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Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Titel: Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Jahr ein- oder zweimal mit ihrem Wagen zu den Quäkern gefahren, hatten ihnen ihre Waren gebracht, hatten getauscht und anderes für die Händler dort gelassen, die die Siedlungen von Zeit zu Zeit bereisten. Man hatte sich respektiert und toleriert. Man lebte schließlich in Pennsylvania, einem Staat, der der Toleranz verpflichtet war.
     
     
    Astrid wachte am nächsten Morgen früh nach kurzem, unruhigem Schlaf auf. Sie sah den fünf Männern zu, die Pferde sattelten, um nach ihrem Mann zu suchen. Sie hatten Gewehre, aber, wie man dort sagte, ihre schwarze, schlichte und strenge Quäkerkleidung war ein besserer Schutz gegen Indianer als ein Gewehr. Quäker hatten nie gegen den Willen der Ureinwohner Land besiedelt. Sie hatten es immer gekauft und fast immer einen reellen Gegenwert bezahlt. Sie hatten auch von ihrem Wissen abgegeben und ihrerseits von den Indianern gelernt.
    Sie grüßten Astrid ernst und ritten davon. Ein halbes Dutzend Hunde folgte ihnen. Den Rest riefen die Frauen des Dorfes zurück.
    Sven und Ingrid schliefen noch. Ingrid hatte gestern viel geweint, weil ihr Vater nicht da war, und sie merkte, wie sich ihre Mutter um ihn sorgte. Geholfen hatte ihr wieder die Anne, die mit ihren Zuckerplätzchen kam. Geholfen hatten auch die Mädchen des Dorfes, die ihr neues Spielzeug vorführten, das die Väter aus Holz geschnitzt oder das die Mütter aus Stoffresten genäht hatten.
    Als Sven und Ingrid aufwachten, waren die Bewohner des Dorfes schon alle bei der Arbeit. Nur ihre Mutter war im Haus und hatte Brot und Milch für sie.
    »Ist Vati gekommen?«, fragte Sven.
    Seine Mutter schüttelte traurig den Kopf. »Sie suchen nach ihm. Man hat keine Schüsse gehört. Vielleicht sind die Indianer weg.«
    Zwei Stunden später, Astrid hielt es vor Unruhe kaum noch aus, ritten die Männer wieder ins Dorf. Einer trug Einars Leiche vor sich im Sattel. Astrid schrie auf. Bertha umarmte sie.
    Der älteste Reiter kam zu ihnen, nahm seinen Hut ab und sagte: »Schwester Astrid, Gott hat euren Mann zu sich genommen. Wir können die Wege des Herrn nicht erforschen, aber wir sind seine Kinder, und der Herr wird auch euren Einar in Liebe annehmen. Betet für ihn!«
    Astrid konnte nicht antworten. Sie ging auf die Männer zu, die jetzt behutsam den Körper aus dem Sattel hoben. Einars Gesicht war blutverschmiert, denn die Indianer hatten ihn skalpiert.
    »Er hat nichts gespürt«, tröstete sie der Mann. »Zwei Schüsse in die Brust haben ihn getötet. Vorher hat er drei Feinde mindestens schwer verwundet. Wir fanden die Blutlachen. Auch Euer Hund hat ihn bis zuletzt verteidigt. Wir haben ihn im Wald begraben.«
    Astrid umarmte den Oberkörper ihres Mannes und wischte sein Gesicht ab.
    »Kommt, Astrid«, bat Bertha sie. »Wir legen ihn auf die Bank, verbinden den Kopf und richten ihn her. Morgen werden wir ihn auf unserem Gottesacker bestatten.«
    Als sie Einar gesäubert und seinen Kopf verbunden hatten, ließ Astrid auch die Kinder zu ihm. Sie weinten und nahmen Abschied. Sven mühte sich mit aller Kraft, die Tränen zurückzuhalten, und wollte seiner Mutter Trost geben. Er spürte, wie sehr sie litt.
    »Warum haben sie Vati getötet? Wir haben ihnen nie etwas getan«, fragte er schluchzend.
    »Es waren fremde Indianer, die aus dem Südwesten des Landes fliehen mussten. Sie wurden aufgehetzt, haben gemordet und gebrandschatzt und wurden nun von den Milizen geschlagen. Möge Gott uns allen vergeben.«
     
     
    Am Abend versammelten sich alle im größten Haus des Dorfes. Frauen und Männer standen dicht gedrängt. Alle trugen ihre einfache schwarze Kleidung ohne die geringste Zier.
    Der Dorfälteste sprach: »Unser Herr sagt auch zu unserem Freund Einar Larsson: ›Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. Denn so du durchWasser gehest, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du durch Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland.‹ So steht es bei Jesaja. Werdet nun eins in euren Gedanken mit unserem Gott und seinem Kind Einar!«
    Sie standen und schwiegen. Einige hatten die Augen geschlossen, andere schauten nach oben, wieder andere hatten die Hand vor die Augen gelegt. Einige bewegten die Lippen, aber niemand sprach. Manchen liefen die Tränen über die Wangen, andere schluchzten leise. Astrid sah, dass einige bebten, wie

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