Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
verwaltete,und er seine Sachen in das Logis trug, wo ihm Sven half, die Hängematte aufzuspannen, kannte seine Dankbarkeit kaum noch Grenzen.
Er wollte Sven die Hände küssen. »Lass den Quatsch«, sagte der. »Jetzt schlafen wir erst etwas, und dann werden wir sehen, dass wir einen Matrosen aus dir machen.« So hätte auch Adam gesprochen, dachte Sven, kaum, dass er es gesagt hatte, und lächelte.
Abenteuer unter
Segeln
(September 1770–Dezember 1773)
»Bei dem Sturm vor der Küste Nord-Karolinas bin ich nicht mehr seekrank geworden. Und der war stärker als der Sturm auf der Hinreise. Adam meinte, es sei der Ausläufer eines Hurrikans gewesen«, erzählte Sven stolz.
Seine Mutter, seine Schwester Ingrid und die Oma hörten ihm aufmerksam zu. »Du erzählst wie dein Opa«, sagte die Oma. »Wie glücklich er wäre, wenn er das noch hätte erleben können.«
»Er hört uns aus dem Himmel zu, Omi«, tröstete Ingrid sie und streichelte ihre Hand.
Sven machte eine kurze Pause, weil er mit seiner Verwunderung fertig werden musste, wie groß und hübsch seine Schwester ihm nach nur drei Monaten Abwesenheit erschien und wie sie die Oma immer noch allein durch ihre Gegenwart verwandeln konnte.
»Du erzählst immer von einem Adam und manchmal auch von Karl und Joshua«, unterbrach seine Mutter die Gedanken. »Was sind das für Menschen?«
Und Sven berichtete von dem erfahrenen, besonnenen Adam, der die Neulinge fast väterlich betreute, von Karl, der zwar kaum Schulbildung aufwies, aber ein lernbegieriger und intelligenter junger Mann war, mit dem er sich angefreundet hatte, und von Joshua, dem Schwarzen,der sich fast an ihn klammerte, weil er ihm dankbar war für seine Unterstützung.
»Ein Neger«, staunte Ingrid. »Wie ist denn das Zusammenleben mit ihm? Ich kenne Schwarze nur aus der Ferne, hatte nie eine Negerin in der Klasse.«
Sven zuckte mit den Schultern. »Ja, wir haben keine Erfahrungen mit Farbigen. Ich musste mich auch erst an Joshua gewöhnen. Er ist in manchen Dingen fast ein wenig kindlich, zu wenig distanziert. Aber er ist ein gutartiger Mensch und traut auch den anderen nichts Schlechtes zu. Er ist nicht dumm, ist fleißig, zuverlässig und treu, wenn er sich jemandem angeschlossen hat.«
»Mehr kannst du wohl kaum erwarten«, sagte seine Mutter.
»Ist er auch sauber?«, wollte Ingrid noch wissen.
Sven lachte kurz. »Er wäscht sich öfter als ich und putzt seine Zähne häufiger. Wenn es danach ginge, müsste ich schwärzer sein als er.«
»Du solltest deine Kameraden einmal zum Essen einladen. Ihr liegt doch jetzt acht Tage im Hafen, und sie wohnen zu weit, um nach Hause zu fahren.«
Adam, Karl und Joshua erschienen in ihrer besten Kluft, mit dunkelblauen Jacken und steifen Hüten.
»Mein Gott, ihr seht ja fast wie Offiziere aus«, scherzte Sven, als er sie am Kai in Gloucester empfing.
»Sei friedlich, und mach keine Scherze auf unsere Kosten, sonst erzählen wir deiner Familie, was du für ein Hallodri bist«, drohte Adam lachend.
»Da wird euch wohl kaum etwas einfallen«, wehrte Sven ab.
Adam lachte. »Ich hab Joshua schon erzählt, dass er von deiner Liebschaft mit seiner Schwester berichten soll.«
Sven sah Joshua an. »Für solche Lügen ist Joshua viel zu anständig.« Und er klopfte ihm auf die Schulter. Joshua lächelte dankbar.
»Nun kommt endlich! Ich hab Hunger«, mahnte Karl.
Bei der Begrüßung der Gäste brachte die Oma alle etwas in Verlegenheit. Ingrid war mit ihrem Ankleiden und Frisieren nicht rechtzeitig genugfertig geworden, und so begrüßte sie Svens Mutter und führte sie in das Wohnzimmer, wo die Oma allein saß.
»Ach, sind Sie vom Schiff meines Mannes?«, fragte die freundlich. Dann zeigte sie auf Sven. »Sie kenne ich aber doch.«
Bevor Astrid oder Sven etwas erklären konnten, erschien Ingrid. Mit ihren dreizehn Jahren sah sie wie eine junge Dame aus, und Svens Freunde schauten erst einmal erstaunt. Als Ingrid Omas Hand fasste, wurde die auch wieder in die Realität zurückgeholt und sagte: »Da ist ja unser Sven mit seinen Kameraden. Stell sie uns doch bitte vor.«
Sven stellte sie vor, und sie reichten der Oma ihre Hand und verbeugten sich artig.
»Das sind richtige Seemannshände«, sagte die Oma. »Seit dem Tod meines lieben Mannes habe ich sie nicht mehr gedrückt. Sie werden mir bestätigen, meine Herren, dass die ›Landeier‹ gar keinen richtigen Händedruck haben.«
Lachend stimmten sie der Oma zu, tranken ihren Rum zur
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