Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
die beiden und erteilten Befehle.
Mr Gordon stand ein wenig fremd in der Unruhe, die an Deck um ihn ausgebrochen war. Sven ging zu ihm.
»Kein Grund zur Beunruhigung. Ein Konvoi kreuzt uns entgegen. Ich sah mindestens fünf Begleitschiffe und mehr als fünfzehn Transporter. Das kann nur ein britischer Konvoi sein. Aber was will er hier?«
»Gab es nicht Nachrichten über britische Landungen auf Long Island bei Charleston Mitte Juni?«, fragte Gordon.
Sven nickte. »Ja, aber eigentlich hatte ich erwartet, dass dann Verstärkungen in Richtung Charleston segeln und nicht entgegengesetzt. Wir hatten auch Berichte, dass die Briten mit starken Kräften jeden Tag bei New York landen könnten. Aber diese Truppen kämen doch nicht aus dem Süden. Nun, wir werden es schon noch erfahren. Und vorerst gehen wir diesem Rudel erst einmal aus dem Weg.«
Vom Konvoi sahen und hörten sie nichts. Aber dem Sturm, der in der Nacht aus Nord-Nord-West aufkam, dem konnten sie nicht aus dem Wege gehen.
Armer Mr Gordon, dachte Sven und hüllte sich so dicht in seinen Wachsmantel, wie es nur ging. Sie führten nur noch Sturmsegel und glitten doch pfeilschnell durch die wilde See. Wenigstens in die richtige Richtung dachte Sven und fluchte, als ihn wieder ein Wasserschwall bis auf die Knochen durchnässte.
Er war froh, als ihn Mr Selberg ablöste. Er meldete ihm die neuen Daten und sagte, dass alles wohl in vier Stunden vorbei wäre. »Uns tut ein solcher Sturm noch nicht weh, aber die Schiffe im Konvoi kann er ganz schön durcheinanderwirbeln.«
»Da hält sich mein Mitgefühl in Grenzen, Mr Larsson«, antwortete der Obersteuermann und grinste diabolisch.
Am Morgen hatte der Sturm schon wesentlich nachgelassen, und zu Svens Überraschung steckte auch Mr Gordon seinen Kopf aus dem Niedergang.
»Herr Kapitän!«, rief er. »Ich glaube, mir wachsen schon Seebeine.«
»Das wäre ja wunderbar«, antwortete Sven. »Dann könnte ich Sie im Notfall ja in der Takelage einsetzen.«
Mr Gordon hob die Hand. »Um Gottes willen! Ich bin froh, dass ich mich in der Nacht nicht übergeben musste, jetzt ohne Schwindelgefühl stehen kann und mich sogar aufs Frühstück freue.«
»Dann lassen Sie uns gemeinsam speisen. Es war auch nur ein mittlerer Sturm.«
Um die Mittagszeit deutete nichts mehr darauf hin, dass sie einen Sturm abgewettert hatten. Die Mannschaften kamen lachend an Deck, um den Rest ihrer Mittagspause zu genießen. Die Stimmung war gut, denn der Smutje hatte das Rindfleisch mit Sauerkraut lecker zubereitet.
Auch Sven und Mr Gordon begannen einen kleinen Verdauungsspaziergang. Mr Gordon wies mit der Hand voraus auf eine dunkle Wolke, die bis auf die See hinabreichte. »Kommt da etwa schon wieder ein Sturm, Mr Larsson?«
Sven hatte die Wolke schon vor dem ersten Schritt beäugt und beruhigte ihn, dass sei nur ein Regenschauer, der vorüberziehe.
Sie waren noch nicht weit mit ihrer Diskussion der politischen Absichten verschiedener Zeitungen gekommen, als der Ausguck rief: »Deck! Ein oder zwei Wracks voraus!«
Sven schüttelte den Kopf. Ein oder zwei? Was denn nun? Er blickte voraus und sah hinter den vorbeiziehenden Regenschauern Schiffe ohne Segel auftauchen, die dicht beieinander lagen.
Er winkte einem jungen Steuermannsmaat und befahl ihm, mit dem Teleskop aufzuentern.
»Wenn wir Glück haben, ist es ein leicht beschädigter Transporter, der im Sturm vom Konvoi getrennt wurde«, sagte er zu Mr Gordon.
»Das Glück wünsche ich Ihnen und eine wertvolle Ladung für den Transporter dazu, Mr Larsson«, antwortete der.
Vom Ausguck hörten sie: »Deck! Zwei Segelschiffe mit eingerollten Segeln! Anscheinend mit Reparaturen beschäftigt!«
»Sie scheinen recht zu haben, Mr Larsson. Und dann noch doppeltes Glück.«
Sven klopfte dreimal mit dem Knöchel auf die Reling. »Nicht beschreien, Mr Gordon. Wissen Sie denn nicht, wie abergläubig Seeleute sind?«
Jede Meile, die sie sich den Schiffen näherten, schien ihr Glück zu bestätigen. Zwei Schiffe lagen Rumpf an Rumpf. In der Takelage wurde ohne Zweifel gearbeitet. Eine Dreimastbark und eine Brigg. Die Rümpfe waren anscheinend unbeschädigt.
Sven ließ alle Kanonen bemannen und das Schiff kampfbereit machen. Die Seeleute waren mit Feuereifer bei der Sache.
»Dat bringt Knete, Junge«, flüsterte einer seinem Kameraden zu. »Dat sind Handelsschiffe, und mehr als vier Sechspfünder hat da keener. Die ham wa so jut wie eingesackt.«
»Beschrei es nicht. Es kann
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