Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Begrüßung und ließen sich dann das gute Menü schmecken. Die Oma verabschiedete sich nach dem Essen zu ihrer Ruhepause, Mutter und Tochter kümmerten sich um das Geschirr, und Sven konnte endlich von dem Mysterium erzählen, dass seine Schwester Ingrid die Oma allein durch ihre Gegenwart immer aus ihrer Traumwelt in die Realität zurückholen könne.
Adam und Karl machten Späße, dass Ingrid auch sie verzaubert habe und dass es Sven nicht geschadet hätte, wenn er von ihrer Schönheit etwas abbekommen hätte.
Aber Joshua schüttelte den Kopf. »Ihr wisst nichts von Geistern. Böser Geist hat Oma verzaubert. Aber Ingrid hat so guten starken Geist, dass der böse Geist sich immer versteckt, wenn Ingrid kommt. Dann ist die Oma wieder frei. Ich glaube, Ingrid kann auch Zukunft schauen. Vielleicht noch nicht jetzt, aber wenn sie richtige Frau ist, bestimmt.«
Sven widersprach nur darum nicht, weil er Joshua mochte. Aber die beiden anderen hatten schon von Zaubereien des Voodoo gehört und hielten daher Joshuas Aussage für glaubwürdig.
Doch dann kamen Mutter und Schwester zurück und ließen sichvon der Heimat der Kameraden und vom Schiffsleben erzählen. Es war ein lustiger Nachmittag. Nach dem Abendessen begleitete Sven seine Kameraden zur Anlegestelle. »In drei Tagen geht es wieder los, mein Lieber. Gewöhne dich also nicht zu sehr an euer schönes Zuhause. Sag deiner Mutter und deiner schönen Schwester und auch der lieben Oma, dass es uns sehr gut gefallen hat«, betonte Adam zum Abschied.
»Nette und gute Kameraden hast du, Sven«, bestätigte seine Mutter, als er die Grüße ausgerichtet hatte. »Nun habe ich etwas weniger Sorge, wenn du wieder auf See bist.«
Der Unterschied zur Welt der Seeleute wurde Sven am nächsten Tag deutlich, als er erst seine Mutter von der Schule und mit ihr dann Ingrid aus dem Haus von Dr. Wilbur abholte, wo Ingrid mit Sabrina Wilbur Hausunterricht hatte.
Der Arzt hatte einen Augenblick Zeit und ließ es sich nicht nehmen, mit Sven und den Damen bei einer Tasse Tee zu plaudern. Hier wurde Sven nicht belächelt, dass er Zeitungen kaufte, hier wurde er bedauert, dass er wochenlang von jeder Information abgeschnitten sei.
Als er erwähnte, dass das nächste Ziel der Victoria Boston sei, wurde Dr. Wilbur lebhaft. »Da kommst du in das Zentrum der Unruhestifter, mein Junge. Ich lese manchmal den ›Massachusetts Spy‹ oder die ›Boston Gazette‹, für mein Gefühl reine Hetzblätter. Aber auch dem gemäßigten ›Boston Chronicle‹ war zu entnehmen, dass die Stimmung in Boston sehr geladen ist. Die Stadt ist voll von britischen Truppen, und die Einquartierungen tragen nicht zur Freundschaft zwischen Soldaten und Einwohnern bei. Halt dich nur fern von Ansammlungen des Mobs, Sven, sonst kannst du schnell zwischen die Fronten geraten.«
Dann sprach er noch über Benjamin Franklin und John Adams, die Wortführer der patriotischen Bewegung. Svens Mutter und Schwester standen den Meinungen der beiden eher wohlwollend gegenüber, aber Dr. Wilbur sah das anders.
Der Franklin und der Adams seien Demagogen, betonte Dr. Wilbur mit Nachdruck. Er wisse von einem Freund, der zum Verwalter der Stempelsteuer ernannt worden war, dass Mr Franklin ihm geraten hatte, den Posten anzunehmen und nicht auf die rebellischen Hetzerzu hören. Auch als er die Kolonien in London vertrat, habe er dort ganz anders über die Steuern gesprochen als jetzt hier.
»Glauben Sie mir, es geht uns, was die Steuern angeht, besser als den Engländern im Mutterland. Solange nördlich und westlich von unseren Kolonien noch die Franzosen saßen, haben die Maulhelden gern den Schutz der britischen Armee und Flotte in Anspruch genommen. Jetzt, wo nach dem Frieden von anno dreiundsechzig die Briten in Kanada sitzen und kein Angriff mehr zu befürchten ist, da schreien sie alle und wollen unabhängig sein. Die meisten haben nur ihre eigenen Interessen im Auge, nicht das Gemeinwohl.«
Als die Larssons nach Hause gingen, waren sie nicht unbeeindruckt, mit welcher Überzeugungskraft Dr. Wilbur diese Meinung vertreten hatte. »Er ist ein guter und hilfsbereiter Mensch«, sagte Sven, »aber hier urteilt er wohl etwas zu einseitig. Es ist doch ein Recht aller freien Menschen, dass sie nur Steuern zahlen müssen, denen ihre gewählten Vertreter zugestimmt haben.«
Seine Mutter lächelte. »Ja, aber wir können doch keine Vertreter über den Ozean nach London schicken. Wir haben hier unsere gewählten Versammlungen.
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