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Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln

Titel: Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Anteil von allem, was sie ausgeben mussten, einbehalten. Das war als Ausgleich für Schwund durch Eintrocknen, Schimmeln oder Rattenfraß gedacht, konnte aber auch als Gewinn ausgenutzt werden. Schon nach wenigen Tagen waren die vier Neuen in das Schiffsgerede eingeweiht, dass der Zahlmeister immer zu wenig ausgebe, um sich die Taschen zu füllen.
    Auch der Bootsmann, der den seemännischen Betrieb überwachte, der Stückmeister, für Waffen und Munition verantwortlich, und der Zimmermann, für alle Reparaturen zuständig, waren für das Schiff unentbehrlich. Aber sie hatten keinen Zugang zur Offiziersmesse.
    Sven merkte sehr schnell, dass die Zeus ohne diese erfahrenen Deckoffiziere gar nicht zu führen war. Die Offiziere mochten Fachleute für den Kampf sein, vom seemännischen Handwerk, das auch die Reparaturen am Rumpf und in der Takelage einschloss, verstanden sie weniger als die Offiziere der Handelsflotte.
    Noch eine Besonderheit an Bord des Kriegsschiffes fiel auf: die Seesoldaten. Natürlich waren sie Experten für den Kampf mit allen Waffen, aber sie schienen auch die Machtstellung der Offiziere sichern zu müssen. Sie hatten ihren Leutnant, einen rotgesichtigen Choleriker, einen Sergeanten, zwei Korporale und vierzig Mann, die volle Sollstärke. Sie wurden anders rekrutiert als die Seeleute, taten keinen Dienst in der Takelage und schliefen auch zwischen den Seeleuten und dem Quartier der Offiziere. Es gab eine Distanz zwischen den Seeleuten und den Seesoldaten, den »Hummern«, wie sie wegen ihrer roten Röcke genannt wurden.
    Die Seesoldaten wurden vom Sergeanten und den Korporalen täglichgedrillt, dass ihre Uniformen untadelig auszusehen hatten und dass sie ihre Waffen im Gleichtakt mit den exakt gleichen Griffen beherrschen mussten. Auf die Seeleute wirkten sie wie Marionetten.
    Der Master beobachtete Sven sehr genau bei der Ausübung seines Dienstes. Er ließ ihn die Geschwindigkeit mit dem Log messen und fragte ihn dann aus, ob die Ladung des Schiffes richtig getrimmt sei.
    Sven schaute Mr Berger prüfend an und merkte, dass dieser seine Urteilsfähigkeit erproben wollte. Er entschloss sich zu einer offenen Antwort. »Um das richtig zu beurteilen, müsste ich die Zeus länger kennen, Sir. Auf den ersten Blick ist sie etwas zu vorlastig getrimmt, um ihre beste Fahrt zu erreichen.«
    Der Master nickte. »Das haben wir in Kauf genommen, weil dort die Wasserfässer gelagert sind, die zuerst verbraucht werden. In ein paar Tagen wird sich das ausgleichen. Wir hätten sonst dauernd umtrimmen müssen.«
    Mr Berger ließ sich auch von Svens Reisen mit der Victoria berichten.
    »Dann warst du also noch nie in England?«
    »Nein, Sir. Aber eine der nächsten Reisen sollte nach Plymouth führen.«
    Der Master ließ erkennen, dass er mit Svens Arbeit zufrieden war, aber er blieb Sven gegenüber reserviert. Bis Mr Berger sich eines Tages über eine flapsige Bemerkung von Mr Hunter, dem dritten Leutnant, ärgerte.
    »Dummer Schnösel«, knurrte der Master auf Deutsch, kaum dass der Dritte einige Schritte entfernt war.
    »Sir, ich muss Ihnen sagen, dass ich Deutsch verstehe«, betonte Sven leise.
    »Wieso das?«
    »Meine Mutter ist Deutsche, Sir, und spricht manchmal mit mir und meiner Schwester in ihrer Muttersprache.«
    »Ich bin Hannoveraner. Dann könnten wir uns ja insgeheim verständigen. Aber eben hast du nichts gehört! Klar?«
    »Aye, aye, Sir«, antwortete Sven und musste sich ein Schmunzeln verkneifen.Mr Berger gab seine Reserviertheit Sven gegenüber auf. Er machte nun schon hin und wieder ein Späßchen, denn er war ein humorvoller Mann, wie Sven vom anderen Steuermannsmaat gehört hatte. Er gab Sven Tipps, wie er schneller Probleme bei der optimalen Segelstellung erkennen könne. Vor allem aber ließ er Sven an seinem Lieblingsgebiet, der Wettervorhersage, teilnehmen.
    Mr Berger sprach mit ihm über die Wolkenformationen und was sie dem Kenner andeuteten. Er ließ ihn das Barometer beobachten, die Luftfeuchtigkeit in Betracht ziehen, die Richtung und Stärke des Windes, und dann musste Sven Prognosen wagen.
    Der Master stimmte mitunter zu, mitunter korrigierte er und wies auf Faktoren hin, die wie Mondstellung oder Jahreszeit ebenfalls zu berücksichtigen seien. Sie gaben dann jeder ihre Prognosen für den nächsten Tag ab, schrieben sie auf und verglichen sie dann mit der Realität.
    Sven musste neidlos zugeben, dass der Master fast immer ins Schwarze traf, während er sich nur langsam verbesserte.

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