Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Aber Mr Berger war mit ihm zufrieden und sagte: »Ich werde dem Kapitän Ihre Ernennung zum diensttuenden Steuermannsmaat vorschlagen, Mr Larsberg, und hoffe, dass Sie mein Vertrauen nicht enttäuschen werden.«
Sven hatte den Kapitän bisher nicht persönlich kennen gelernt. Er hatte ihn auf dem Achterdeck gesehen, und er hatte ihn sonntags die Kriegsartikel verlesen hören. Das war ihr Ersatz für einen Gottesdienst, da sie keinen Pfarrer hatten. Mr Egg, der Kapitän, war ein mittelgro- ßer, hagerer Mann mit eingefallenem, ja krankem Gesicht.
Er hatte sehr wachsame Augen, sprach wenig, traf aber mit den wenigen Worten immer den Kern der Sache. Er schien viel von der Navigation zu verstehen, und Sven hatte einmal erlebt, wie er mit dem Zimmermann über Details einer Reparatur gesprochen hatte. Ohne große Worte übte Mr Egg starke Autorität aus.
Bald nachdem der Master es ihm angekündigt hatte, wurde Sven zum Kapitän gerufen. Er zog schnell sein bestes Hemd, viel Auswahl hatte er nicht, und seine einzige Jacke an und meldete sich bei demwachhabenden Seesoldaten, der an die Kajütentür klopfte und laut rief: »Matrose Ben Larsberg zur Meldung befohlen!«
Der Schreiber des Kapitäns öffnete und sagte leise: »Komm! Der Kapitän ist gleich fertig.«
Der Kapitän saß am Schreibtisch, las Schriftstücke durch und unterzeichnete sie. Dann gab er sie dem Schreiber und blickte Sven an. Der hob die Hand zum Kopf und meldete: »Matrose Ben Larsberg zur Stelle.«
Der Kapitän winkte. »Stehen Sie bequem, Mr Larsberg. Mr Berger ist mit Ihrer Arbeit zufrieden. Ich befördere Sie zum diensttuenden Steuermannsmaat. Es ist bereits ins Bordbuch eingetragen worden.«
»Ergebensten Dank, Sir.«
Der Kapitän sah ihn prüfend an. »Haben Sie nicht behauptet, schanghait worden zu sein.«
»Jawohl, Sir.«
Sven glaubte nicht recht zu hören, als der Kapitän ganz ruhig zugab: »Es stimmt. Sie wurden schanghait. Ich hatte keine Wahl. Leute waren desertiert, deren Posten ich nicht anderweitig besetzen konnte. Ich brauchte erfahrene Seeleute. Sie alle haben sich als solche bewährt. Persönlich tut mir Ihr Schicksal leid, aber ich werde immer das Interesse des Schiffs vor alles andere stellen. Wenn Sie das akzeptieren, wird es Ihnen an Bord gut gehen.«
»Aye, aye, Sir«, antwortete Sven und sah an den Augen des Kapitäns, dass dieser das Gespräch für beendet hielt. Er nahm die Knöchel an die Schläfe, drehte sich um und verschwand.
Es war eine langsame, kalte Überfahrt. Die Fregatte musste oft gegen widrige Winde ankreuzen. Nach vier Wochen in dem kalten und stickigen Unterdeck schien es Sven und seinen Freunden, als wären sie schon ewig der Routine auf einem britischen Kriegsschiff ausgeliefert.
Nur an die Monotonie der Verpflegung gewöhnten sie sich schwer.
»Wir hätten dem Abraham öfter sagen müssen, dass er uns gut verpflegt hat«, brummte Adam zu Joshua. »Hier merkst du schon an dem Fraß, den du bekommst, welcher Wochentag ist.«
»Ja«, seufzte Joshua. »Sonntag und Donnerstag Schweinefleisch, Dienstag und Samstag Rindfleisch. Vier Tage Erbsen, drei Tage Hafermehl. Und das Brot voller Maden, das Fleisch voller Fett und Sehnen. Nur der Rum hält einen aufrecht.«
Jeder Mann erhielt mittags mehr als einen Achtelliter Rum mit Wasser verdünnt und abends noch einmal die gleiche Portion. Es war üblich, einige Rationen aufzusparen und sich dann ordentlich zu besaufen. Das wäre den vier Freunden beinahe zum Verhängnis geworden.
Joshua hatte sich einen halben Liter Rum am Abend einverleibt und dann nach »Sven« gerufen, der nun als diensttuender Maat seine Hängematte am Rande des Raumes hatte. Das war einem Matrosen aus London aufgefallen, der sich gern bei den Offizieren anschmierte.
»Sir«, meldete er dem Ersten Leutnant. »Mit den Kolonisten stimmt was nicht. Die haben falsche Namen angegeben. Der Nigger rief den Steuermannsmaat im Suff ›Sven‹ und nicht ›Ben‹.«
Der Erste nahm sich vor, der Sache nachzugehen. Aber dann geriet die Zeus in einen schlimmen Sturm.
Der Master hatte schon am Morgen dem Kapitän gemeldet, dass ein schwerer Sturm bevorstehe. Sie hatten das Schiff sturmklar gemacht. Die Segel waren bis auf den Sturmklüver eingeholt und fest vertäut. Die Bramstengen waren gefiert und an Deck festgelascht worden. Die Kanonen waren dreifach festgezurrt. Alle Luken waren verschalt. Was getan werden konnte, war getan, als die ersten Böen das Schiff ansprangen.
Stunde
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