Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Parker. Seine drei Fregatten kamen nicht einmal in Schussposition. Sie wollten ja nicht auf uns hören und nahmen sich einheimische Lotsen. Ich vermute, dass die sie auf Untiefen gelockt haben. Ein Schiff mussten sie aufgeben und verbrennen, die Actaeon, und auf seinen beiden 50-Kanonen-Schiffen hatte Admiral Parker herbe Verluste.«
Sven musste sich beherrschen, um seine Freude nicht zu deutlichzu zeigen. »Und die Armee, Herr Hauptmann, welche Erfolge hat die aufzuweisen?«
Der Hauptmann sah ihn mit seinen hervorquellenden Augen böse an und kniff die dicken Lippen zusammen.
Aber der Kapitän antwortete an seiner Stelle. »Die haben doch den größten Bock geschossen. Sie sollten die Meerenge von Long Island nach Sullivan Island durchwaten und Fort Sullivan von der Landseite angreifen. Aber die Herren haben es in der ganzen Zeit nicht geschafft, die Wassertiefe zwischen beiden Inseln auszuloten. Als die Soldaten angreifen sollten, ging ihnen das Wasser bis über den Kopf, und der Angriff fiel förmlich ins Wasser.«
Mr Gordon schaltete sich ein. »Herr Kapitän! Die Briten wurden vor Charleston zurückgeschlagen. Sie sind Brite. Ihr Schiff wurde gekapert. Aber keines der beiden Ereignisse scheint sie sehr zu betrüben. Erklären Sie mir das bitte.«
Der Kapitän holte tief Luft und äußerte mit bösen Blicken auf den Hauptmann seinen Ärger über die Armee, die sich auf den Schiffen aufführe, als seien die Seeleute die Diener, und dann fuhr er fort: »Ich bin doch im Konvoi gesegelt und bin bei Lloyds für einen solchen Fall versichert. Mir kann niemand eigenmächtiges Verlassen des Konvois anlasten. Die Versicherung muss zahlen. Sollen die Herren doch ihre Kriege führen. Ich will nur friedlichen Handel.«
Sven sah Mr Gordon an und ließ die Gefangenen in ihre Kammern führen. »Wie man sieht, sind nicht alle Briten begeistert von der Politik ihrer Regierung«, sagte er. »Uns soll das nur recht sein. Und wir können die Prisen jetzt nach Charleston einbringen, wo es ein Prisengericht gibt. Das wird uns in unserer Reise nicht lange aufhalten.«
»Waren Sie schon einmal in Charleston, Mr Larsson?«
»Charleston war praktisch der erste fremde Hafen, den ich als ganz junger Seemann angelaufen habe. Ich durfte nur in Begleitung von Mr Borg an Land gehen, meiner Jugend wegen. Prompt wurde ich im Hafenviertel überfallen, und Mr Borg hat dem Räuber den Unterarm gebrochen.«
Mr Gordon sah ihn mit großen Augen an. »Was Seeleute so alles erleben. Mich verbindet mit Charleston nur eine politische Brieffreundschaftmit einem Mr Talbot, einem klugen Korrespondenten. Ich hoffe, unser kurzer Aufenthalt gibt mir Gelegenheit, ihn persönlich kennen zu lernen.«
»Gewiss, Mr Gordon. Ich muss ja aufs Prisengericht, und die Mannschaft wäre bitterböse, wenn sie nicht die Nacht im Hafen saufen, randalieren und huren könnte. So etwas erleben Seeleute auch.«
Sven und Mr Gordon standen an Deck, als sie tags darauf in die Bucht einliefen. Sven musste sehr an sein erstes Einlaufen denken. Damals hatte ihm der Untersteuermann gezeigt, worauf er jetzt Mr Gordon hinwies, auf die Landzunge »Sullivan« und die kleine Ansiedlung »Mount Pleasant«, auf »Fort Johnson« gegenüber an Backbord.
»Fort Sullivan gab es damals noch nicht. Es ist mit Erdwällen gebaut worden und liegt dort.« Sven zeigte mit ausgestreckter Hand, aber viel war wirklich nicht zu sehen.
Später entdeckten sie vor sich viele Schiffe mit eingeholten Segeln. Aber sie hatten ihre Flaggen gesetzt.
»Ist das Charleston, Herr Kapitän?«
»Ja, die Stadt liegt auf der Halbinsel, die vom Ashley River dort links und vom Cooper River hier rechts gebildet wird. Wir werden an der Seite des Cooper River anlegen. Sehen Sie die Schiffe? Die haben sicher zur Feier des Sieges geflaggt.«
Doch auch sie wurden beachtet. Die Mannschaften auf den ankernden Schiffen wiesen sich auf die Freedom und die beiden Prisen in ihrem Gefolge hin. Die Prisen waren ja sofort zu erkennen, weil sie die kontinentale Flagge über der britischen trugen. Man jubelte ihnen zu, und die Mannschaft der Freedom winkte zurück.
»Ist das nicht ein schöner Empfang?«, fragte Sven. »Sehen Sie, wir werden dort steuerbord voraus ankern. Sie können mit mir an Land gehen. Aber bitte seien Sie spätestens vor zehn Uhr morgens wieder an Bord. Dann segeln wir.«
»Mr Larsson, ich werde nicht so lange bleiben und hoffe, dass wir heute an Land gemeinsam speisen können.«
An Land
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