Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
der Gasse zur anderen. Kleine Läden undKneipen wechselten sich ab. Mehrere priesen ihre Waren oder Speisen auch in englischer Sprache an.
Adam lotste sie in eine Kneipe. »Kneipe heißt hier ›Adega‹. In der hier habe ich schon mal gut gegessen. Kommt! Wir gehen hier vor Anker!« Sie aßen Spanferkel mit geröstetem weißen Brot und feinen Gemüsebeilagen. Sie sprachen einem würzigen Rotwein zu, und Adam musste die jungen Burschen bremsen, nicht so schnell zu trinken. »Der hat mehr Alkohol als unser Bier!«
Und sie leisteten sich noch eine Nachspeise, natürlich süß. Es war stark gekühlte Vanillemousse mit heißer Himbeersauce.
»Wenn wir so etwas an Bord kriegen würden«, schwärmte Sven.
Adam lachte. »Dann wärst du in vier Wochen so fett, dass du nicht mehr die Wanten hochklettern könntest.«
»Aber die Leute hier sind doch auch nicht so dick«, protestierte Sven.
»Meinst du, die können sich so ein Essen oft leisten? Wenn wir hier unsere Heuer auf den Kopf hauen, dann sind wir für die hier reich.«
Am nächsten Tag mussten sie viel von dem abarbeiten, was sie genossen hatten. Die einen mussten die Taljen bedienen, als ihre Fracht entladen wurde. Es waren wieder Säcke mit dem feinen Weizenmehl, das auch hier gern gekauft wurde. Die Schauerleute karrten die Säcke in ununterbrochener Folge vom Schiff in die Ladehäuser.
Sven war mit seinen Kameraden zum Wasserfassen eingeteilt. Sie mussten zunächst die Wasserfässer aus den unteren Decks der Victoria mühsam an Deck hieven, entleeren, schwefeln, schrubben und durch den Bootsmann inspizieren lassen.
Dann ruderten sie quer über die ganze Bucht zum Südufer in der Nähe von Almada, wo die Schiffe an einer Felsenküste Wasser fassen konnten. Aber sie waren nicht die Einzigen, die ihre Fässer füllen wollten. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis sie die langen, schweren Leinenschläuche übernehmen und ihre Fässer spülen und füllen konnten. Und auf dem Rückweg mussten sie gegen Wind und Strömung anrudern.
Sven und die Freunde waren völlig erschöpft, als sie die Fässer wiederverstaut hatten. Abraham wärmte ihnen das Essen, und sie aßen etwas. Dann wollten sich alle ausruhen. Nur Adam war dagegen.
»Wann sind wir schon mal in Lissabon? Lasst uns den freien Abend noch ausnutzen. Wir wollten doch etwas für Svens Familie kaufen. Und ihr werdet doch auch noch andere kennen, denen ihr ein kleines Andenken kaufen wollt. Also los! Kommt schon!«
Sie hatten alle möglichen Kleinigkeiten gefunden und auch noch dies und jenes für sich selbst erstanden. Als Sven am nächsten Morgen durch die Pfeife des Bootsmannes aus dem Schlaf gerissen wurde, tat ihm der eine oder andere Kauf leid. Was sollte er mit dem breitrandigen schwarzen Hut, der ihm angeblich so gut stand?
Aber es blieb nicht viel Zeit für solche Gedanken. Mr Margot, der Untersteuermann, befahl den vier Freunden, die Gig zu Wasser zu lassen.
»Ich habe heute frei und möchte den Turm von Belém besuchen. Er liegt sieben Kilometer flussabwärts. Wer will, kann mit reinkommen, aber einer muss das Boot bewachen.«
Die Fahrt flussabwärts strengte sie nicht an. Es blieb genug Zeit, die großen Schiffe zu bewundern, die auf dem Tejo segelten. Mehrmals sahen sie sogar Schiffe mit Fahnen der amerikanischen Kolonien. Mr Margot bestätigte, dass Lissabon immer häufiger von amerikanischen Schiffen angelaufen werde.
»Wir können seit 1729 Salz aus Portugal und Spanien ohne den Umweg über England importieren. Die Victoria lädt aber nur zu einem Drittel Salz. Vor allem werden wir unsere Laderäume mit Weinfässern aus Madeira füllen.«
»Wozu brauchen wir so viel Salz, Mr Margot?«, fragte Sven.
»Vor allem natürlich für die Fischer, die ihre Fische einsalzen. Aber auch Fleisch wird eingesalzen.«
Und dann ragte der Turm von Belém vor ihnen aus dem Wasser.
»Das soll ein Festungsturm sein?«, fragte Adam erstaunt. »Ich habe immer gedacht, das sei ein königlicher Erholungsturm mit den vielen Schnörkeln und Säulengalerien.«
Mr Margot erklärte, das sei marokkanischer Baustil, aber der Turm sei vor über zweihundert Jahren zum Schutz des Hafens erbaut, habe damals auch noch frei im Wasser gestanden. Inzwischen hatte der Tejo sein Bett etwas verlagert, und der Turm stand fast am Ufer.
Joshua war einverstanden, das Boot zu bewachen. Die anderen kletterten an Land und besichtigten den Turm. In den vorgebauten Kasematten fanden sie dann auch die
Weitere Kostenlose Bücher