ein erfahrener Seemann sein und wurde mit zweiundzwanzig Jahren schon Kapitän, aber als Mensch hat er nicht den besten Ruf. Anno 73 hat er auf Tobago einen seiner Matrosen getötet. Er sagt, der habe gemeutert, aber Jones hat keine Gerichtsverhandlung abgewartet, sondern ist in die Kolonien geflohen.«
»Hm«, brummte Sven. »Bei spanischen Gerichten weiß man nie, woran man ist. Aber das mit der Flucht hört sich wirklich nicht gut an. Na ja, ich werde nicht viel mit ihm zu tun haben.«
Sabrina überraschte Sven am Wochenende mit einer neuen Uniform. »Sie ist genau nach den Vorschriften geschneidert, die das Komitee erlassen hat. Rock und Bundhose blau. Manschetten, Aufschläge und Weste rot. Die Maße hat der Schneider von dem Anzug genommen, den er zuletzt schneiderte. Komm, probier alles an!«
Sven zog sich in seinem Zimmer um. Als er zurückkam, wartete auch Ingrid im Wohnzimmer.
»Schick!«, meinte Sabrina.
»Ja«, stimmte Ingrid zu. »Aber die Manschetten und Kragen in Weiß wie bei den Briten würden mir besser gefallen.«
»Ingrid! Wir können doch nicht die gleichen Uniformen wie die Briten haben. Und Rot ist die Farbe des Aufstandes, der Revolution«, protestierte Sven.
Ingrid verzog ihr Gesicht. »Ihr macht doch sonst manches wie unter den Briten. Euer Kommodore ist der Bruder vom Vorsitzenden des Marinekomitees. Sein Sohn wiederum ist Kapitän eines Schiffes. Nannte man das nicht früher Vetternwirtschaft?«
Sven schüttelte den Kopf. »Sagt einmal, woher wisst ihr das alles? Ich weiß noch gar nicht, welche Kapitäne die anderen Schiffe haben, und ihr kennt sogar die Uniformen.«
Sabrina lächelte. »Der Bruder einer Kollegin ist Sekretär beim Marinekomitee. Uns kannst du nichts vormachen, lieber Sven. Keiner deiner Schritte bleibt uns verborgen.«
Sven hob in gespielter Ergebenheit die Hände. »Und was werde ich als Nächstes tun, meine liebe Braut?«
»Du wirst weiter sehr beschäftigt sein, an Ausbildung und Ausrüstung deines Schiffes mitzuarbeiten. Der Kommodore möchte Mitte Januar auslaufen, aber die meisten glauben nicht, dass ihr da fertig seid. Wir können also eine gemeinsame Weihnachtsfeier planen. Und nach eurer ersten Reise sollten wir dann an die Hochzeit denken. Sonst wird mir die Brautzeit zu
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