Sven Larsson Bd. 1 - Rebell unter Segeln
Rudergänger grimmig an.
»Wir segeln jetzt im so genannten Kanal«, erklärte er Sven. »Steuerbord zur Stadt hin und backbord zum ›Black House Fort‹ wird die Fahrrinne eng. Halten Sie sich immer gut in der Mitte. Nach dem Hafenviertel, dem ›Point‹ …«, er wies mit der Hand rechts voraus, »… haben wir noch gut zwei Meilen zur Werft. Wir werden aber vorher am Kanonenkai anlegen, um unsere Kanonen für das Magazin zu entladen.«
Sven sah interessiert zur Stadt hinüber. Man sah, dass Portsmouth älter war als Philadelphia. Die Straßen schienen enger, gekrümmter und weniger planvoll. Und die Stadtmauern! Jetzt kamen sie an einem freien Platz vorbei, auf dem Soldaten exerzierten.
»Der Paradeplatz«, kommentierte der Master. »Danach der Rundturm.«
Und dann erblickte Sven das halbrund vorgewölbte Hafenviertel mit dem Gewirr seiner Gassen, den Kneipen und Läden. Frauen winkten am Ufer. Boote mit Händlern und Huren ruderten ihnen entgegen. Immer mehr Seeleute kamen an Deck und schauten sehnsüchtig zur Stadt hinüber.
Die Seesoldaten marschierten an der Reling auf, um unerwünschte Kontakte mit Händlern und Huren zu unterbinden.
»Wartet doch ab!«, brüllte der Sergeant zu den Booten hinüber. »Wir gehen ja ins Dock. Da haben wir noch genug Zeit für euch.«
Adam stand mit Karl und Joshua bereit, die Segel zu bergen. Sie blickten auch zu den Booten hinüber.
»Ach, du lieber Gott«, stöhnte Karl in spaßhafter Übertreibung. »Was sind da für fette, alte Weiber dabei. Die müssten für uns zahlen, nicht wir für sie.«
Adam lachte. »Hinterher zahlst du auf jeden Fall, wenn der Schiffsarzt dein eitriges Pusteröhrchen kurieren soll. Die Weiber sind Pestbeulen. Das sieht man doch.«
Joshua schüttelte den Kopf. »Ihr haltet uns Schwarze ja für halbe Wilde. Aber die Angst, die ihr vor euren Weibern habt, mussten wir in unseren Bergen vor unseren Frauen nicht haben. Die waren gesund und anständig.«
»Aber Joseph, so sind auch nicht alle weißen Frauen. Das sind hier Hafendirnen. Auf dem Land sind die Frauen auch hier ehrbar und gesund.Nur wo Kerle wie wir dauernd Weiber zum Vögeln bezahlen, da werden sie verdorben und krank«, belehrte ihn Adam.
»Dann sind wir und die anderen Seeleute schuld und sollten uns nicht beklagen.«
Die Befehle des Bootsmanns unterbrachen ihr Gespräch und hetzten sie in die Takelage.
Es war eine harte Arbeit, die Kanonen, die Munition und das Pulver am Kanonenkai zu entladen. Sven war froh, dass er nicht mehr mit anpacken musste, sondern nur alles zu überwachen und zu zählen hatte. Er gab dem Master seine Listen. Der verglich sie mit seinen Aufzeichnungen und denen des anderen Steuermannsmaats. Als alles übereinstimmte, informierte er den Ersten Leutnant, dass er das Übergabeprotokoll mit dem Arsenal unterzeichnen könne.
Dann pfiff auch schon der Bootsmann, dass sich alle Männer für die Quartierhulk mit ihren Sachen an der Backbordreling bereithalten sollten.
»Ich werde Sie bald besuchen, Mr Larsberg«, sagte der Master. »Ich verabrede für Sie auch noch einen Termin für die Prüfung zum Steuermannmaat mit dem Master des Kommandierenden Admirals. Alles Gute bis zum Wiedersehen!«
Sven schüttelte ihm die Hand und bedankte sich bei ihm. Sie haben mich schanghait und an Bord dieses Schiffes gezwungen, dachte Sven, aber unter diesen verdammten Briten gibt es doch auch wunderbare Menschen wie diesen Mr Berger, den ich vermissen werde.
Sven hatte nicht viel zu packen, aber einige der anderen Matrosen hatten richtig pralle Seesäcke, als sie sich an der Reling aufstellten.
Die vier Freunde fanden sich schnell zusammen.
»Schläfst du bei uns oder bei den Maaten, Ben?«, fragte Karl.
»Na, bei euch, sonst vergammelt ihr ja völlig«, scherzte Sven.
Die Quartierhulk war ein ausgemustertes 80-Kanonen-Schiff. Sven hatte noch nie ein so riesiges Schiff bestiegen und sah sich neugierigum. Alle Kanonen waren entfernt. Nur die unteren Masten standen noch kahl an Deck. Dafür waren Verschläge an Deck errichtet worden, um die Zahl der Quartiere zu erhöhen.
Ein älterer, grauhaariger Marineleutnant erwartete sie mit Seesoldaten. Von der Zeus waren knapp hundert Matrosen zur Hulk übergesetzt.
»Ruhe!«, brüllte der Leutnant, um sich in dem Gemurmel Gehör zu verschaffen. »Männer! Diese Hulk, einst das ruhmreiche Linienschiff Alexander, ist für die nächste Zeit euer Quartier. Mr Blank, der Bootsmann, weist euch ein. Befolgt seine
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