Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
immer was passieren«, antwortete sein Kumpel.
»Ruhe an Deck!«, brüllte Obersteuermann Selberg. Die Freedom legte sich so vor die Schiffe, dass sie den Windvorteil hatte und beide Hecks beschießen konnte.
»Hier ist der Schoner Freedom aus Philadelphia!«, rief Sven durch die Sprechtrompete. »Streichen Sie die Flagge, und erwarten sie unser Prisenkommando!«
Alle Kanonen waren auf die Handelsschiffe gerichtet. Auch die Scharfschützen zielten mit ihren Rifles. Aber auf den Handelsschiffen zeigte sich kein Widerstand. Sie holten die Flaggen ein und erwarteten das Prisenkommando.
Die Freedom trieb noch ein wenig vorwärts und konnte jetzt auch die Breitseite der Bark sehen. Sven erkannte, wie Uniformierte aus dem Niedergang kamen und sich mit Musketen hinter die Aufbauten kauerten.
»Vorsicht! Schützen an Deck!«, rief er, aber da knallten drüben schon Schüsse. Sven wurde die Sprechtrompete mit lautem Krach aus der Hand gefegt. Instinktiv duckte er sich und suchte nach Deckung. Dann merkte er, wie sein Daumen brannte. Durch einen Riss sickerte Blut.
Wut stieg in Sven hoch. Dass die Kerle trotz eingeholter Flagge schossen! Dass er sich so einen Schreck hatte einjagen lassen! Dass ihn der Daumen schmerzte. Zornig schrie er: »Schießt die Kerle ab!«
Aber ihre Scharfschützen hatten schon aufgeräumt. Und nun liefen auch Seeleute auf der Bark zu den Schützen, rissen ihnen die Musketen weg und warfen sie ins Meer. Dann schwenkten sie weiße Flaggen.
Karl Bauer, der Untersteuermann, legte mit dem Prisenkommando ab und enterte zunächst die größere Bark. Er ließ die gesamte Besatzung auf dem Vorschiff zusammenkommen und nach Waffen durchsuchen, schickte drei Mann zur Suche unter Deck und delegierte erst dann Adam mit zehn Männern auf die Brigg.
Die Gefangenen machten einen erschöpften Eindruck.
»Wir haben den Sturm voll abbekommen«, berichtete der Kapitän der Bark. »Zehn Stunden rangen wir mit ihm, hatten einen Bruch des Vormastes und einiger Rahen. Dann, als es ruhiger wurde, haben wir geschuftet, um das Schiff wieder klarzumachen. Ich ahnte schon, dass einer dieser verdammten Kaper auftauchen könnte.«
»Ihr Pech! Unser Glück!«, kommentierte Karl lakonisch und forderte den Kapitän auf, sein Gepäck für das Übersetzen auf den Schoner fertig zu machen. »Ihre beiden Steuermänner begleiten Sie«, fügte er hinzu.
»Und was wird mit dem Hauptmann?«, fragte der Kapitän.
»Welcher Hauptmann?«
»Na, der von der Artillerie, dessen Kanoniere eben noch verrückt spielten und mit Musketen ballerten.«
»Soll mit Ihnen gehen!«, entschied Karl. »Wo ist er denn überhaupt?«
»Der liegt unten in seiner Koje und ist wahrscheinlich noch seekrank oder besoffen oder beides.«
Der Hauptmann wurde geholt, blinzelte aus geröteten Augen in den hellen Tag und wollte wissen, was los sei. Seine stockende Sprache verriet, dass er noch oder schon wieder betrunken war.
Als Karl ihn aufklärte, dass die Bark von einem amerikanischenSchoner gekapert sei, wollte er nach einem Degen greifen und fluchte, als er entdeckte, dass er keinen umgeschnallt hatte. Untersteuermann Bauer wies zwei Seeleute an, ihn in den Kutter zu schaffen.
»Warum haben Sie einen Trupp Kanoniere an Bord?«, fragte er den Kapitän.
»Weil sie ihre Feldkanonen und Mörser auf mein Schiff geladen haben, als sie vor Fort Sullivan den Schwanz einkniffen und wohl Angst hatten, wir könnten ihre Ballerröhren beschädigen.«
Kanonen und Mörser, das wird den Kapitän freuen, dachte sich Karl.
Was über die Ladung der Schiffe berichtet wurde, erfreute nicht nur den Kapitän, sondern alle, die davon erfuhren. Neben Kanonen und Mörsern, dem dazugehörigen Pulver und der Munition waren auch tausend Gewehre mit Bajonetten und Munition geladen, mit denen die Briten die Loyalisten in Süd-Karolina bewaffnen wollten.
»Dann sind sie also vor Charleston abgezogen«, bemerke Mr Gordon mit fragendem Unterton.
»Kommen Sie«, antwortete Sven. »Hören wir uns in meiner Kajüte an, was die Kapitäne und der Hauptmann zu sagen haben.«
Der Hauptmann schien durch den Transport auf den Schoner etwas ernüchtert zu sein, aber den besseren Überblick hatte der Kapitän der Bark.
»Die Truppen waren schon lange auf Long Island, aber sie warteten über zwei Wochen, bis der Herr Admiral sich entschloss, Fort Sullivan mit seinen Schiffen von See aus zu bombardieren.«
»Welcher Admiral?«, fragte Sven dazwischen.
»Na, Sir Peter
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