Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Seeraum, wenn wir von Long Island abhalten. Lassen Sie bitte alles vorbereiten, und geben Sie den neuen Kurs an. Ich frühstücke noch fertig.«
Da würde ich gern mitkommen, dachte Sven, dem heute sein Hartbrot gar nicht geschmeckt hatte. Aber er musste mit Adam und Karl die Segel am Fockmast raffen, die Boote doppelt sichern und alle Deckslasten überprüfen.
Kaum hatte er danach noch Zeit, sich warm anzuziehen und den Ölmantel überzustreifen, da jagte der Sturm mit seinen Gischtwänden heran und vertrieb alle, die nicht mit der Führung des Schiffes zu tun hatten, schneller unter Deck, als es die Pfeife des Bootsmanns gekonnt hätte.
Sven klammerte sich an das Seil, mit dem er sich am achteren Mast festgezurrt hatte, und duckte seinen Kopf mit dem Ölhut gegen den Wind. Es dauerte nicht lange, da war er durch und durch nass. Der Bootsmann gestikulierte und deutete zur Kuhl, von der nun auch Sven ein klopfendes Geräusch hörte. Adam schrie ihm ins Ohr, dass sie die Boote besser befestigen müssten. »Halt dich bloß fest!«
Sie hangelten sich an den Tauen, die an Deck gespannt waren, nach vorn. Adam rief etwas. Sven sah die riesige Welle auf sie zurasen, ließ sich auf die Knie sinken und klammerte sich mit beiden Händen an einem Tau fest. Das Wasser warf ihn um, aber er ließ das Tau nicht los. Doch dann gab das Tau auf einmal nach. Es hatte sich an einer Seite gelöst, und Sven rutschte auf die Reling zu. Aber er hielt das Tau fest. Dann schlug es ihn gegen eine Deckslast, und er war für einen Moment verwirrt. Aber das Wasser war verrauscht, und Adam griff ihn mit einer Hand und zog ihn an sein Tau heran.
»Komm!«, keuchte er. »Zieh mit, wir wollen hinter den Aufbau dort. Wenn ich den erwische, der das Tau nicht richtig festgezurrt hat.«
Aber als es eine kleine Pause im Toben gab, als sie die Boote nachgezurrt hatten, entdeckten sie, dass das Tau einfach gerissen war. Adam schüttelte den Kopf. »Zu alt oder Pfuscharbeit! Hätten wir besser kontrollieren müssen.«
Es ging immer so weiter. Festhalten, anklammern, wieder durchnässt werden, erneut nach Atem ringen. Aber dann war die Ablösung heran. Sie konnten nach unten in ihr Logis. In Krügen, mit Wolle umwickelt, war noch warmer Kaffee. Aber das Feuer in der Kombüse war längst gelöscht. Es gab kein warmes Essen. Sie konnten sich nur dieSachen herunterreißen, sich abtrocknen, in eine Decke hüllen und in die Hängematte krauchen.
Sven war schon so an Stürme gewöhnt, dass ihm das Rollen und Stampfen des Schiffes nichts mehr ausmachte. Vor Erschöpfung schlief er ein. Als ihn jemand rüttelte, waren zwei Stunden vorbei. Er musste wieder in die kaum getrocknete Hose, Jacke und den Ölmantel und raus an Deck.
Der Sturm tobte den ganzen Tag und ließ auch in der Nacht nur wenig nach. Aber als sie dann mit müden und roten Augen den Tag im Osten kommen sahen, schlief der Sturm bald ein.
Der Kapitän, der sich am Ruderhaus festgebunden hatte und nicht weniger erschöpft aussah als seine Männer, gab Befehl, alles zu kontrollieren und dann wieder mehr auf die Küste zuzuhalten.
Joshua, der beim Toben des Sturmes nicht an Deck gedurft hatte, musste jetzt mit der Ablösung ran. Aber er grinste Sven ausgeruht an: »Ich nicht mehr seekrank! Bald richtiger Seemann!«
Sven musste lachen, als er in die Hängematte kroch. Richtiger Seemann! Das würde auch bei ihm noch eine Weile dauern.
Der Koch durfte in der Kombüse wieder Feuer machen, kochte Kaffee und wärmte eine dicke Suppe. Als die Töpfe ins Logis kamen, weckte Adam die anderen. »Raus aus euren Kabuffs! Jetzt gibt es endlich was Richtiges zu futtern.«
Sie schlangen voller Heißhunger in sich hinein. Die Esssitten hier dürfte meine Mutter nicht sehen, dachte Sven und musste lächeln. »Dir geht es wohl schon wieder sehr gut?«, fragte Karl, der sich anscheinend noch nicht genug ausgeruht hatte. »Ach, ich musste an etwas Lustiges denken«, antwortete Sven.
Aber da hörte er schon Schreien und Pfeifen: »Alle Mann an Deck!«
Das war nun gar nicht lustig.
»Was ist denn schon wieder?«, fragten die Männer der Freiwache, als sie an Deck hasteten. Die anderen zeigten nur nach vorn.
Steuerbord voraus, etwa eine Meile entfernt, trieb ein Fischkutter mit gebrochenem Mast in der immer noch hoch gehenden See. Er mussteauch leckgeschlagen sein, denn er lag tief im Wasser. Aber es gab noch Leben an Deck! Sven sah, wie ein Lappen geschwenkt wurde.
Sie mussten ein Boot fertig machen
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