Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
genug Tee getrunken und auch ein wenig Brei gegessen. Jetzt schlief er den Schlaf der Erholung.
»Ein Matrose oder einfacher Landmann ist das auf keinen Fall«, berichtete der Schiffsarzt. »Er hat keine Schwielen an den Händen, ist zeitlebens in Schuhen gelaufen und hat seine Haut nie ohne langärmliges Hemd der Sonne ausgesetzt. Entweder ist er ein Edelmann oder ein wohlhabender Bürger.«
»Vielleicht ist eine Belohnung auf seine Befreiung ausgesetzt«, warf der Zahlmeister ein, aber die anderen Mitglieder der Offiziersmesse lachten nur.
Auf den Schiffen wurde das zerschossene Holz nicht einfach über Bord geworfen. Wenn es nicht zu sehr mit Teer bedeckt war, wurde es für die Kombüse gesammelt, denn der Koch brauchte immer trockenes Holz zum Kochen.
Auf der Schebecke ging ein Zimmermannsmaat mit Samuel undRocky durch alle Decks und alle Räume und suchte nach Verstecken. Sie klopften alle Wände, Decken und Masten ab und ließen Rocky überall schnuppern. Sie fanden Alkoholverstecke der nicht ganz so gläubigen Moslems und kleine Verstecke für Andenken und Geld, aber den großen Schatz hatten sie noch nicht entdeckt.
Auf der britischen Kaperbrigg hatten sie die Schäden repariert. Mr Bergson drillte jetzt gemeinsam mit dem französischen Maat die Besatzung aus Amerikanern und Franzosen an den Geschützen. Sven hatte gefordert, dass sie in der Lage sein müssten, sich selbst zu verteidigen.
Mr Bergson konnte sich inzwischen mit dem französischen Maat recht gut verständigen, und abends setzten sie sich gemütlich zu einer Flasche Wein zusammen. Beiläufig erwähnte der Maat etwas von dem sagenhaften Reichtum der Familie des Barons du Savord.
Leutnant Bergson fragte nach und erfuhr, dass der Baron nach dem Tod seines Bruders das Bankhaus übernehmen würde, das seit Jahrzehnten im Besitz der Familie sei und Filialen in Südfrankreich, der Schweiz und den wichtigsten Hauptstädten Europas habe. Auch auf den französischen Karibikinseln sei es vertreten.
»Hatte er denn Geldkisten auf Ihrem Postschiff bei sich?«, fragte Bergson interessiert.
Der Maat lachte. »Der schleppt doch kein Geld mit sich rum. Der geht in eine Bank, schreibt eine Anweisung aus, zeigt seine Papiere und bekommt, was er braucht. Er hatte alle Plätze auf unserer Brigg gebucht, um bequem und ungestört zu reisen. Für einen so reichen Mann ist er erstaunlich normal und bescheiden.«
Nach zwei Tagen erreichten sie Madeira. Wieder sah Sven die Häuser der Stadt Funchal, die an den Hängen emporkrochen, und dachte mit Wehmut an seinen alten Kameraden Adam Borg, der so früh gefallen war.
Auf der Reede lagen eine britische Sloop und zwei Briggs der amerikanischen Kontinentalen Flotte. Sie würden sich in den 48 Stunden, die sie im neutralen Hafen bleiben durften, nichts tun. Aberer musste seinen Seeleuten einschärfen, sich nicht mit den Briten zu prügeln.
Als Sven die beiden amerikanischen Kriegsschiffe gesehen hatte, dachte er natürlich sofort daran, dass sie nun das Kriegsgericht für ihren Kinderschänder einberufen konnten. Er beauftragte Midshipman Potter, die beiden Kommandanten aufzusuchen und von seinem Wunsch zu unterrichten.
Baron du Savord hatte Sven gebeten, mit seiner Familie in einem Hotel der Stadt übernachten zu dürfen, bis sich entschied, wie er weiterreisen konnte. Sven selbst ließ sich mit seinem Schreiber an Land setzen, um beim Gouverneur, dem Repräsentanten Amerikas und dem Vertreter der Prisenagentur vorzusprechen. Der Zahlmeister würde seine eigene Einkaufstour bei den Händlern machen.
Als Sven dem Vertreter der Prisenagentur die Papiere für die Schebecke vorlegte, erwähnte er auch, dass er die Brigg nach Frankreich mitnehmen wolle. Wahrscheinlich werde auch Baron du Savord, den er als Schiffbrüchigen gerettet habe, mit der Brigg reisen.
»Ist das ein Mitglied der bekannten Bankiersfamilie?«, fragte der Prisenagent. Sven musste zugeben, dass ihm das unbekannt sei. Der Agent meinte, er werde das bald erfahren, denn er kenne den Leiter der Filiale dieses Bankhauses in Funchal sehr gut, und wenn der Baron zu der Familie gehöre, werde er wohl die Filiale besuchen. Sven war mehr daran interessiert, ob der Agent Chancen für eine Verwertung der Schebecke sah.
Da machte ihm der Agent nicht viel Hoffnung, versprach aber, sofort Kontakt mit Werften und anderen möglichen Interessenten aufzunehmen.
Schiffsarzt Bader konnte nun auch mit dem befreiten Gefangenen sprechen. Er
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