Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Titel: Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
Vom Netzwerk:
Kanonen.
    »Deren Schusswinkel wäre mir zu dicht am Wasser. Wenn ein Schiff nahe beim anderen Ufer segelt, können sie doch gar nicht mehr treffen«, monierte der Untersteuermann.
    Aber sonst, als Kunstwerk, bewunderte er den Turm sehr und wies die Matrosen auf die in Form von Ritterschilden gestalteten Zinnen, die Figur der Schutzgöttin und die Loggia hin. Er spazierte mit ihnen auch die vier Stockwerke hinauf und bewunderte den Königssaal. Den Matrosen imponierte die Aussicht von der Plattform auf den belebten Tejo wohl aber doch noch mehr.
    Sven schaute sich auch landwärts um und fragte Mr Margot, was denn dort für ein riesiges Brückenbauwerk zu sehen sei.
    »Das muss der Aquädukt sein, der erst vor dreißig Jahren etwa eröffnet wurde. Das ist eine Wasserrinne, die dort über ein tiefes Tal geführt wird. Ich habe gehört, die Bogen sollen bis fünfundsechzig Meter hoch sein. Die Brunnen der Stadt erhalten so ihr Wasser.«
    »Ich sehe Menschen dort oben gehen«, ergänzte Sven.
    »Ja, man kann dort spazieren gehen, wurde mir gesagt. Wenn wir einmal länger hier sind, müssen wir auch dorthin. Aber jetzt müssen wir zurück. Wir legen noch am Ufer des Klosters Jeronimo an. Dort sind Stände, wo wir günstig etwas zum Essen und Trinken kaufen können. Kloster selbst interessieren mich nicht so. Zum Mönch bin ich nicht geboren.«
    Mr Margot spendierte ihnen ein Glas Wein und ein Brot und wies sie bei der Rückfahrt noch auf Ruinen hin, die an das Erdbeben von 1755 erinnerten.
    »Während des Gottesdienstes an Allerheiligen bebte die Erde, und in hundertzehn zerstörten Kirchen soll fast ein Viertel der Bevölkerung von den Trümmern erschlagen worden sein. Fünftausend Palästeund Häuser stürzten ein oder verbrannten. Es muss furchtbar gewesen sein. Wo unser Schiff liegt, ist alles neu aufgebaut mit großen, breiten Straßen.«
    »Kann denn so ein Erdbeben auch kommen, während wir hier liegen?«, fragte Karl.
    »Das kann niemand vorhersehen.«
    Joshua erzählte, dass auf Jamaika einmal die Erde bebte, als er Kind war. Aber es war nicht so schlimm. Nur ein paar Hütten stürzten ein. Adam witzelte, dass die Hütten schon einstürzten, wenn man nur doll furzte. Mr Margot erzählte noch etwas von Seebeben, und dann war ihre Victoria schon wieder in Sicht.
    Der Bootsmann empfing sie und meinte, die Herren hätten sich ja nun genug ausgeruht und könnten einmal die unteren Laderäume ordentlich trocken fegen, denn am Nachmittag würde man noch das Salz einladen. »Morgen laufen wir wieder aus. Dann hat das Nichtstun ein Ende!«
     
     
    Mr Margot hatte irgendwie Sympathie für Sven entwickelt. Während alle beim Laden waren, rief er Sven und sagte ihm, er möge sich gute Sachen anziehen, denn er solle ihn begleiten, wenn er in der Straße San Miguel die Abreisepapiere stempeln lasse.
    Svens Kameraden scherzten über den »Drückeberger«. Sven zog sich gute Hosen, ein frisches Hemd und die blaue Jacke an und lief zu dem wartenden Untersteuermann. Der gab ihm die Leinwandtasche mit den Dokumenten zum Tragen und ging mit ihm über die breite Uferstraße in die Stadt.
    Die Menschen flanierten, und Sven staunte wieder, wie viel prunkvoller die Kleidung hier war als in seiner Heimat. Fast jede Frau trug mindestens einen Spitzenschal und silbernen oder sogar goldenen Schmuck.
    Mr Margot stimmte seiner Beobachtung zu. »Hier handeln Menschen seit Jahrhunderten, Sven. Da hat sich einiger Reichtum angesammelt. Bei uns ringen die Einwanderer erst seit höchstens anderthalb Jahrhunderten um ihr Überleben. Da musst du noch zwei- oder dreihundertJahre warten, bis sie bei uns auch so protzen können. Aber es gibt hier auch arme Menschen.«
    Das wusste Sven noch von seinem Besuch in der Alfama. Er merkte, wie Mr Margot zu mancher hübschen Señorita schaute. Und dann stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass auch ihn einige über ihren Fächer hinweg neugierig und vielleicht ein wenig kokett betrachteten. In seiner Schulzeit war Sven mitunter Zielpunkt weiblicher Blicke gewesen. Aber das waren doch Mädchen! Und in den letzten Monaten war er Matrose, Anfänger sogar. Da war für so etwas kein Gedanke frei. Doch jetzt sahen sie ihn so komisch an. Meinten sie etwa …?
    Mr Margot war in dem Amtsgebäude verschwunden, und Sven wartete beim Pförtner. Der versuchte, sich mit ihm zu unterhalten. Aber sein Englisch war nahezu unverständlich. Sven antwortete in Französisch, und siehe da, bei deutlichem Sprechen fanden sich genug

Weitere Kostenlose Bücher